Mit dem Q50 will Infiniti in Europa aus der Nische kommen. Die Limousine der Edel-Tochter von Nissan zeigt ihre Stärken über Land, sorgt aber manchmal für Stillstand an der Ampel.
Von Thomas Flehmer
Seit 2008 versucht Infiniti in Europa Fuß zu fassen. Die Edel-Ableger von Nissan ist seit 25 Jahren besonders in den USA erfolgreich und will nun diesen Erfolg in die "Alte Welt" übertragen. Doch trotz einer Umstellung der Nomenklatura der Modelle und Formel 1-Weltmeister Sebastian Vettel als Markenbotschafter fahren die Limousinen und SUV immer noch hinterher. Dabei ist der Q50, mit dem Infiniti seit dem letzten Jahr eine neue Ära einläuten wollte, eine überlegenswerte Alternative zu BMW, Audi oder Mercedes – besonders für Geschäftsleute, die bei ihren Kunden nicht mit einem deutschen Premiumprodukt, sondern etwas exotisch vorfahren wollen.
Infiniti Q50 mit elegantem Innenraum
Die Exotik verleiht dem 4,79 Meter langen Q50 eine gewisse Selbstständigkeit im Design, das allerdings auch an manchen Stellen Erinnerungen an BMW, Lexus oder Mazda wach werden lässt. Der Eleganz tut das keinen Abbruch.
Elegant geht es auch im Innenraum zu. Weiße Ledersitze und Anschnallgurte sowie hochwertige Materialien verleihen dem Q50 den besonderen Kick. Gleich zwei Monitore in der Mittelkonsole beherbergen die wichtigsten Funktionen. Zudem kann mit der speziellen Inifiniti-App "In Touch" das Smartphone integriert werden und so auch der Bildschirm per Touch oder Wischen bedient werden. Es ist alles auf Komfort ausgerichtet und auch längere Fahrten können befreit angegangen werden, da die Sitze gute Bedingungen liefern und auch auf jedwede Körperfühle eingestellt werden können.
Dieselmotor von Mercedes
Und auch der von Mercedes gelieferte 2,2 Liter große Diesel, der auch im C 220 sein Tagwerk verrichtet, leistet im Japaner gute Arbeit, auch wenn er sich dabei manchmal akustisch nicht versteckt. Doch selbst in höheren Geschwindigkeitsbereichen ist der Wagen immer noch gut gedämmt. Zudem verleitet die Laufruhe des 125 kW/170 PS starken Aggregats zum smarten Cruisen zwischen 120 und 140 km/h, was zudem mit einem guten Verbrauchswert von 5,4 Litern quittiert wird.
Aber auch in den höheren Regionen bis zur Höchstgeschwindigkeit von 230 km/h zeigt sich der Q50 sehr souverän, da auch das Fahrwerk gut austariert ist. Dabei macht es sich kaum bemerkbar, dass der Q50 mit einer sogenannten "Steer by wire"-Lenkung ausgestattet ist, die die Lenkimpulse elektronisch an die Räder weiterleitet.
Infiniti Q50 mit guten Verbrauchswerten
Auch in der Stadt kann der Q50 seine sportlichen Attribute ausspielen. Wenn das kleine Turboloch des Vierzylinders überwunden ist, steht dem Sprint bis zur 100 km/h-Marke in 8,7 Sekunden nichts im Wege. Die sechs Gänge lassen sich gut einlegen, die Schaltung hilft dabei nach, indem sie fast selbstständig in Richtung Leerlauf springt und die Hand förmlich mitreißt.
Gar nicht mitreißend agiert dagegen die Stopp-Start-Automatik, die sich manchmal beim Re-Start verschluckt und der Fahrer dann wieder auf den Startknopf drücken muss, um die Geduld der folgenden Fahrer nicht allzu sehr zu strapazieren. Dann dauert es auch manchmal ein wenig, bis die Servounterstützung auch wieder gebootet hat. Bis dahin lässt sich der Q50 schwerer lenken. Sicherheitsbedenken kommen dabei aber nicht auf. Dieses Problem kann natürlich behoben werden, wenn man per Knopfdruck ganz auf dieses System verzichtet, dann aber die im Alltag erzielten 5,8 Liter verfehlen wird.
Infiniti Q50 ab 34.350 Euro
Wer mit diesem Kompromiss leben kann, zahlt auch bei der Anschaffung des Q50 weniger als bei einem Konkurrenzmodell aus deutschen Landen. 34.350 Euro ruft Infiniti für den Q50 auf, der dann auch schon mit Klimaautomatik, Radio, Bluetooth-Freisprechanlage und die bereits aus den Nissan-Modellen bekannte und ganz hervorragend arbeitende Rückfahrkamera bestückt ist.
Natürlich kann der Q50 ebenso wie andere auch mit weiteren Fahrsicherheitssystemen ausgestattet werden, sodass die 50.000 Euro auch schnell sind. Für den Formel 1-Weltmeister keine große Investition, für andere schon.