Ford Fiesta 1.4 TDCi Trend: Kleiner Nagler

Die Zeiten, in denen der Ford Fiesta die Kleinwagenkonkurrenz zum Zittern brachte, sind lange vorbei. Mit einer Modellpflege soll sich der Verkaufsschlager der Kölner wieder in die erste Reihe fahren.

Von Stefan Grundhoff

Der Fiesta verkaufte sich seit seiner Markteinführung in den 70ern gut; mittlerweile mehr als elf Millionen Mal. Doch nie war er in Deutschland so erfolgreich wie Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre. Der Klassenprimus von einst ist in Europa noch immer ein erfolgreiches Fahrzeug. Doch die Konkurrenz scheint übermächtig. Der Polo wurde jüngst überarbeitet, der Corsa kommt im nächsten Frühsommer komplett neu und zahlreiche ausländische Modelle machen ihm das Leben in der Kleinwagenklasse schwer. Zudem schielen viele eine Klasse tiefer zu Peugeot 107, VW Fox oder Chevrolet Matiz.

Modellpflege soll Kunden locken

Bis der neue Fiesta fertig ist soll eine Modellpflege die Kunden bei der Ford-Stange halten; eine Modellpflege, die überraschend zurückhaltend ausgefallen ist. Alleine die neue Front mit frischen Leuchteinheiten und einer gefälligen Schürze weisen in eine veränderte Zukunft. Außer den Klarglasaugen und minimalen Veränderungen am Heck steht der Fiesta da wie immer. Er sieht gefällig aus und fährt sich auch so.

Im Innenraum sind die Veränderungen nicht bombastisch, aber auffallend. Das Armaturenbrett wurde durch eine farblich abgesetzte Mittelkonsole geteilt und wirkt nicht derart farblos wie bisher. Auch Instrumente und einige Bedieneinheiten wurden leicht überarbeitet. Alles im Rahmen, aber ein Fortschritt. Ford will auch in der Kleinwagenklasse mehr Dieselmodelle verkaufen. Neben dem 90-PS-starken Fiesta 1.6 TDCi ist die 1,4-Liter-Version das Volumenmodell. Der 50 kW / 68 PS starke Selbstzünder arbeitet zudem in verschiedenen Peugeot- und Citroen-Modellen. Der deutlich vernehmbare Vierzylindermotor passt gut in den 1,2 Tonnen schweren Fiesta, der in Köln und Valencia produziert wird.

Partikelfilter bleibt Zukunftsmusik

160 Nm bei 2.000 U/min und eine Spitzengeschwindigkeit von rund 165 km/h gehen ebenso in Ordnung wie der zurückhaltende Durst von 4,5 Litern Diesel auf 100 Kilometer. Euro4 ist Serie, ein Partikelfilter bleibt allerdings in der kleinen Klasse weiter Zukunftsmusik. Doch beim kraftvollen Beschleunigen zeigt sich der 1,4 Liter große Duratorq-Motor nicht nur unangenehm laut, sondern auch überaus träge. 0 auf 100 km/h in 15,5 Sekunden ist ein Wert, der nur als lahm zu bezeichnen ist. Auch bei Überholvorgängen auf der Landstraße muss man das Herz schon in beide Hände nehmen. So lässig sich der Fiesta beim Mitschwimmen im Alltagsverkehr fährt, so müde ist er wenn es drauf ankommt, Leistung zu zeigen. Das Fahrwerk arbeitet dagegen ordentlich; gleiches gilt für die leichtgängige Lenkung und die Fünfgang-Schaltung.

Der Innenraum des 3,92 Meter langen Fiesta zeigt Licht und Schatten. Beim Öffnen mit der Funkfernbedienung klappen die Außenspiegel aus - beim Abschließen legen sie die Ohren an. Bei Peugeot und Mercedes abgeschaut und einfach praktisch. Die Sitze sind ordentlich; doch nicht nur Hünen würden sich über eine längere Sitzfläche und mehr Seitenhalt freuen. Wieso bei der optionalen Sitzheizung nur die Fläche und nicht die Lehne beheizt wird, bleibt Fords Geheimnis. Auch in der zweiten Reihe kann man es Dank 2,48 Meter Radstand aushalten, sofern man nicht über 1,70 groß ist - sonst wird es mit den Beinen etwas knapp. Die Kopfstützen lassen sich praktisch ausziehen, rutschen jedoch gerne wieder herunter. Wem der 284 Liter große Kofferraum nicht reicht, kann die Rückbank umklappen - dann gibt es bis zu 947 Litern.

Enttäuschende Serienausstattung

Bei der Serienausstattung zeigt sich der Fiesta enttäuschend. Front- und Seitenairbags, ABS und Gurtstraffer - das war es bereits. Kopfairbags (250 Euro) und ESP (495 Euro) muss man extra bezahlen. Bei der Modellpflege hätte man sich viele Details als serienmäßige Komponenten gewünscht. Das gilt unter anderem für elektrische Fensterheber, Sitzhöhenverstellung und eine Funkfernbedienung, die es erst ab der Trend-Variante serienmäßig gibt. Sinnvoll bleiben elektrische Spiegel, Klimaanlage und Nebelscheinwerfer. So sollte man sich gleich für den Ford Fiesta 1.4 TDCi Trend entscheiden, der als Dreitürer sinnvoll ausgestattet immerhin 16.000 Euro kostet. Er lohnt sich daher nur für Vielfahrer oder echte Dieselfans. Alle anderen sind mit dem 80 PS starken Benziner namens Ford Fiesta 1.4 Trend besser bedient - der ist 1200 Euro günstiger.

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