DS 4: Mit Extravaganz auf Kundenfang

DS 4: Mit Extravaganz auf Kundenfang
Der DS 4 ist optisch ansprechend. © DS

DS ist die Nobelmarke des Stellantis-Konzerns. Mit dem DS 4 bieten die Franzosen eine Alternative zum Peugeot 308 oder dem neuen Opel Astra.

Formal zählt der Crossover-Fünftürer zu den Kompaktwagen, obwohl er mit 4,40 Metern in der Länge dieses Segment schon fast verlässt, ein VW Golf etwa misst 12 Zentimeter weniger.

DS nutzt diesen Vorsprung aber nicht dazu, mehr Platz auf den Rücksitzen oder mehr Kofferraum anzubieten. In beiden Fällen bietet der 4er nicht mehr als guten Durchschnitt. Die Designer setzen vielmehr vor allem auf Optik und da zeigt sich das Modell so extravagant, wie man es von einer Marke, die stets ihre enge Verbindung zur Weltmetropole Paris betont, dann auch erwarten darf.

DS 4 mit mächtigen Kühlergrill

Auffällig sind vor allem der mächtige Kühlergrill im Diamant-Design sowie die schmuckartig inszenierten Leuchteinheiten, in der von uns gefahrenen Ausstattungsversion Performance Line+ zählt das Matrix-Licht zur Serienausstattung. Das Tagfahrlicht setzt sich aus insgesamt 98 LEDs zusammen.

Der Innenraum des DS 4 ist edel ausgestaltet. Foto: DS

Ein Hingucker sind auch die Türgriffe, sie fahren automatisch aus, wenn man sich dem Fahrzeug nähert und verschwinden sonst bündig in der Türe. Hinten zeigt der DS4 ein etwas konventionelleres Gesicht, mit extrem schmal geschnittenen Leuchteinheiten. Insgesamt erreicht der Auftritt sein Ziel: Der Franzose hebt sich mit seiner Couture deutlich vom ebenfalls auffälligen Peugeot 308 und dem vor allem im Innenraum eher nüchtern-funktional gestalteten Opel Astra ab.

Suche nach der richtigen Taste

Apropos Innenraum: Hier wandeln die Designer am Rande des Overkills. Ihre Vorliebe für die sich überall wiederfindende Raute macht vor nichts halt und führt dazu, dass man etwa bei den eigentlich gut platzierten Fensterheben häufig mal die falsche Taste drückt.

Die feine Materialauswahl wird ebenfalls nicht überall durchgehalten, immer mal wieder trifft die tastende Hand des Fahrers auf recht billigen Kunststoff. Dafür verfügt der DS über ein großes und feines Head-up-Display sogar mit Augmented Reality, da werden zusätzliche Infos für den Fahrer eingespiegelt. Haben andere Kompakte allerdings auch schon. Leider sind einige Funktionen nur noch über das Zentraldisplay steuer- und nicht mehr direkt anwählbar. Der Sprachassistent ist zudem, wie bei vielen Marken, alles andere als perfekt und neigt in manchen Fällen zu einer gewissen Schwerhörigkeit.

Antrieb aus dem Konzernregal

Kommen wir zum Antrieb, hier muss sich DS zwangsläufig im PSA-Baukasten bedienen. Wir fuhren den 1,6-Liter-Benziner mit 225 PS, nicht zu verwechseln mit der Plug-in-Hybrid-Version, die mit gleichem Motor genauso viel leistet, zusätzlich aber einen E-Motor und einen Akku an Bord hat. Mit dieser Version kann man – wie wir aus eigener Erfahrung wissen – rund 40 Kilometer elektrisch zurücklegen.

Unser Benziner muss ohne jede elektrische Unterstützung auskommen. Viel Leistung bei relativ kleinem Hubraum: Das führt dazu, dass unser DS4 nach leichtfüßigem Start bei höheren Geschwindigkeiten doch zunehmend angestrengt wirkt. Und dies, obwohl die in dieser Ausstattungslinie serienmäßige Achtgang-Automatik ihren Dienst sehr aufmerksam versieht und mit dem Antrieb gut harmoniert. Beim Verbrauch schlägt dann die Realität zu: Selbst wer die Leistung wenig nutzt und zurückhaltend fährt, wird nur schwer unter 8,5 Liter kommen, bei uns waren es im Schnitt knapp über 9 Liter.

Platzangebot im Fond durchschnittlich

Während das Platzangebot hinten wie erwähnt allenfalls Durchschnitt ist, sitzt man vorne äußerst bequem. Die Sitze, in unserem Fall lederbezogenes Gestühl, sind straff vernäht und lassen erst gar keine Erinnerungen an weiche Schaumgummi-Sitze alter Franzosen aufkommen. Dazu passt das gut abgestimmte Fahrwerk. Es erinnert mehr an „deutsche“ Abstimmungen, was dem Auto nicht schadet. Keinesfalls sollte man eine sänftenartige Fortbewegung à la Citroen DS erwarten.

In der von uns gefahrenen Variante ist vieles an Bord, was sinnvoll ist: Navigation, Head-up-Display, ein ganzes Paket von Assistenzsystemen und einiges mehr. Trotzdem lässt der Basispreis von 42.900 Euro aufhorchen. Zumal man noch einige zusätzliche Euro investieren könnte, zum Beispiel in die automatische Heckklappe (1600 Euro), die Smartphone-Induktionslademöglichkeit (200 Euro), ein beheizbares Lenkrad (250 Euro) oder die sehr empfehlenswerte, weil zum Gesamtauftritt passende Akustikverglasung (300 Euro).

Selbstbewusster Preis

Der DS 4 wird auch mit PHEV angeboten. Foto: DS

Hier geriert sich DS schon ganz wie eine Premiummarke. Bei unserem Testwagen standen unter Strich mit einigen weiteren Optionen 55.100 Euro. Das sprengt die normale Kompaktklasse dann allerdings tatsächlich.

Bei so viel Geld und optischer Finesse könnte man fast vergessen, dass der DS4 nicht etwa in Frankreich gebaut wird, sondern im ziemlich unprätentiösen Rüsselsheim, wo jetzt auch der Astra vom gleichen Band läuft. Vielleicht hilft dieses Wissen ja, den DS4 in Deutschland populär zu machen. Insgesamt hat es die Marke hier bei uns doch noch sehr schwer: Im ersten Quartal wurden über alle Modelle hinweg gerade mal 541 Fahrzeuge abgesetzt. (SP-X)

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