Jaguar XE: Angekommen im Digitalzeitalter

Jaguar XE: Angekommen im Digitalzeitalter
Jaguar hat seine Mittelklasselimousine XE aufgewertet. © Jaguar

Zur Mitte der Lebenshälfte erhält der Jaguar XE ein Facelift. Es sorgt dafür, dass das Modell der Briten neben optischen Retuschen vor allem im Digitalzeitalter angekommen ist.

Noch vor der Frage nach der Motorleistung rangiert immer die Budgetplanung. Die Betonung liegt auf Planung, denn es ist ratsam, vor der Anschaffung noch einmal genau zu rechnen.

Ab welcher Jahres-Kilometerleistung lohnt sich etwa der Diesel wirklich, den Jaguar im XE als 180 PS-Version (4,9 Liter/100 km gemittelt) ab 43.690 Euro unter die Leute bringt? Vielleicht ist ja auch ein starker Benziner machbar, der kostet als 250 PS-Variante (7 Liter/100 km gemittelt) nämlich nicht so schrecklich viel mehr (44.390 Euro). Für den 300 PS-Vierzylinder (7,3 Liter/100 km gemittelt) werden dann allerdings doch 50.140 Euro fällig. Vor allem aber gibt es für dieses Geld immer eine frisch überarbeitete Katze.

Cockpit wurde digitaler

Dass der XE anno 2019 digitaler geworden ist, merkt man, sobald der Startknopf angetippt wird: Da erleuchtet unterhalb des großen Zentralmonitors noch ein weiterer TFT-Schirm mit diversen Grafiken zur Steuerung von Klima und Co. Selbst auf den Oberflächen der Temperatur-Drehregler prangt ein Display, coole Sache. Demnach sind auch die analogen Anzeigenadeln aus dem Kombiinstrument geflogen.

Wählhebel statt elegant ausfahrender Drehknauf. Foto: Jaguar

Ob zwischen den virtuell dargestellten Skalen für Drehzahl und Tempo nun Bordcomputer-Daten oder die Straßenkarte hocken, darf der zuzahlende Fahrer entscheiden, wenngleich die Bedienung über die haptisch jetzt deutlich wertiger anmutenden Lenkrad-Tasten noch immer etwas zu umständlich ausfällt.

Schwamm drüber, Gentlemen, lets start the Engine. P250 oder P300, das ist jetzt die Frage? Beide Triebwerke verfügen über mehr Leistung, als der gemeine Autofahrer im Alltag wirklich benötigt. Beide lindern auch die nur sehr theoretische Not, mit vier Zylindern Vorlieb nehmen zu müssen. Das typische Sechszylinder-Säuseln ist den Ingenieuren ja ohnehin abhanden gekommen, seit sie aus Effizienzgründen auf Direkteinspritzung setzen. Die kompakten Jaguar-Powerpakete laufen also von Natur aus bereits ein bisschen kernig, was aber zur sportiven Markencharakteristik passt. Dann kommen noch die Sounddesigner und zaubern ein drahtig-kehlig klingendes Geräusch für die Passagiere. Nicht schlecht gemacht.

Dynamischer Fahrverhalten

Bleibt herauszufinden, ob der Motor leistet, was seine Musik verspricht. Der P250 rollt mit Hinterradantrieb an den Start, was den Antriebsstrang leicht und das Fahrverhalten durchaus dynamisch macht. Mit dem Heck durch die Kurve tänzeln klappt mit einer Portion Mut und beherztem Gaseinsatz – schön, dass es einen elektronischen Rettungsanker gibt. Dass der Zwofuffziger ausschließlich mit einer angetriebenen Achse ausgeliefert wird, ist die richtige Entscheidung, denn Traktionsprobleme gibt es in dieser Leistungskategorie unter normalen Voraussetzungen noch keine. Der 300er hingegen kommt nur mit Allradantrieb, was das Leergewicht trotz eingesetzter Leichtbauwerkstoffe wie Aluminium gleich um hundert Kilogramm auf rund 1,7 Tonnen ansteigen lässt.

Laut Werksangabe lässt der aufgeladene Zweiliter die Mittelklasse binnen 5,7 Sekunden auf Landstraßentempo sprinten, in der Praxis fühlt sich die Beschleunigung allerdings weniger spektakulär an, als es die Papierwerte vermuten lassen. Die Tachonadel marschiert allerdings im Stechschritt über die virtuelle Skala. Der recht sanft, wenngleich auch manchmal etwas verzögert reagierende Achtstufen-Wandlerautomat aus dem Hause ZF steuert seinen Komfort-Beitrag zum harmonischen Gesamtpaket bei.

Kunden an die Marke binden

Die Rückleuchten am Heck der Limousine sind schmaler geworden. Foto: Jaguar

Die potenziell mögliche Ausstattung mit Zusatzfeatures könnte dazu beitragen, dass potenzielle XE-Kunden nach reiflicher Überlegung nicht doch noch zum Wettbewerb überlaufen. Denn so schöne Technik-Leckerbissen wie adaptive LED-Matrixscheinwerfer (750 Euro) oder Head-up-Display (900 Euro) kosten zwar Aufpreis, sind aber immerhin zu haben.

Dagegen wirken Dinge wie autonome Notbremsung, Smartphone-Integration per Apple CarPlay oder Android Auto, schlüsselloses Schließsystem sowie Tempomat mit aktiver Temposteuerung und selbsttätiger Bremsfunktion schon ganz selbstverständlich.
Nicht zu haben ist leider der in dieser Klasse durchaus nicht unübliche Sechszylinder. Jaguar hat ja gerade eine komplett neue Generation elektrifizierter Reihen-Sechszylinder auf den Markt gebracht. Vielleicht werden sie ja irgendwann auch mal im XE eingesetzt. (SP-X)

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