Der GT ist das Topmodell des GWM Ora 03. Damit ist klar, dass das E-Auto kein Schnäppchen ist – eigentlich. Denn bis Ende des Jahres profitieren Kunden von einer hohen Elektroprämie.
Es sind Zeiten, in denen die Kunden bei der Wahl nach einem Elektroauto zumeist nach SUVs schauen. Das Segment ist beliebt, erfreut sich nach wie vor einer großen Nachfrage. Doch in den immer voller werdenden Städten ist es zuweilen kein Spaß, mit ihnen unterwegs zu sein. Doch mittlerweile kommen immer mehr kleinere Stromer wie der Renault 5 mit einer Länge von unter vier Metern auf den Markt.
Ganz so kurz ist der von uns gefahrene GWM Ora 03 indes nicht: er kommt auf eine Länge von 4,25 Meter, eine Höhe von 1,60 Meter und eine Breite von 1,84 Meter bei der von uns gefahrenen GT-Version. Das sind Abmessungen, die jetzt nicht unbedingt vermuten lassen, dass der Ora 03 auch im Fond ausreichend Platz aufweist. Doch weit gefehlt. Der Stromer von Great Wall Motor ist damit zwar kein Raumwunder, bietet aber selbst zwei Erwachsenen auf der Rückbank dank eines Radstandes von 2,65 Meter akzeptable Platzverhältnisse. Als Fünfsitzer, als der Ora firmiert, eignet er sich dann indes nur für Kinder.
Kofferraum bietet 285 Liter Fassungsvermögen
Das gute Platzangebot für die Insassen, geht indes zu Lasten des Kofferraums: in ihm lassen sich gerade einmal 285 Liter Gepäck verstauen. Das ist überschaubar. Legt man die Rückbank um, sind es immerhin 858 Liter. Fahrer und Beifahrer sitzen auf den gut konturierten Sitzen übrigens recht gut – und selbst für Großgewachsene ist die Auflagefläche für die Oberschenkel in Ordnung.
Der Ora 03 vermittelt gleich beim Platznehmen eine angenehme Atmosphäre. Der Innenraum ist aufgeräumt gestaltet, die Materialien sehen nicht nur gut aus, sondern fühlen sich auch so an. Im Innenraum gibt es zwei ineinander übergehende 10,25 Zoll große Displays. Dessen Anzeige ist zwar klar und übersichtlich, aber die Schrift ist etwas klein geraten, was sich auch nicht ändern lässt. Angenehm ist auch, dass für wichtige Bedienfunktionen Knöpfe beibehalten wurden: so findet sich beispielsweise der Startknopf, die Bedienung für die Klimaanlage und die für die beheizbare Front- und Heckscheibe mittig unterhalb des Armaturenbretts.
Ständige Ermahnungen nerven
GWM lobt sich selbst für den KI-gestützten Sprachassistenten. Mit dem selbstlernenden System lassen sich beispielsweise Funktionen wie die Klimaanlage steuern, die Fenster öffnen oder auch die Lenkradheizung aktivieren. Das ist nett, aber nicht ganz so tadellos wie diese Befehle lässt sich ein Navigationsziel eingeben. Auf Anhieb klappte es in unserem Testwagen nie. Aber hier soll ein Software-Update Besserung bringen.
Das wir schon bei den Assistenten sind, sind wir auch bei der Fahrerüberwachung durch die an der linken A-Säule angebrachte Kamera. Sie nervt einfach. Ein kurzer Blick abseits der Straße genügt, um ermahnt zu werden. Zwar lassen sich einige Funktionen deaktivieren, aber diese ständigen Aufforderungen nach mehr Aufmerksamkeit gehen einem schlicht auf die Nerven. Doch das hat der Ora 03 nicht exklusiv, sondern hat es gemein mit vielen anderen chinesischen Herstellern.
Leistung von 171 PS
Doch kommen wir zum Fahrverhalten des kleinen elektrischen Flitzers, der in allen Versionen mit einer Leistung von 171 PS vorfährt, dafür aber mit zwei Batteriegrößen (48 kWh und 63 kWh) bestellt werden kann. Unser Testwagen war entsprechend mit dem großen Akku unterwegs, der mit seiner Nettokapazität von 59,3 kWh für eine Reichweite von bis zu 400 Kilometer gut sein soll. Mit kleiner Batterie (45,4 kWh netto) sind übrigens 320 Kilometer elektrisches Fahren möglich.
Hier erweist sich der GT als kleiner Spaßmacher. Mit seinem Drehmoment von 250 Nm ist bei einem Gewicht von 1,65 Tonnen für einen kraftvollen Antritt gesorgt. Wer mit ihm auch mal etwas flotter unterwegs sein will, der kann dies tun. Selbst bei schnell gefahrenen Kurven wie bei unseren Fahrten im Weserbergland lässt sich der Ora 03 nicht aus der Ruhe bringen, er liegt auch dank seines großen Radstandes und niedrigen Schwerpunkts satt auf der Straße. Die Lenkung könnte indes noch etwas direkter abgestimmt sein.
Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h
In 8,2 Sekunden erreicht er Tempo 100 und die Höchstgeschwindigkeit endet bei völlig ausreichenden 160 km/h. Mehr braucht man nicht, auch deshalb nicht, weil sonst der Verbrauch in die Höhe schnellt. Als Durchschnittsverbrauch werden für den GT 16,8 kWh/100 km angegeben. Ein realistischer Wert, wie wir nach unseren Testfahrten feststellten, bei denen wir teils auch unter diesem Wert blieben, allerdings bei noch spätsommerlichen Temperaturen.
Doch kommen wir nun zur Ladeleistung des Ora 03 – und damit zu einem Punkt, der wenig erfreulich ist. Denn der China-Stromer lädt mit gerade einmal 67 kW. Sorry, liebe Entwickler bei GWM: das ist nicht mehr zeitgemäß. Auch wenn das Auto primär für die Stadt konzipiert ist und entsprechend vor allem an der heimischen Wallbox geladen wird, wäre hier mehr Ladeleistung wünschenswert. So vergehen an einem Schnelllader im Idealfall 48 Minuten für die Aufladung von 15 auf 80 Prozent, An einem AC-Lader kann mit übrigens maximal mit 11 kW geladen werden, hier braucht man dann 6,5 Stunden für 0 auf 100 Prozent.
In der Realität sieht es noch etwas anders aus: hier lud der Ora 03 durchschnittlich mit 41 kW. Schade, denn das mindert den ansonsten guten Gesamteindruck des Ora 03 GT erheblich. Doch kommen wir nun zum Preis. Eigentlich verlangt GWM für den Ora 03 49.490 Euro für das Topmodell der Baureihe. Ein stolzer Preis. Aber dank einer noch bis Ende Dezember ausgelobten Elektroprämie in Höhe von 12.000 Euro ist die GT-Variante derzeit für 37.490 Euro zu haben. Es geht auch günstiger: das Einstiegsmodell Ora 03 300 mit kleiner Batterie steht für 26.990 Euro in der Preisliste.