Jaguar F-Type: Abgelegte Zurückhaltung

Coupé mit 380 PS

Jaguar F-Type: Abgelegte Zurückhaltung
Auffallen ist mit dem Jaguar F-Type garantiert. © Jaguar

Das Coupé des Jaguar F-Type ist nicht wie diverse Porsche-Modelle für die Rundstrecke konzipiert. Spektakulär ist der Auftritt des geschlossenen Zweisitzers aber allemal.

Die Menschen auf der Straße haben ein gutes Gespür für das Besondere. Mehr interessierte Blicke als bei einem Porsche ernteten wir mit dem Jaguar F-Type, der als Cabrio schon seit 2013 zu haben ist, als Coupé aber erst in diesem Jahr auf den Markt kam. Unser Jaguar trat mit der mittleren Motorisierung an, das heißt mit dem V6-Turbo, der 280 kW/380 PS leistet. Das gleiche Aggregat gibt es auch in einer 340 PS Version und zudem bieten die Briten den F-Type mit dem bekannten 5,0-Liter-V8-Motor und 550 PS an.

Jaguar F-Type mit scharfen Formen

Wie an den Reaktionen auszumachen, ist es aber weniger der Antrieb, als die Karosserie, die das Auto in Kern ausmacht. Zwar hat Jaguar bewusst schon im Vorfeld immer wieder Analogien zum E-Type aus den 60er-Jahren gezogen, tatsächlich hat der F-Type aber wenig mit der Sportwagen-Ikone gemein. Natürlich ist die Motorhaube lang, das Fahrerhaus sitzt weit hinten und die Dachlinie verläuft stark abfallend, aber das muss bei einem Sportwagen auch so sein. Trotzdem darf man sagen: Wer scharfe Formen liebt und sich eines öffentlichen Auftritts mit viel Glamour nicht scheut, wird sich in diesen Jaguar verlieben.

Im Innenraum merkt man allerdings schnell, dass Fahrer und Beifahrer für die schicke Hülle einen Preis zu zahlen haben. Denn man fühlt sich im Cockpit des F-Type auch durch die sehr breit geratene Mittelkonsole doch ziemlich eingemauert. Zudem sind die Heckscheibe und die Seitenscheiben sehr klein gehalten, was für entsprechend wenig Licht sorgt. Und noch etwas gibt es zu mäkeln: Für einen Sportwagen in dieser Preisklasse wirken die Materialien teilweise arg einfach. Und über die manchmal unlogische und verwirrende Bedienung ist schon genug geschrieben worden.

Jaguar F-Type weniger als Fahr-Maschine konzipiert

Auffallen ist mit dem Jaguar F-Type garantiert.
Das Cockpit des Jaguar F-Type ist eng ausgefallen. Jaguar

Für diese Nachteile entschädigt jedoch der Motor – wie gesagt, er ist genauso wie das ganze Auto nichts für zurückhaltende Typen. Nach dem Anlassen lässt der V6 erstmal ein heiseres Brüllen los, bevor er auf die Leerlaufdrehzahl zurückfällt. Und dann, ja dann wartet er auf seinen Einsatz. Auf jeden Gastritt reagiert das Aggregat nicht nur durch eine entsprechende akustische Rückmeldung, auch das Fahrzeug selbst prescht ohne Zögern nach vorne. Geht es in den Sport-Modus, hat die bei normaler Fahrt souveräne Achtgang-Automatik aber manchmal Probleme, die Gänge schnell genug und richtig zu sortieren.

Wir halten also fest: Der F-Type ist trotz seiner Leistungsfähigkeit weniger als Fahr-Maschine konzipiert, denn als Coupé mit großen Leistungsreserven. Denn auch die Sitze könnten bei richtiger schneller Kurvenfahrt bzw. bei schnell aufeinanderfolgenden Richtungswechseln durchaus mehr Seitenhalt bieten. Das Coupé wiegt übrigens trotz Vollalu-Karosserie 1600 Kilo und bietet damit im Vergleich etwa zu einem 911er keinen Gewichtsvorteil.

Jaguar F-Type der Grand Turismo unter den Sportwagen

Auffallen ist mit dem Jaguar F-Type garantiert.
Auch der Rücken des Jaguar F-Type kann entzücken Jaguar

Aber die Marke Jaguar steht ja nicht in erster Linie für die Fähigkeit, auf einer Rundstrecke sämtliche Reserven auszukitzeln, wie es Porsche und Ferrari im Lastenheft zu stehen haben. Wer will schon andauernd an der Leistungsgrenze fahren, mal abgesehen davon, dass dies im Alltag kaum möglich ist? Ein Jaguar-Fahrer geht distinguiert zur Sache und dazu passt der F-Type. Der ist zwar bei Bedarf auch höllisch schnell und hält optisch sowie akustisch eine eindeutige Botschaft bereit, tatsächlich mag man mit ihm aber vor allem auf längere Reise gehen. Er ist – und das ist eindeutig als Lob gemeint – eben auch eine Art Grand Tourismo unter den Sportwagen, wofür im Übrigen auch der Kofferraum mit über 400 Litern Fassungsvermögen spricht.

Der formidable 3,0-Liter ist natürlich auch kein Sparmotor. Zwar bringt er es in der Norm auf sehr ansehnliche 9,1 Liter Durchschnittsverbrauch, man sollte aber im Mix eher mal mit mindestens 13 Litern kalkulieren.

Jaguar F-Type ab 78.500 Euro

Auffallen ist mit dem Jaguar F-Type garantiert.
Mit dem Jaguar F-Type kommt man leicht auf 90.000 Euro Jaguar

Ein billiges Vergnügen ist der F-Type also keinesfalls, nicht im Unterhalt und auch nicht beim Grundpreis. Mindestens 78.500 Euro kostet der Jaguar mit der mittleren Motorisierung. Mit diversen Extras kommen wir schnell auf 90.000 Euro und damit an jene Preisgrenze, bei der man in einen – allerdings dann deutlich schlechter ausgestatteten – Porsche 911 einsteigt. Der mag der bessere Sportwagen sein, den spektakuläreren Auftritt legt auf jeden Fall der Jaguar hin. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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