Noch ist er nicht auf den Markt. Aber es dauert nicht mehr lange: in Kürze kommt der Hyundai Inster. Er wird nicht nur mit seinem Preis für Überraschungen sorgen.
Wer sagt, dass kleine Elektroautos langweilig sind, der kennt den Hyundai Inster nicht. Das ist für die, die nicht in Korea leben, allerdings kein Wunder. Denn dort sieht man den Kleinwagen bereits seit 2021 auf den Straßen. Dort wurde er zunächst mit einem Verbrennungsmotor unter dem Namen Casper vorgestellt.
Wer nun meint, dass Hyundai den Casper einfach eins zu eins nach Europa bringt – der irrt erneut. Die Koreaner haben ihn grundlegend modifiziert, seine Karosserie deutlich gestreckt. Mit seiner Länge von 3,82 Meter ist er fast 23 Zentimeter länger als sein Schwestermodell und der Radstand mit etwas mehr als 2,50 Meter um 18 Zentimeter länger. Um die Maße noch zu vervollständigen: Die Höhe liegt bei 1,57 Meter, die Breite bei 1,61 Meter.
Erstes Aha-Erlebnis beim Platz nehmen
Zahlen allein rufen bekanntlich noch keinen Aha-Effekt hervor. Doch das ändert sich ab dem Moment, in dem man im Inster Platz nimmt. Der Kleine verblüfft – und das so, wie man es in einem Kleinwagen selten kennt. Der Reihe nach: Da ist zum einem das Platzgefühl. Der Inster ist ein wirkliches Raumwunder. Das ist er auch für Menschen wie mich: Sie können mit einer Körpergröße von 1,91 Meter in einem Kleinwagen in der Regel vorn zwar noch recht kommod sitzen – hinten dann aber nicht mehr. Im Inster ist das anders.
Hier finden auch Großgewachsene gut Platz. Und das nicht nur wegen der Karosseriehöhe, sondern auch wegen der um 16 Zentimeter verschiebbaren Rückbank (etwas, was man in dieser Klasse übrigens selten findet). So wie man sich damit hinten mehr Beinfreiheit verschaffen kann, kann man dieses Feature auch für mehr Stauraum im Kofferraum nutzen. Sein Volumen liegt dabei bei mindestens 280 Litern – oder bei nach vorn geschobener Rückbank bei 351 Litern. Das sind mehr als anständige Werte für ein Auto, das sich irgendwo zwischen A- und B-Segment einordnen lässt.
Sitze komplett umlegbar
Bleiben wir noch einen Moment beim Platz und der Variabilität. Die Sitze im Inster sind umklappbar. Gut, so etwas gibt es auch in anderen Autos. Aber im Inster lassen sie sich komplett flach legen. Und flach meint in diesem Fall auch flach: da ist kein Huckel, keine Wölbung. Umlegbar sind auch die Vordersitze, sodass man im Inster nicht nur lange Gegenstände transportieren kann, sondern, wenn man mag, in ihm auch zur Not mal nächtigen kann: De Liegefläche hat dabei eine Länge von 2,20 Metern.
Damit man dem Inster auch die eigene Note verleihen kann, haben die Designer ihm ein paar Spielereien mit auf den Weg gegeben. So lassen sich die Türpanelle nicht nur individuell gestalten, sondern an den Rückseiten der Vordersitze kann man auch kleine Tischchen fixieren. Sei es nun für den Becher Kaffee oder das Tablett der lieben Kleinen.
Qualitativ ansprechender Innenraum
Noch ein Wort zum Innenraum. Die Materialien sorgen für den nächsten Aha-Effekt. Sie liegen auf einem Niveau, den man so sonst nur von höherklassigen Fahrzeugen kennt. Geschaltet wird über einen Wahlhebel am Lenkrad. Wer hier Platz nimmt, der muss sich nicht kritisch über die Qualität auslassen, er dürfte zufreiden sein.
Die Fahrerin oder der Fahrer schaut von ihrem Platz aus auf ein digitales Cockpit mit zwei 10,3 Zoll großen Displays, davon eines für den Touchscreen an der Mittelkonsole mit Navigationssystem. Das ein induktives Ladegerät mit an Bord ist und Anschlüsse für Vehicle-to-Load, versteht sich bei Hyundai von selbst.
Inster mit zwei Batteriegrößen
Doch kommen wir dazu, wie sich der Inster fährt. Gut, sehr gut sogar. Aber das kommt bei einer Marke mit dieser E-Kompetenz wie bei Hyundai nicht überraschend. Der tiefe Schwerpunkt durch die im Unterboden verbaute Batterie und der lange Radstand sorgen dafür, dass der Inster gut auf der Straße liegt, die Fahrwerksabstimmung findet das richtige Maß zwischen Komfort und Straffheit. Die Lenkung ist direkt abgestimmt und vermittelt einen guten Eindruck. Auch wenn der Inster nicht für die Langstrecke sondern vor allem als urbanes Fahrzeug konzipiert ist, kann man mit ihm auch locker einen Wochenendausflug antreten.
Angeboten wird der Inster mit zwei Leistungsstufen. Einer 42 kWh starken Batterie mit einer Leistung von 97 PS und einem 49 kWh großen Akku mit 115 PS. Mit ihr waren auch wir unterwegs, Beide Varianten kommen jeweils auf ein maximales Drehmoment von 147 Nm, fahren dabei 140 km/h oder 150 km/h schnell.
Die Reichweiten liegen dabei zwischen über 300 Kilometer bis zu über 355 Kilometer (Werte noch nicht final) auf 100 Kilometer, was einem Verbrauch von 15,3 kWh/100 km entspricht. Das sind Verbrauchswerte, die wir bei unser Testfahrt mit der Topvariante sogar mit 14,5 kWh deutlich unterboten haben. Der Kleine kann also auch besonders effizient – und souverän.
Ladeleistung könnte höher sein
Womit wir bei der Ladeleistung sind. Klar, der Inster verfügt nicht wie der Ioniq 5 über ein 800 Volt-Bordnetz, aber das erwartet man (momentan) von einem Auto in dieser Klasse auch nicht. Mit dem 400 Volt-Netz lässt such die kleine Batterie mit 73 kW laden, bei der größeren sind es 85 kW. Hier vergehen dann 30 Minuten, um den Akku von 10 auf 80 Prozent aufzuladen.
Schade, dass hier nicht etwas mehr Ladepowerr angeboten. Doch Hyundai argumentiert, dass der Inster als Stadtauto konzipiert wurde. An dem serienmäßigen On-Board-Charger kann man an der heimischen Wallbox mit 11 kW laden, zudem ist eine Wärmepumpe mit an Bord.
Attraktiver Preis zu erwarten
Die Testfahrten mit dem Inster fanden übrigens Ende September in Nord-Dänemark beim so genannten Tannistest von Jurymitgliedern des Autopreises „Car of the Year“ statt. Der Inster gehört zu den Kandidaten, die sich dabei Hoffnungen machen können, den Sprung zunächst auf die finale Longlist und von daher dann auf die Shortlist zu schaffen. Auf der Shortlist finden sich dann sieben Modelle wieder, unter denen eine internationale Jury Anfang Januar das „Auto des Jahres 2025“ wählt. Aber noch ist das Wahlprozedere im vollen Gange. Die Preisvergabe findet dann auf dem Brüsseler Autosalon statt.
Der Inster jedenfalls bringt alles mit, es weit nach vorn zu bringen. Auch wegen seines Preises. Der steht offiziell noch nicht fest, soll dem Vernehmen nach aber unter 24.000 Euro betragen. Zudem plant Hyundai das Mini-SUV mit attraktiven Leasingraten anzubieten. Der Inster reiht sich damit ein in eine Palette von Fahrzeugen wie dem Citroen e-C3 oder dem Renault 5, die die E-Mobilität auch für breitere Käuferschichten bezahlbar machen. Aber nur wenige andere Modelle bieten so ein Aha-Erlebnis wie der Koreaner. Er könnte für Hyundai zu einem Erfolg werden. Eine Cross-Variante vom Inster wird übrigens zeitnah folgen.