Die harten Kerle können sich freuen. Mit dem Caliber präsentiert die amerikanische Marke Dodge ein Fahrzeug mit einem eigenwilligen Charakter: kraftvoll, aber nicht prollig.
Von Thomas Flehmer
Für Männer hat die Leidenszeit ein Ende. Dodge, die Marke der amerikanischen Arbeiter, erlebt rund sieben Monate nach dem Start einer maskulin angelegten Werbekampagne mit dem Caliber am 10. Juni in Deutschland seine Markteinführung. Nach den Bewerbungen um eine neue Männlichkeit auf diversen Seiten im Internet können sich jetzt auch die europäischen Männer real auf ein Fahrzeug freuen, dass sich aus dem hart umkämpften C-Segment abhebt. «Unsere Zielgruppe ist maskulin, expressiv und im Durchschnitt um die 39 Jahre. Diese Gruppe schaut mehr nach Importmarken», sagte Marketing-Direktor Thomas Hausch bei der Präsentation in Ibiza.
Von allem etwas
Der Caliber hat nämlich von allem etwas. Robust, kraftvoll und kantig kommt er daher ohne prollig zu wirken: Ein bisschen SUV, ein bisschen Kombi, ein bisschen Mittelklasse. Der Kühlergrill ist amerikanisch gewaltig, aber nicht so aufdrängend wie bei den Fahrzeugen der Konzernmutter Chrysler. Ecken mischen sich mit Rundungen, ein schwarzer Rahmen von der A-Säule bis zum Heckfenster ziert die Seitenlinien. Dank 17-Zoll-Räder scheint der Caliber seine Mitbewerber zu überragen.
Kopf einziehen angebracht
So kantig wie sich sich der Caliber von außen gibt, so asketisch ist die Ausstattung. Hartplastik und übersichtliche Geräte prägen den Innenraum. «Der Dodge-Kunde schaut nicht nach Luxus, sondern ist funktional orientiert», so Hausch. Und funktional präsentiert sich der Fünftürer. Der insgesamt 4,415 Meter lange und 1,80 Meter breite Wagen bietet bei einem Radstand von 2,635 Metern allen Insassen genügend Beinfreiheit. Dagegen ist die Kopffreiheit trotz 1,012 Metern nicht gerade der Renner. Man fühlt sich nach oben hin bedrängt und möchte immer tiefer in die bequemen Sitze rutschen.
Auch auf den hinteren Sitzen haben zwei Personen viel, drei Personen eher eingeschränkten Platz. Dagegen sticht das Kofferraumvolumen von 524 Litern, das bei umgeklappten Rücksitzlehnen auf 1339 Liter ansteigt, heraus. Da auch der Beifahrersitz umgelegt werden kann, kann so auch eine Leiter von zwei Metern Länge transportiert werden.
Starker Diesel
Auch die Fahrleistungen des von uns getesteten 2.0 CRD-Turbodiesel mit Fünfgang-Schaltgetriebe können sich sehen lassen während die Automatik des 2.0-Benziners kräftig arbeitet, ehe sie in den höheren Gang schaltet. Der knapp 1,4 Tonnen schwere Diesel liegt gut auf der Straße, zeigte sich aber in den Serpentinen von Ibiza durchaus beweglich. Ebenso vermittelte die Lenkung einen direkten Kontakt zum Asphalt. Und mit 103 kW/ 140 PS sowie einem maximalen Drehmoment von 310 Nm bei 2.500 setzt der Caliber ebenso ein weiteres Highlight in seinem Segment wie beim Preis.
Der 1.8 Liter Einstiegsbenziner mit 110 kW/150 PS ist ab 14.990 Euro erhältlich, der günstigste Diesel beginnt bei 18.590 Euro. Da nimmt sich ein optional für 750 Euro erhältliche Partikelfilter schon recht teuer aus. Euro 4 erreicht der Caliber auch ohne den Filter, doch das Umweltbewusstsein spricht mittlerweile nicht nur Europäer an.
Keine Benzinschleuder
So verspricht Dodge auch nicht mehr eine «amerikanische Benzinschleuder», wie Deutschland-Vertriebschef Radek Jelinek Vorbehalte gegenüber den Importen aus der neuen Welt ausräumen wollte. 6,1 Liter im Durchschnitt soll der Caliber verbrauchen. Innerhalb von 11,3 Sekunden ist der Dodge von Null auf 100, der Geschwindigkeitsrausch endet bei 186 km/h. Angesichts dreier Benziner zur Markteinführung habe laut Hausch der Diesel «gute Chancen zum Volumenmodell zu avancieren.» Alle Fahrzeuge profitieren vom Fünf-Sterne-Paket, das auch die Konzerngeschwister Chrysler und Jeep erhalten. Vier Jahre oder 50.000 Kilometer sind alle Reparaturen, Inspektionen, austauschteile kostenlos. Da kann sich schon ein gewisser Rabatt ansammeln. Zum Ende des Jahres stößt ein 2,4-Liter-Benziner im Caliber R/T dazu. Außerdem wird im kommenden Jahr die Spitzenmotorisierung SRT4 mit einem 2,4-Liter-Motor und 224 kW / 304 PS auf den Markt kommen.
Zuvor aber können sich die Kerle noch an amerikanischen Gimmicks erfreuen, die den hart auftretenden Dodge in ein ein Juppie-Fahrzeug für reiche Jünglinge verwandeln. Für 490 Euro kann ein Boston Acoustic Soundsystem mit zwei herausschwenkbaren Lautsprechern in der Hechklappe geordert werden, die jede Barbecue-Party zu einem unvergesslichen Erlebnis machen.
Kalte Getränke inbegriffen
Hinzu kommen ein Kühlfach im Handschuhfach, das vier 0,5 Liter-Flaschen auf die richtige Temperatur bringen kann, ein manuell höhenverstellbarer Fahrersitz (gut für die Kopffreiheit!) und eine Bodenkonsole mit beleuchteten Getränkehaltern. Das Ganze ist im Luxury Package enthalten. Dann kostet der der Caliber SXT mit Luxury Package aber auch schon 21.910 Euro. Wieso Dodge dieses Paket anbietet, bleibt angesichts der bereits erwähnten Worte von Hausch, dass Dodge-Kunden keinen Luxus, sondern Funktionalität wünschen, unklar. Oder haben sich die Charakteristika der harten Kerle doch schon geändert?