Honda Civic Tourer: Große Klappe, viel dahinter

Kombi startet im Februar

Honda Civic Tourer: Große Klappe, viel dahinter
Der Honda Civic Tourer kommt im Februar. © Honda

Es dauert noch bis Februar, doch dann hat das Warten ein Ende. Dann wird Honda den Civic Tourer auf den Markt bringen. Was der Kombi zu bieten hat, zeigt unser Fahrbericht.

Wer viel zu laden hat – die Familie mit Kind, Kegel und Kinderwagen oder der stolze Hundebesitzer – kommt auch in Zeiten von SUV- oder Van-Begeisterung kaum an einem geräumigen Kombi vorbei. Das gilt besonders für die Kundschaft in der volumenstarke Kompaktklasse. Kein Wunder also , dass hier fast alle Hersteller eine ladungsoptimierte Karosserievariante im Angebot haben.

Es verwundert eher, dass ein Hersteller wie Honda diesen Kundenwunsch lange Zeit ignorierte. Die Generationen sieben und acht des Civic mussten ohne ein solches Modell ausgekommen. Erst zur neunten Generation, die seit 2012 auf dem Markt ist, konnte die englische Honda-Europadependance die Zentrale in Japan von der Unverzichtbarkeit einer Kombiversion für Europa überzeugen. Ab dem 1.Februar 2014 betritt der ab 21.550 Euro erhältliche Civic Tourer offiziell die deutschen Verkaufsbühnen.

Civic Tourer mit 2,60 Meter Radstand

Design, Packaging und Fahrwerksabstimmungen für den Civic-Kombi wurden in England sowie im technischen Entwicklungszentrum in Offenbach vorgenommen. Das Fahrzeug ist bis zur B-Säule mit dem Fünftürer identisch. Auch der Radstand ist mit 2,60 Metern unverändert geblieben. Der Längenzuwachs von fast 24 Zentimetern auf 4,54 Meter kommt eindrucksvoll dem Gepäckraum zugute.

Dieses ist großzügig dimensioniert und macht seinem Namen Koffer-Raum alle Ehre. Schon in der Grundstellung beträgt sein Volumen 624 Liter oder anders ausgedrückt: Vier Koffer, zwei große und zwei mittlere, passen locker hinein. Dazu kommt das Unterbodenfach, das etwa knapp 120 Liter fasst oder anders gerechnet: zwei kleine Koffer. Bei umgelegten Rückenlehnen steigt der zur Verfügung stehende Raum auf 1.668 Liter - und das bei einem komplett flachen Ladeboden.

Der Kofferraum des Honda Civic
Bietet ausreichend Platz, der Kofferraum des Civic Honda

Für den Transport hoher Gegenstände kann das Unterbodenfach zudem abgesenkt werden. Damit beim Beladen der Deckel des Fachs nicht im Weg steht, lässt er sich mit der Kofferraumabdeckung fixieren. Zur Sicherung der Ladung steht ein Trennnetz bereit. Dieses wird je nach Bedarf und Sitzkonfiguration entweder direkt hinter den Front- oder den Fondsitzen eingehakt. Die Ladekante ist zudem mit einer Höhe von nur 57 Zentimetern äußerst rückenfreundlich niedrig. Auch nicht unpraktisch: Die Kofferraumabdeckung verschwindet bei Nichtgebrauch in einem Extrafach im Fahrzeugboden.

Praktisches Sitzkonzept

Vom Fünftürer übernommen wurde zudem das praktische und einfach zu handhabende Sitzkonzept „Magic Seats“. Die 60:40 geteilte Rückbank kann nicht nur flach umgelegt werden, die Sitzpolster lassen sich - ähnlich wie Kinosessel – auch hoch stellen. So sind hinter den Vordersitzen hohe Gegenstände einfach zu verstauen. Trotz seiner Ladekapazitäten: Windelpaket-Assoziationen drängen sich nicht auf. Wie auch das Schrägheck fällt der Tourer im eher konventionell gezeichneten Umfeld aus dem stilistischen Rahmen. Das mag man, oder nicht. Vorteil beim Kombi: Er entschärft manche Designlinie des Fünftürers. Die hintere Klappe kommt zum Beispiel ohne den futuristisch angehauchten und sichteinschränkenden Heckspoiler aus. Große Fahrer werden zudem zu schätzen wissen, dass sie sehr weit nach oben aufschwingt und somit schmerzhafte Kontakte zwischen Kopf und Fahrzeug eher die Ausnahme bleiben. Mehr Luft nach oben macht sich auch im Fond bemerkbar. Die geänderte Dachlinie sorgt hier für mehr Kopffreiheit.

Das Motorenangebot ist sehr übersichtlich. Zur Wahl stehen der 1,8-Liter-Benziner mit 104 kW/142 PS (ab 22.600 Euro, zweite Ausstattungslinie) sowie der 1,6-Liter-Diesel mit 88 kW/120 PS. Serienmäßig erfolgt die Kraftübertragung über ein Sechsganggetriebe. Für den Otto gibt es alternativ eine Fünfgang-Automatik (Aufpreis 1.300 Euro).

Selbstzünder als Volumenaggregat

Das Heck des Honda Civic
Das Heck des Civic Tourer Honda

Volumenaggregat für den deutschen Markt wird wohl der Selbstzünder werden. Er macht seine Sache richtig gut. Problemlos bringt der das knapp 1,5 Tonnen schwere Fahrzeug geschmeidig und kraftvoll auf Touren. Immerhin mobilisiert er 300 Nm maximales Drehmoment bei 2.000 U/min, dabei agiert er laufruhig und wenig durstig. Der Normverbrauch beträgt 3,8 Liter (CO2-Ausstoß: 99 g/km), bei einem Mix aus Autobahn, Landstraßen und Stau-Stadtverkehr zeigte der Bordcomputer bei ersten Testfahrten einen guten Wert von fünf Litern an.

Apropos sparsam: Wer mehr Komfort und Optik als in der Basisversion geboten genießen möchte, muss mindestens zur mittleren Ausstattungslinie von insgesamt fünf greifen. Zu „Sport“ gehören unter anderem eine Zweizonen-Klimaautomatik, Lederlenkrad, Mittelarmlehne sowie 17-Zoll-Leichtmetallfelgen zum Serienumfang. Für den Diesel heißt das: Mindestens 25.500 Euro werden fällig (Benziner: 24.250 Euro). Honda bietet aber noch weitere Optimierungsmöglichkeiten. So feiert im Tourer das hintere adaptive Dämpfersystem ADS (Serie ab der vierten Ausstattungsstufe, Sport: 850 Euro) Premiere. Es reagiert auf die unterschiedlichen Belastungszustände, regelt entsprechend Dämpferabstimmungen und passt diese den zuvor per Knopfdruck gewählten Fahrmodi Comfort, Normal oder Dynamic an.

Ebenfalls neu: Honda offeriert für seinen Kompakten erstmals ein ganzes Bündel an kamera- und radargestützten Fahrerassistenzsystemen wie Verkehrsschildererkennung, City-Notbremsassistent, Querverkehrswarner oder Spurhalte- sowie Toter-Winkel-Helfer. Damit ausgerüstet steht dem sicheren Koffertransport aber wirklich kaum noch etwas im Wege. (SP-X)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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