Hyundai H-1 Travel: Da scheppert nichts

Günstige Bulli-Alternative

Hyundai H-1 Travel: Da scheppert nichts
Der Hyundai H-1 Travel ist eine kostengünstige Bulli-Alternative © Hyundai

Mit dem H-1 Travel stellt Hyundai eine reizvolle Alternative zur legendären T-Baureihe von Volkswagen zur Verfügung. Der Achtsitzer aus Korea reicht dabei nicht ganz an den Multivan heran, hängt den Klassiker aus Deutschland beim Preis gnadenlos ab.

Von Thomas Flehmer

Der legendäre Bulli ist im Segment der Personentransporter auch in seiner mittlerweile sechsten Auflage der Maßstab. War der vor 66 Jahren kreierte Transporter noch allein auf weiter Flur, hat den „Deutschland-Bus“ auch in den letzten 66 Jahren keiner das Wasser reichen können.

Doch die T-Reihe von Volkswagen hat sich fast schon zum Premium-Produkt entwickelt, während die Mitbewerber – bis auf die neue V-Klasse-Mercedes – aus dem Ausland stammen und vor allem über den Preis zum Wagen des Volkes avancieren. Der aufgefrischte Hyundai H-1 könnte sich dabei an die Spitze der Verfolger setzen.

Hyundai H-1 Travel fast ohne Nutzfahrzeugcharme

Denn im Gegensatz zu manch anderem Import-Transporter ist beim H-1 Travel der Nutzfahrzeug-Charakter fast komplett verschwunden. Der ehemalige VW-Chef Martin Winterkorn könnte wie 2011 beim Besuch des Hyundai-Standes auf der IAA in Frankfurt – damals im i30 sitzend – sagen: Da scheppert nichts. Auch der H-1 Travel ist gut gedämmt, sodass die Fahrer- und Beifahrertüren nicht blechern klingen wie bei anderen Vertretern dieser Klasse.

Auch die beiden Schiebetüren fahren so locker und leicht ins Schloss, sodass noch einmal ein Blick darauf geworfen wird, ob der Bus wirklich geschlossen ist – ist er aber. Innen empfängt die Insassen dagegen nicht das optisch und haptisch gelungene Volkswagen-Cockpit, sondern ein eher nüchtern eingerichtetes Interieur.

Fehlende Variabilität im hinteren Bereich

Der Hyundai H-1 Travel ist eine kostengünstige Bulli-Alternative
Das Interieur wirkt ein wenig verspielt Hyundai

In der Nüchternheit sind aber auch die Vorteile geborgen, die dem Fahrer sofort eine gelungene Übersicht verschaffen. Nur die silbern verpackte Mittelkonsole erinnert an asiatische Designspiele vergangener Jahre, die zudem den Knopf für die immerhin existierende Lenkradheizung am weitesten vom Fahrer entfernt hält. Aber nach mehrmaligem Probieren gestaltet sich auch dieser Ablauf sehr intuitiv.

Auch die Reihen zwei und drei sind eher funktional, aber keineswegs billig konzipiert. Platz ist in dem insgesamt 5,15 Meter langen H-1 Traveleh gegeben. Zudem können die Sitze der zweiten Reihe noch längs verschoben werden. Dass dann die Rückenlehnen nicht ganz nach vorn zugeklappt werden können ist sehr schade. Etwas mehr Variabilität können sich die Koreaner da noch von den Spezialisten der Nutzfahrzeugsparte aus Hannover abschauen.

Immerhin kann die dritte Sitzreihe, die über die Schiebetüren übrigens sehr gut erreichbar ist, ganz herausgenommen werden. Dann entwickelt sich eine kleine Spielwiese auch für sperrige Gegenstände – angefangen bei einem Volumen von 842 Litern. Wer das Gepäck nicht unterbringen kann, hat auch noch die Chance bis zu 2300 Kilogramm gesondert an den Haken zu nehmen, was sich für längere Reisen mit der Großfamilie anbieten würde, für die sich der H-1 Travel hervorragend eignet und seinem Namen alle Ehre macht.

Schwungvoll auf Reisen

Der Hyundai H-1 Travel ist eine kostengünstige Bulli-Alternative
Der Hyundai H-1 Travel ist 5,15 Meter lang Hyundai

Denn neben den guten Platzverhältnissen und praktischen Ablagen ist auch die Top-Auslegung des 2,5 Liter großen Commonrail-Diesel-Direkteinspritzers für den Tripp in den Urlaub oder der Mannschaftsfahrt zum Turnier vollkommen geeignet. Dank 125 kW/170 PS und einem maximalem Drehmoment von 441 Newtonmetern, die zwischen 2000 und 2250 Umdrehungen anliegen, kann es der Korea-Bus locker mit den Pkw auf der Autobahn angehen lassen.

Die 14,4 Sekunden Sprintzeit vergehen gefühlt schneller und auch die 180 km/h Höchstgeschwindigkeit werden laut Tacho auf der linken Autobahnspur um zehn km/h getoppt. Die Fünfstufen-Automatik verlässt dabei recht schnell den maximalen Drehmomentsbereich und pendelt sich bei knapp unter 3000 Kurbelwellenumdrehungen ein. Dass es dabei ein wenig lauter als in einem kleineren Pkw zugeht, sollte klar sein. Doch Gespräche können auch bei hohen Geschwindigkeiten geführt werden.

Erschwerte Parkplatzsuche

Der Hyundai H-1 Travel ist eine kostengünstige Bulli-Alternative
Gute Übersicht nicht nur beim Einparken Hyundai

Je nach Fahrweise benötigte der H-1 Travel auf den Strecken zwischen Berlin und Köln und zurück zwischen 10,3 und 11,7 Litern bei zumeist sehr zügiger Fahrweise auf den teilweise freien Autobahnstrecken ohne Tempolimit. Für einen 2,3 Tonner mit einer Höhe von 1,93 Metern kein schlechter Alltagswert.

Stichwort Alltag: Aufgrund der Höhe wurde die Fahrt in die Parkhäuser gemieden, da auch nicht alle Parkhäuser für dieses Segment ausgerichtet sind. Doch auch die Parkplatzsuche gestaltete sich in der Großstadt nicht immer einfach – bei den Abmessungen auch kein Wunder. Einfach war dagegen das Einparken. Auch ohne Rückfahrkamera geben die Rückspiegel genaue Auskunft, wo sich der Hyundai gerade befindet. Die Übersicht ist gegeben und die hohe Sitzposition trägt zu einem guten Sicherheitsgefühl bei.

Auch wenn der H-1 Travel nicht ganz das Einrichtungsniveau des Klassikers aus Hannover erreicht, hängt der Koreaner den Deutschen beim Preis locker ab. In der höchsten Ausstattung Premium kostet der voll ausgestattete H1-Travel 39.448 Euro. Für den vergleichbar ausgestatteten Multivan müssen 55.210 Euro investiert werden. Auch da setzt der deutsche Vertreter halt Maßstäbe.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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