Fiat Fullback: Praktikabilität vor Schönheit

Mitsubishi L200 als Basis

Fiat Fullback: Praktikabilität vor Schönheit
Fiat steigt mit dem Fullback ins Pickup-Segment ein © Fiat

Pickups fahren zwar immer noch in der Nische, doch der Trend nimmt zu. Wer als Autohersteller keinen Packesel im Portfolio besitzt, greift wie Fiat notfalls auch beim Mitbewerber zu. Der Fullback wird den Pickup-Anhängern bekannt vorkommen.

Einen Pickup im Portfolio zu haben, gehört mittlerweile auch bei vielen europäischen Autoherstellern zum guten Ton. Wer nicht selbst entwickelt, greift wie Fiat auf das Produkt eines Kooperationspartners zurück. Der ab 24.Juni erhältliche Fullback basiert auf dem im vergangenen Sommer neu vorgestellten Mitsubishi L200 und wird als Double-Cab (Fünfsitzer), Extended Cab (2+2-Sitzer) und Fahrgestell angeboten. Zur Wahl stehen Heckantrieb (Double Cab) sowie Allradantrieb (Double Cab und Extended Cab). Als Double-Cab kostet er zurzeit in Verbindung mit dem 133 kW/181 PS starken 2,4-Liter-Aggregat und dem gut ausgestatteten Launch-Paket ab 27.500 Euro netto (32.725 Euro brutto).

Die Basisversion dürfte bei ca. 24.500 Euro netto (29.155 Euro brutto) liegen. Für Euro 6-konforme Modelle, die ab September auf den Markt kommen, verlangt dann Fiat ca. 1100 Euro netto (1300 Euro brutto) mehr. Der Einstiegspreis für den Extended Cab mit dem 113 kW/154 PS-Diesel beträgt 22.400 Euro (26.660 Euro). Hier sind die Kosten für die Umstellung auf die strengere Abgasnorm bereits berücksichtigt.

Fiat Fullback im Vergleich eher zierlich

Wie sein japanischer Genspender wirkt der Fullback im Vergleich zu den Wettbewerbern Ford Ranger, Nissan Navara oder VW Amarok auf den ersten Blick eher zierlich und weniger martialisch. Wobei das Adjektiv zierlich zur Beschreibung eines immer 5,28 Meter langen Fahrzeugs natürlich nur eingeschränkt gültig ist. Auch mit Fiat-Logo im leicht modifizierten Kühlergrill erhält das Fahrzeug wohl keinen Designpreis.

Das dürfte der Zielgruppe auch ziemlich egal sein. Die gewerbetreibenden Kunden legen weniger Wert auf Schönheit als auf Praktikabilität. Mit knapp einer Tonne Nutzlast belegt der Fullback im Vergleich mit seinen Wettbewerbern einen Mittelplatz und dürfte den meisten Ladeanforderung von Gärtnereibetrieben oder Handwerkern genügen. Die Ladeflächenlänge beträgt beim Extended Cab 1,78 Meter, der Fünfsitzer kann immerhin noch Gegenstände bis zu 1,52 Meter Länge aufnehmen.

Magere Basisversionen des Fiat Fullback

Reichlich Platz gibt es für die Passagiere. Im Double-Cab geht es sogar im Fond recht großzügig zu. Das Gestühl ist bequem, gibt auf holprigen Wegen guten Seitenhalt und dämpft die durch die hintere Starrachse gut übertragenen Stöße ein wenig ab. Das Interieur gibt sich typisch Nutzfahrzeug pflegeleicht. Die Basisversionen sind, ebenfalls artgerecht mager ausgestattet und kommen ohne Klimaanlage und Radio vorgefahren.

Allerdings geht der Trend bei diesen Fahrzeugen zu mehr Komfort. So bietet zum Beispiel die Launch-Version unter anderem Klimaanlage, Lederlenkrad, Rückfahrkamera, Geschwindigkeitsregelanlage, Infotainmentsystem mit 6,1-Zoll-Touchscreen, seitliche Trittstufe und 17-Zoll-Leichtmetallfelgen. Optional wird es noch Navi, Lederausstattung und Fahrerassistenten wie Spurhalte-Warner geben.

Ein Vierzylinder in zwei Leistungsstufen

Fiat steigt mit dem Fullback ins Pickup-Segment ein
Im Gelände bewegt sich der Fiat Fullback sehr wendig Fiat

Analog zum L200 kommt beim Fullback ein 2,4-Liter-Vierzylinder zum Einsatz. Er wird in zwei Leistungsstufen mit 113 kW/154 PS und 133 kW/181 PS angeboten. Der Einstiegsmotor ist an ein manuelles Sechsganggetriebe gekoppelt, für das leistungsstärkere Aggregat steht eine Fünfgang-Automatik optional zur Wahl. Bei ersten Testfahren gab sich das Top-Triebwerk durchzugsstark. 430 Nm stehen ab 2500 Umdrehungen bereit und sorgen für genügend Kraftreserven. Die Automatik agierte unaufgeregt.

Die meisten Kunden entscheiden sich für einen Fullback mit 4x4-Antrieb. Bei dem 181 PS-Motor kommt ein permanenter Allradantrieb zum Einsatz, bei dem Motorkraft und Drehmoment über ein Mitteldifferenzial an alle vier Räder geleitet wird. Per Drehknopf lassen sich vier Modi wählen: Antrieb über Hinterachse, Allradantrieb, Vierradantrieb mit gesperrtem Mitteldifferenzial und Vierradantrieb mit gesperrtem Mitteldifferenzial und Getriebeuntersetzung.

Fiat Fullback im Gelände sehr wendig

Bei einem Ausritt über holprige, ausgewaschene und matschige Waldwege wurde das Können des Allradantriebs kaum gefordert. Hier zeigte sich aber eine weitere Eigenschaft des Pickups: seine Wendigkeit. Mit einem Wendekreis von 11,80 Metern gelingt das Rangieren um enge Kurven oder durch Spitzkehren. Aufpassen muss man allerdings in engen Durchfahrten: Mit ausgeklappten Außenspiegeln ist man gut 2, 40 Meter breit. Gut, wenn die seitlichen Hindernisse Sträucher sind, die nachgeben und keine unschönen Kratzer verursachen.

Um sich im Wettbewerb um die doch überschaubare Anzahl von Pickup-Kunden in Deutschland in eine günstige Position zu bringen, bietet Fiat für den Fullback eine vier Jahres-Garantie und will mit attraktiven Finanzierungs- und Wartungsangeboten sowie einem dichten Servicenetz überzeugen. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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