DS 9: Eine Hommage an die Göttin

DS 9: Eine Hommage an die Göttin
Der DS9 tritt gegen die deutschen Premium-Modelle an. © DS

Das dritte eigene Modell der Franzosen ist endlich mal kein SUV, sondern ein echtes Flaggschiff. Selbstverständlich ist der DS 9 eine Hommage an die namengebende Göttin.

Man hätte es ahnen können. Damals, im allerersten Werbe-Video der Marke DS. Als Wegbereiterin sahen sie die noble Tochter aus dem Stellantis-Verbund, als Schrittmacherin, Bahnbrecherin, Neuerin. Stets auf der Suche nach Höherem – niemals einfach nur der Straße folgend. Und dann überholte sie sogar die Göttin…

Nicht jedem ist derlei Hybris gut bekommen, doch im speziellen Fall mussten die Franzosen heiligen Zorn nicht fürchten. Es ist schließlich ihre Göttin. „La Deesse“. Jene Ikone der Fortbewegung, die vor 66 Jahren die Wagen-Welt in einen Taumel versetzte und neben der alle anderen Autos plötzlich wirkten, als seien sie sogar von vorgestern.

Drittes eigenes Modell

Einst als „Distinctive Series“ bei Citroën eingeführt, bringt die mittlerweile selbstständige Marke mit dem DS 9 nun das dritte eigene Modell auf den Markt. Und es kommt dem Vorbild am nächsten. Nicht so sehr optisch – aber vom Anspruch her. Edles auf fünf mal zwei Meter darf man durchaus Flaggschiff nennen.

Eingefasst vom wuchtigen Mitteltunnel thront man da. Schallgedämmt, auf Wunsch in belüfteten und massierenden Sitzen – ahnend, dass es in diesem Fall wohl „wie Göttin in Frankreich“ heißen muss. Auch hinten hat’s dank 2,90 Meter Radstand üppig Platz vor 510 Litern Laderaum. Wer sich in erster Reihe wähnt, sitzt ja standesgemäß gerne in der zweiten. Und kann auch hier genießen, was DS unter Premium in dieser Klasse versteht: Nicht zuvörderst Tempo und Funktionalität, sondern gepflegtes Fortkommen mit viel Liebe zum Detail und einem Hauch von französischer Finesse.

Geringer Absatz, dennoch profitabel

Innen geht es im DS 9 edel zu. Foto: DS

Die reicht von kunstvoll graviertem Metall über Perlenstickerei bis zu aus einem Stück gefälteltem Leder im Uhrenband-Design. Auf den ersten Blick bloß Kleinigkeiten, doch wo – Corona hin oder her – das Luxus-Segment stärker wächst als der Gesamtmarkt, ist das womöglich eine kluge Strategie. Mit gerade mal 2773 in Deutschland verkauften Autos 2020 ist der Wettbewerb mit den etablierten Premium-Marken ja kein leichter – auch wenn man bei DS großen Wert darauf legt, eine „profitable“ Marke zu sein.

Rund um den Kommandostand indes geht Design auch mal vor Funktion. Den Startknopf vermutet man spontan nicht mittig über dem Touchscreen, und die Spiegel-Verstellung sitzt fummelig links unter dem Lenkrad. Dennoch haben sie ihr Versprechen gehalten. Behutsam und mit großem Respekt, heißt es bei DS, wolle man das Erbe der Göttin wahren. Das gilt für Design wie Technik. In den Scheinwerfern schwenken je drei LED-Blöcke aus ihrer Ruheposition auf Kurs – eine Hommage an das dem Lenkeinschlag folgende Fernlicht der Déesse. Kult auch die Positionsleuchten, die den seinerzeitigen Tüten-Blinkern am Dach nachempfunden sind.

Unter der Haube geht es – noch – nicht ganz so opulent zu. In der Plug-In-Version „E-Tense“ tun sich zum Marktstart Ende August ein 1,6-Liter Vierzylinder (180 PS) und ein E-Motor (110 PS) zu 225 PS Systemleistung zusammen. Die Kooperation von Kolben und Wicklung erfolgt weitgehend unauffällig. Unter Volllast indes knurrt der Benziner ein wenig, entfaltet seine Kraft dank Acht-Stufen-Wandler aber schön gleichmäßig.

Reichweite bis 48 Kilometer

Klüger ist selbstverständlich die elektrische Fahrt. Die geht bis Tempo 135 und maximal über 48 Kilometer – allerdings nicht in Kombination. Wer mit etwas Elan unterwegs sein will, sollte beim Radius eher mit 35 kalkulieren. Dynamik kostet eben Distanz – alle Batteriefahrer-Weisheit. Erfreulich: Dank des serienmäßigen 7,4-kW-Bordladers ist der 12-kWh-Akku an einer Wallbox in anderthalb Stunden wieder voll.

Eher behutsam erfolgt die Abkehr der Marke DS von Citroën beim Fahrwerk. Sein zweiter Name könnte „Komfort“ sein. Trotz der bis zu 20 Zoll großen Räder. Gegen Aufpreis hilft sogar eine Kamera, der Straße Ungemach zu erfassen und gezielt zu dämpfen. Wer’s nicht ganz so sänftig schätzt, sollte den Wahlschalter auf Stellung „Sport“ arretieren. Optional späht der DS 9 per Nachtsicht-Funktion ins Dunkel, hält Abstand, Tempo und Spur und parkt ohne jedes Zutun.

Selbstbewusste Preise

Die Preise des DS 9 starten bei 47.550 Euro. Foto: DS

Allerdings hat Pariser Chic immer auch seinen Preis. Der reine Verbrenner mit ebenfalls 225 PS startet bei 47.500 Euro, der E-Tense bei 52.810 Euro. Wem an mehr Fahrspaß und Sportlichkeit liegt, dem sei ein wenig Geduld empfohlen. Ende des Jahres kommt nicht bloß ein 250 PS starker DS 9 mit größerer Batterie und mehr Reichweite, sondern vor allem ein 360 PS starkes Allrad-Modell. Tiefergelegt und mit Bremsen aus dem Rennsport.

Da muss man dann zwar mindestens 64.250 Euro anlegen – doch selbst in der Top-Ausstattung für 67.000 Euro ist das Gefährt noch voll förderfähig. Und: Man muss sich nicht sorgen, an jeder zweiten Ampel seinesgleichen zu begegnen.

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