Hyundai begibt sich mit XG 350 zum Auswärtsspiel nach Europa

In den USA oder Asien gehören die Oberklasselimousinen von Hyundai zum gewohnten Straßenbild. Nun drängt der koreanische Autohersteller auch auf den deutschen Automarkt.

Stefan Grundhoff

Hyundai wagt sich auch in der Oberklasse zum Auswärtsspiel nach Europa. Mit dem neu überarbeiteten XG 350 hofft der koreanische Autohersteller auf mehr Kundschaft in Deutschland. Der XG 350 bietet jede Menge Platz, eine standesgemäße Motorisierung und eine Ausstattung, die kaum Wünsche offen lässt. Allerdings weisen Lenkung, Fahrwerk und die serienmäßige Fünfgang-Automatik noch Schwächen auf. Die Hauptschwierigkeit, die es jedoch zu überwinden gilt: Das Hyundai-Flaggschiff hat einfach noch das Image wie die bekannten heimischen Marken.

Ausreichende Motorisierung

Von seinem Vorgänger, dem Hyundai XG 30, unterscheidet sich der XG 350 nur durch leichte Retouchen an Front und Heck. Erwähnenswerter ist das schon neue 3,5-Liter-V 6-Aggregat, das auch den Konzernbruder Kia Sorento antreibt. Der Sechszylinder leistet 145 KW / 193 PS und hat ein maximales Drehmoment von 292 Nm bei 3.500 U/min. Das genügt für adäquate Fahrleistungen wie eine Höchstgeschwindigkeit von mehr als 230 km/h. Der Motor läuft untertourig sehr ruhig und souverän.

Erfreulicherweise gibt sich die Luxuslimousine mit Normalbenzin zufrieden. Der versprochene Durchschnittsverbrauch von 12 Litern auf 100 Kilometern war jedoch mit durchschnittlich 13,9 Liter auf 100 Kilometer fast zwei Liter höher.

Schaltwütige Automatik

Weniger überzeugend als der Sechszylinder-Motor präsentierten sich Lenkung, Fahrwerk und die serienmäßige Fünfgang-Automatik. Bei längeren Anstiegen schaltet die Automatik mitunter ebenso wild hin und her wie beim Beschleunigen auf der Autobahn.

Ein Wechsel in die manuelle Schaltgasse hilft da nur wenig. Hier heult der Motor schon einmal übermotiviert auf. Wer die Ruhe liebt, sollte daher mit seinem Gasfuß behutsam umgehen und den XG 350 so gemächlich nach vorne treiben lassen.

Auto zum Cruisen

Weitere Schwachstellen am Hyundai XG 350 sind zudem Lenkung und Fahrwerk. Der Koreaner ist zwar betont komfortabel ausgelegt, die Abstimmung geriet jedoch zu weich. So fehlt dem Fahrer durch die indirekte Lenkung und das Dämpfersystem der Kontakt zur Fahrbahn. Im Grenzbereich schiebt der Fronttriebler munter über die Vorderräder, bleibt jedoch noch beherrschbar. Bei 193 PS und einem Leergewicht von knapp 1,8 Tonnen sind die 205er Reifen zu schmal.

Ein elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP) stände dem Hyundai XG 350 gut zu Gesicht; jedoch ist er allein mit einer Traktionskontrolle ausgestattet, die bei regennasser Fahrbahn immer wieder vehement in den Vortriebsdrang eingreift. Zum Cruisen nach amerikanischen Vorbild eignet sich das Topmodell jedoch fraglos. Bodenunebenheiten werden problemlos geschluckt, allein bei langen Wellen gerät die lange Karosserie etwas aus der Fassung.

Umfangreiches Ausstattungspaket

Wie erwartet lässt die Serienausstattung des Hyundai XG 350 nur wenige Wünsche offen. Neben ABS bietet er Traktionskontrolle, Airbags für Front und Seiten- und Kopfbereich. Dreipunktgurte und Kopfstützen gibt es auf allen Sitzplätzen. Außen vor bleiben leider die noch nicht einmal gegen Aufpreis lieferbaren Sicherheitsextras ESP, Seitenairbags hinten und Xenonscheinwerfer. Grund: In Asien und USA haben die nur einen untergeordneten Stellenwert.

Die XG-Komfortausstattung ist komplett. Elektrische Ledersitze, Klimaautomatik, Mittelarmlehnen, Sitzmemory, CD-Soundsystem, Navigationssystem und Nebelscheinwerfer. Eine Sitzheizung gibt es leider nur vorn und beim Navigationssystem greift Hyundai allein auf die Radioversion aus dem Hause Becker zurück.

Komfortable Sitze

Die Sitze sind bequem und haben guten Langstreckenkomfort. Trotzdem haben Fahrer unterschiedlicher Größe Probleme, die richtige Sitzposition zu finden. Das Lenkrad lässt sich allein in der Höhe verstellen, zudem ist die Sitzposition für Fahrer über 1,85 Meter zu hoch. Beachtlichen Reisekomfort bietet auch die Rücksitzbank. Allerdings könnte ebenso wie vorn die Sitzfläche etwas länger sein. In Mittelarmlehne und Türtafeln gibt es verschiedene Ablagemöglichkeiten.

Der Kofferraum des 4,88 Meter langen Hyundai XG 350 schluckt immerhin 453 Liter. Ärgerlich ist eine Wulst, die sich im hinteren Teil des Kofferraums befindet und das Durchschieben langer Gegenstände erschwert.

Mäßige Innenausstattung

Bei einem Preis von nur 33.190 Euro für eine Limousine der Oberklasse kommt man um das Thema Verarbeitung und Qualität nicht herum. Auf den ersten, aber auch auf den zweiten Blick gibt es beim Hyundai XG 350 nicht viel zu beanstanden. Karosserieübergänge, Spaltmaße brauchen einen Vergleich nicht zu scheuen.

Allerdings lässt die Qualitätsanmutung im Innenraum einige Wünsche offen. Die Holzblenden wirken alles andere als hochwertig und auch Instrumente oder Ledersitze vermitteln kaum den Eindruck, in einer hochwertigen Limousine der Oberklasse zu sitzen. Schließlich muss sich der Hyundai XG 350 durchaus mit Fahrzeugen wie Mercedes E-Klasse, BMW 5er oder Audi A 6 messen - die allerdings ein paar Tausender mehr kosten.

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