Fiat Doblo: Bodenständiges Multitalent

Strada feiert Comeback

Fiat Doblo: Bodenständiges Multitalent
Fiat hat gleich drei nützliche Fahrzeuge überarbeitet © Fiat

Fiat verschafft dem Doblo einen längeren Radstand. Mehr Komfort bietet der italienische Hersteller zudem im modifizierten Ducato an.

Von Patrick Broich

Der Fiat Doblò ist ein bodenständiges Multitalent, das viel Auto für recht wenig Geld bietet. Jetzt bekommt der italienische Alleskönner Verstärkung in Form einer Version mit rund 34 Zentimetern mehr Radstand. Die Außenlänge wächst auf 4,74 Meter und erreicht damit das Format einer ordentlichen Mittelklasse-Limousine. Nur ist der Doblò Maxi viel günstiger. Zumindest die Basisversion, den Kastenwagen mit dem 70 kW/95 PS starken 1,4-Liter-Benziner, gibt es schon ab 14.800 Euro netto. Dann aber muss der Interessent ohne ESP, Klima und Radio leben. Im gewerblichen Bereich, wo hoher Kostendruck herrscht, dürften die meisten Kunden kaum darüber klagen.

Fiat Doblo mit ordentlichem Vortrieb

Wer dank gut laufender Geschäfte ein bisschen mehr Geld in die Hand nehmen möchte könnte Gefallen an der wirtschaftlich zu betreibenden Erdgas-Variante finden. Hier werkelt der 88 kW/120 PS starke 1,4-Liter-Benziner unter der Motorhaube. Zwar ist der kultiviert laufende Vierzylinder nicht unbedingt ein Ausbund an Temperament, sorgt aber doch für ordentlichen Vortrieb.

Dass der Vierzylinder bei höheren Drehzahlen ein Schippchen mehr zu sich nimmt, ist angesichts des CNG-Betriebs verschmerzbar. Laut Hersteller verbraucht die Maxiversion harmlose 5,3 kg Gas je 100 Kilometer, der aktuelle Preis für ein Kilo liegt bei etwas über einem Euro. Im Benzinbetrieb muss mit 7,4 Litern je 100 km im kombinierten Verbrauch gerechnet werden. Den Grundpreis beziffert der Importeur mit 18.700 Euro netto.

Viel Platz im Fiat Doblo

Fiat hat gleich drei nützliche Fahrzeuge überarbeitet
Der Radstand des Fiat Doblo wurde verlängert Fiat

Wie fährt sich der rundum mit Einzelradaufhängung ausgerüstete Doblò? Der lange Radstand von 3,10 m sorgt für einen Tick mehr Komfort beim Überfahren hartnäckiger Bodenwellen; viel Platz herrscht außerdem vorn. Recht kommode Sitze lassen sogar längere Fahrten ohne Probleme zu. Einfach gehaltene Bedienungselemente machen eine Gebrauchsanweisung obsolet. Auch am Doblò ist das Elektronikzeitalter keineswegs vorbeigezogen: Es gibt als Navigationssystem eine schicke Aufstecklösung, die recht integral wirkt.

Das Gepäckabteil verträgt 5,4 Kubikmeter Ladegut, und der Fiat darf fast eine Tonne schleppen. Die Fiat-Verantwortlichen weisen darauf hin, dass der kompakt anmutende Mitnahmekönig die größte Ladefläche im Wettbewerber-Umfeld besitzt. Nützlich dürfte der Italiener in der Tat sein, zumal die Ladefläche eben ist und die Beifahrersitz-Lehne als kleines Flexibilitätsplus umgeklappt werden kann. Das ist technisch natürlich kein Hexenwerk, aber dennoch angenehm. Allerdings muss ESP beim Kastenwagen extra bestellt werden zum Mehrpreis von netto 350 Euro.

Zeitreise mit dem Fiat Strada

Fiat hat gleich drei nützliche Fahrzeuge überarbeitet
DEr Fiat Strada feiert Comeback Fiat

Eine kleine Zeitreise in die Neunziger bietet nach eineinhalb Jahren Pause der Strada – ein schrulliger Pickup im kompakten Format. Für rund 17.000 Euro kann man mit einem Auto kaum mehr Aufsehen erregen; wenn der üppig beplankte Fronttriebler auch noch in einer Bonbonfarbe über die Straßen rollt, drehen sich Köpfe. Es gibt nur einen einzigen Motor und das ist der 1,3 Liter große Konzern-Selbstzünder mit 95 PS.

Genug Punch für den 1,3-Tonner, der gefühlt sogar kräftiger beschleunigt, als die vom Werk angegebenen 13,5 Sekunden Glauben machen. Der noch auf dem Palio basierende Strada fährt so ein bisschen wie in alten Zeiten: Auf viel Dämmung braucht man nicht zu hoffen, daher sorgt Wind bei höheren Tempi für gehörige Lautstärke. Der Diesel klingt hier kernig, fast sogar etwas sportiv. Jedenfalls bereitet das von einfacher Innenarchitektur geprägte Vehikel durchaus Fahrfreude. Der an der Hinterachse mit Blattfedern ausgerüstete Fiat zeigt sich erstaunlich weich abgestimmt und absorbiert hartnäckige Bodenwellen mit Gelassenheit. Über 600 Kilogramm Zuladung sind außerdem ein gewichtiges Wort für diesen rustikalen fahrbaren Untersatz.

Fiat Strada mit tristem Innenraum

Fiat hat gleich drei nützliche Fahrzeuge überarbeitet
Der Innenraum des Fiat Strada ist karg ausgefalen Fiat

Dazu passen auch die eckigen Außenspiegel. Der Blick schweift weiter über den Tacho auf die triste Mittelkonsole bestehend aus Silber eingefärbtem Plastik: Eine Budget-Büchse mit abgefahrenen Features eben und Gute-Laune-Garantie. Die Anzeigen für Längs- und Querneigung (der Adventure-Version vorbehalten) zucken im Takt mit Gaspedal und Lenkeinschlag – man braucht sie nicht, aber es ist auch nicht ohne Witz.

Und sonst? Durchaus komfortable Sitze helfen auf langen Strecken, außerdem geht das Platzangebot in Ordnung. Der fehlende sechste Gang passt irgendwie gut in das Gesamtkonzept. Der Strada rollt auf Wunsch auch als Doppelkabine (ab 17.950 Euro) an den Start, was in der Praxis für noch ein Quäntchen mehr Nützlichkeit sorgt. Zwei Cupholder passen eigentlich so gar nicht in das Bild italienischer Sparkultur, aber schön, dass sie anzutreffen sind. USB-Anschluss oder Navigationssystem? Nicht mit dem Strada, hier wird wie in guten, alten Zeiten schlicht per Karte navigiert. Allenfalls eine 12-Volt-Buchse ist vorhanden, damit der Trockenrasierer notfalls auch mal jenseits des Campingplatzes auf einer Trekking-Tour eingesetzt werden kann.

Fiat Ducato wird komfortabler

Für Interessenten größerer Nutzwertkaliber à la Fiat Ducato wird es in Zukunft komfortabler. Außer der Basis-Version mit dem 85 kW/115 PS starken Diesel sind sämtliche Motorausführungen bis hin zum drei Liter großen Vierzylinder mit einem automatisierten Schaltgetriebe lieferbar (1.500 Euro netto). Allerdings ist schon etwas Gefühl erforderlich, um mit der Box frei von Rucken und Schaltpausen fahren zu können. Wer das System mit abrupten Lastwechseln auf die Probe stellen will, riskiert die eine oder andere Gedenksekunde.

Ansonsten ist der Ducato angesichts des Segments ein feines Angebot, mit dem man problemlos lange Strecken zurücklegen kann. Vor allem der 350 Euro (netto) kostende Komfortsitz mit hydraulischer Federung gestaltet die Fahrt angenehmer. Für Elektronik an Bord ist gesorgt: Eine Aufsteck-Navilösung arbeitet ebenso gut wie vollintegrierte Systeme, zumal die Pfeil-Anweisungen auf dem Display in der Tachomitte ausgegeben werden. Der Ducato beginnt bei 21.000 Euro netto – das teuerste Grundmodell steht mit 34.700 Euro in der Liste. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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