Das gewisse Etwas mehr

Audi Q7 4.2 FSI

Kaum ein anderes Sport-Utility-Vehicle ist in den letzten zwei Jahren ähnlich kritisiert worden wie der Audi Q7. Dabei ist der fünf Meter lange Koloss weltweit ein Erfolgsmodell. Eine Modellpflege schärft den Blick und senkt die Verbräuche.

Von Stefan Grundhoff

Die allermeisten Kunden auf Europas Straßen sind mit dem drei Liter großen Commonrail-Diesel Q7 3.0 TDI unterwegs. Blickt man auf Nordamerika, neben Westeuropa der Hauptmarkt für Audis Q7, stehen die leistungsstarken Benziner ganz oben in der Käufergunst. Wer sich mit dem tonnenschweren Koloss auch auf deutschen Autobahnen von kraftvollen Mittelklassemodellen nicht vorführen lassen möchte, sollte sich daher für etwas mehr als die 3.0-TDI-Variante entscheiden. Die beiden Achtzylindermodelle Q7 4.2 TDI und 4.2 FSI sind echte Lustbringer. Und wieso sollen es bei SUV überhaupt auch immer nur Diesel sein?

Mit regenerativem Bremssystem

Gerade der Audi Q7 4.2 FSI bietet seinen Insassen das gewisse Etwas mehr. Die Leistung wurde leicht auf 257 kW / 350 PS und 440 Nm Drehmoment bei 3.500 Touren erhöht. «Unsere neuen Modelle sind alle mit einem regenerativen Bremssystem ausgestattet», unterstreicht der Q7-Projektmanager die Feinarbeit bei der neuen Generation, «das spart bei den Benzinern 0,6 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometern.»

Selbstverständlich ist der große Benziner mit dem 4.2-FSI-Schriftzug auf der Heckklappe kein Sparmobil. Doch mit einem in Aussicht gestellten Normverbrauch von 12,7 Litern Super auf 100 Kilometern ist man in dieser Liga zwar kein Schluckspecht, etwas weniger dürfte es angesichts des Hightech-Triebwerkes schon sein. 5,09 Meter lang und mehr als 2,2 Tonnen schwer ist das Ingolstädter Luxusmobil jedoch auch abseits befestigter Pisten für jeden noch so gearteten Ausflug zu haben und bietet - wenn gewollt - Platz für sieben Personen und jede Menge Gepäck. Wenn es nicht reicht kommen bis zu 3,5 Tonnen an den Haken.

Optische Täuschung

Eleganter Innenraum Foto: Audi

In den letzten Monaten haben sich angesichts von wenig objektiv geführten Diskussionen gerade am erfolgreichen Audi Q7 viele Gemüter erhitzt. Ähnlich wie sein Bruder Porsche Cayenne galt der Q7 für viele Kritiker als zu schluckfreudig, unzeitgemäß und schlicht viel zu groß. Dem wollte das Audi-Entwicklerteam rund um Stefan Sielaff einen Riegel vorschieben. Kleiner machen konnte man den Q7 mit einer Modellpflege selbstredend nicht.

Doch bei der Optik hat man tief in die Trickkiste gegriffen, um das durchaus elegante Dickschiff zumindest etwas kleiner erscheinen zu lassen. Die Front strahlt dank neuer Leuchtelemente in LED-Technik nicht nur wie ein nordamerikanischer Christbaum, sondern wirkt durch fließende Formen, filigranen Kühlergrill und eine tiefer nach unten gezogene Schnauze in der Tat kleiner. Zwar gab es an der gigantischen Seitenansicht wenig zu kaschieren, doch auch am Heck mühte sich die Kreativabteilung durch neue Schnitte und Linien weniger Größe zu mimen.

Exzellenter Luxusliner

Luxusliner mit Finesse Foto: Audi

Unter dem Strich bleibt der Audi Q7 ein exzellenter Luxusliner mit allen technischen Finessen. Die variable Luftfederung hilft dem faktischen Kundennutzen mehr beim Beladen als im echten Gelände. Hier verirrt sich kein Q7 jemals hin. Nick- und Wankbewegungen halten sich im Rahmen und über die leichten Vibrationen der Karosserie bei unbequemen Querfugen kann man durchaus hinwegsehen. Der Q7 4.2 FSI ist der beste Beweis dafür, dass es auch dieser Klasse eben nicht immer ein Selbstzünder sein muss. Der Achtzylinder dreht seidenweich und deutlich dezenter als zuvor. Schade drum - das sonore Achtender-Grollen aus unteren Drehzahlbereichen vermisst man allzu schnell.

Mit der Drehfreude des Triebwerks kommt die Sechs-Stufen-Tiptronic im oberen Drehzahlbereich kaum mit. Hier wird mitunter schon einmal übernervös und wenig souverän zwischen den Gangstufen gehüpft. Ein oder zwei Schaltstufen mehr könnten Abhilfe schaffen. Die Fahrleistungen sind jedoch standesgemäß. Während gerade die kleineren Diesel bei hohem Autobahntempo bisweilen angestrengt wirken, geht der 4.2 FSI locker voran und übertrifft willig die 220-km/h-Marke. Wer es lässig angehen lässt, kann dank niedriger Drehzahlen und Direkteinspritzung durchaus einen Verbrauch von 12 bis 13 Liter realisieren. Weniger ginge derzeit nur mit einem aufgeladenen Triebwerk.

Diesel mit EU 6-Norm

Bequem zu beladen Foto: Audi

Natürlich geht es auch deutlich sparsamer. Neben dem bekannten Audi Q7 3.0 TDI ist ab sofort auch eine Clean-Energy-Dieselversion zu bekommen. Der 176 kW / 240 PS starke Sechszylinder mit Commonrail-Diesel läuft etwas rauer als der normale TDI. Dafür soll er sich jedoch mit einem Durchschnittsverbrauch von 8,9 Litern Diesel auf 100 Kilometern zufrieden geben und schafft die Schadstoffklasse Euro6. 210 km/h sind mit Anlauf trotzdem drin und die aufwändige Abgasreinigung lässt den Sauber-Q7 auch in den emissionsfeindlichen USA staatenübergreifend zulassungsfähig sein. Er startet in Deutschland ab 54.700 Euro; 2000 Euro mehr als der Standard Q7 3.0 TDI.

Der deutlich kraftvoller motorisierte und souveräner laufende Audi Q7 4.2 FSI kostet trotz mäßiger Serienausstattung stattliche 69.200 Euro. Dass in dieser Liga Selbstverständlichkeiten wie Xenonlicht (ab 1145 Euro), Bluetooth-Schnittstelle (330 Euro) oder Festplattennavigation (ab 3055 Euro) teuer extra bezahlt werden müssen, ist kein Ruhmesblatt für Audi. Die Krönung sind die Komplettlederausstattung ab 6050 Euro oder das Entertainmentsystem für die hinteren Sitzplätze. Das kostet abseits aller Realitäten unglaubliche 4500 Euro Aufpreis. Die dritte Sitzreihe will mit weiteren 1005 Euro geordert sein. Bei der Preisstruktur hätte man sich bei den Designern etwas abgucken können: Einfach etwas kleiner feilen.

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