Ford Focus Turnier: Ein fast perfektes Alltagsauto

Active 1.0 EcoBoost Hybrid

Ford Focus Turnier: Ein fast perfektes Alltagsauto
Der Ford Focus Turnier hat ein umfangreiches Facelift erhalten. © Ford

Kombis führen angesichts des SUV- und Elektrobooms ein schweres Leben. Dabei kann ein Modell wie der Ford Focus Turnier durchaus überzeugen.

Auch dank der im Frühjahr 2022 erfolgten Modellpflegemaßnahmen hat er es zu beeindruckender Reife gebracht. Mit starkem Benziner und reichlich Ausstattung erlebten wir den Kompakt-Klassiker als ein fast perfektes Alltagsauto.

Äußerlich wirkt die 2018 eingeführte vierte Generation des Focus noch immer frisch, was auch an einigen kessen Kurven im Blechkleid liegt, die für eine sportlich-elegante Note sorgen. Wohl auch deshalb haben sich die Designer bei den Facelift-Maßnahmen auf kleine Retuschen und die Modernisierung der Leuchten-Optik beschränkt.

Unterwegs mit Ausstattung Active X

In unserem Fall ist der Turnier in der Ausstattungsvariante Active X angetreten, die mit angedeutetem Unterfahrschutz, Plastikrahmungen der Radhäuser und um drei Zentimeter höher gelegter Karosserie zudem ein wenig SUV-Flair versprühen will. Dennoch nimmt man den Pseudo-Crosser eher als klassischen Kompakt-Kombi wahr, der mit seiner fast 4,70 Meter langen Karosserie schon auf Tuchfühlung mit der Mittelklasse geht.

Auf der Höhe der Zeit präsentiert sich der renovierte Innenraum. Knöpfe sind hier Mangelware, stattdessen werden viele Funktionen über Tasten am Lenkrad oder dem Infotainment-Touchscreen im Breitwand-Format gesteuert. Derart aufgeräumt wirkt der Arbeitsplatz zwar etwas nüchtern, doch ein abwechslungsreicher Mix von weitgehend schicken Materialien sorgt für dennoch wohnliche Atmosphäre. Darüber hinaus gibt es reichlich praktische Ablagen. Eine versorgt das Smartphone sogar drahtlos mit Strom. Zusätzlich sind USB-Buchsen vom Typ A und C vorhanden. Die Insassen genießen ein großzügiges Raumangebot, der vielfach verstellbare Ergonomie-Sitz mit AGR-Siegel passt wie angegossen.

Großer Touchscreen ist 13,2 Zoll groß

Beim Ford Focus Active ist der 12,3-Zoll-Kombiinstrument Teil der Serienausstattung. Foto: Ford

Das Schmuckstück im Cockpit ist der 13,2 Zoll große Touchscreen, der vornehmlich als Anzeige- und Bedieneinheit für das Infotainmentsystem Sync 4 fungiert. Dieses zeichnet sich durch feine Grafik, eine intuitive Menüführung und schnelle Reaktionszeiten aus. Die neue Sprachsteuerung gehorcht fast immer aufs Wort und nervt nicht mehr mit ständigen „Wie bitte“-Fragen. Selbstverständlich lassen sich Smartphones per Android Auto und Apple Carplay einbinden, zudem ist der Focus vernetzt.

Das große Plus beim Turnier ist der geräumige Fond. Auf der Rückbank sind die Bein- und Kopffreiheit großzügig. Der Kardantunnel baut zudem flach, weshalb Fondgäste sogar auf dem Mittelplatz der Rückbank eine brauchbare Sitzposition einnehmen können. Hinter der in unserem Fall elektrisch öffnenden Heckklappe ist Platz für 635 Liter Gepäck, dank der klassisch per Fernentriegelung umklappbaren Rückbanklehne kann das Volumen im Handumdrehen auf 1653 Liter wachsen.

Niedrige Ladekante

Die niedrige Ladekante und ein mit ihr bündiger Kofferraumboden erleichtern das Einladen schwerer Gegenstände. Besonders imponiert hat uns eine Führungsschiene in der rechten Kofferraumwand, dank der sich die Kassette des Abdeckrollos an einer Textilschlaufe mit einem Handgriff herausziehen lässt. Auch ihr Wiedereinsetzen gelingt dank dieser Lösung besonders einfach. Ebenfalls smart: Beim Öffnen der Seitentüren schmiegt sich ein beweglicher Gummischutz automatisch um den am meisten exponierten Teil der Türblechkante, was Lackschäden in engen Parklücken verhindern soll.

Drei Zylinder, ein Liter Hubraum? Was nach vielen Drehzahlen aber wenig Leistung klingt, fährt sich verblüffend spritzig. Der Turbobenziner setzt immerhin 155 PS frei, die dank Mildhybridtechnik zudem reichlich E-Boost-Unterstützung erhalten. Der Sprint auf 100 km/h lässt sich so in 9,1 Sekunden bewältigen, maximal sind 205 km/h drin.

Knurriges Motorgeräusch

Der Kofferraum des Ford Focus Active ist geräumig und variabel. Foto: Ford

Werden Drehzahlen gefordert, klingt der Motor auch schon mal dreizylindertypisch knurrig, doch ansonsten hält sich das Kolbentrio akustisch vornehm zurück. Zurückhaltend blieb auch der Benzindurst mit 5,9 Liter pro 100 Kilometer, was mit vollem Tank einen Aktionsradius von 800 Kilometern erlaubt. In unserem Fall war das Aggregat an ein manuelles Schaltgetriebe mit sechs Stufen gekoppelt, mit dem die Gangwechsel angenehm leicht von der Hand gehen. Attraktiver erscheint jedoch die 7-Gang-Automatik, die allerdings 2.000 Euro Aufpreis kostet.

Einen durchweg positiven Eindruck hat auch das Fahrwerk hinterlassen, welches – typisch Focus – den Spagat aus Alltagstauglichkeit und Agilität erfreulich gut meistert. Trotz einer mitunter etwas teigig wirkenden Lenkung lassen sich Kurven lustvoll flott durchpfeilen. Diese Agilität wird nicht mit sportlicher Härte erkauft, denn beim Komfort gibt sich der Kölner erfreulich ausgewogen. Dank vieler Assistenzsysteme wie dem fein regelnden Abstandstempomat, einem Head-up-Display und den intelligent leuchtenden Matrix-LED-Scheinwerfern mit Fernlichtautomatik steigt man selbst nach langen Touren als Fahrer recht entspannt wieder aus.

Wer diesen Perfektionsgrad genießen will, muss allerdings kräftig investieren. Unser Active X kostet mit dem starken Ecoboost Hybrid mindestens 36.000 Euro. (SP-X)

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