Dacia hat den Duster in zweiter Auflage komplett erneuert. Das weiterhin günstigste SUV auf dem Markt hat dabei auf allen Ebenen an Wertigkeit zugelegt.
Was waren das noch für Zeiten, in den Mehmet Scholl einen Fußball auf einer exklusiven Gesellschaft durch den großen Zahl schoss, um das Anti-Status-Symbol salonfähig zu machen. Die sieben Jahre seit dem Marktstart des Dacia Duster haben gereicht, diesen Status abzulegen. Und mit der ab dem 13. Januar 2018 startenden zweiten Generation müssen die Verfechter der gesellschaftlichen Revolution ihre anarchistischen Gemüter zu Grabe tragen.
Denn die Revolution des neuen Duster bedeutet den Aufstieg in das gesellschaftliche Establishment. Das 4,34 Meter lange Kompakt-SUV ist total umgekrempelt worden und hat dabei im Vergleich zum Erstling an Wertigkeit enorm zugelegt. Besonders den neuen Innenraum bezeichnet die Renault-Tochter als „Revolution“ und untertreibt damit nicht.
Neue Gestaltung im Innenraum
Sicher, auch im neuen Duster gibt Hartplastik den Ton an. Doch die neue Gestaltung samt sieben Zoll großen Touchscreen und den gut zu bedienenden Tasten für Klimaanlage – erstmals gibt es im Duster eine Klimaautomatik – und Co. sieht auch sehr pfiffig aus. Die Stoff- oder Ledersitze – je nach Ausstattung – geben genügend Seitenhalt, die Oberschenkelauflage wurde ein wenig verlängert, was besonders größer gewachsenen Personen zu gut kommt.
Auch im Fond sitzen die Beifahrer sehr bequem und müssen bei einem Radstand von 2,67 Metern keine Platzängste ausstehen. Clever ist auch die kleine Schublade, die unter den Vordersitz geschoben werden und Kleinigkeiten wie ein Tablet aufnehmen kann. Der Kofferraum kann von 445 auf 1478 Liter erweitert werden. Ist Allrad an Bord, entfallen 30 Liter.
Dominanterer Auftritt des Dacia Duster
Revolutionär mutet die Aussage an, bei der Karosserie kein Teilchen auf dem anderen gelassen zu haben. Auf den ersten Blick scheint sich die Außenhaut gar nicht verändert zu haben. Vergleicht man die erste und zweite Auflage nebeneinander, treten die Unterschiede deutlich zu Tage. Die Scheinwerfer sind weiter nach außen gewandert und sorgen für einen breiteren Auftritt. Auch der Unterfahrschutz ist sehr viel markanter gestaltet – der Duster wirkt sehr viel dominanter.
Auch am Heck dominiert der Unterfahrschutz sowie die neuen Heckleuchten, die allerdings stark den Leuchten des Fiat Renegade ähneln. Zwei neue Farben – Atacan Orange und Dune Beige – bringen Frische in die Baureihe.
Mit dem Duster ins Gelände
Zwischen den Neuerungen bilden die Motoren die Konstante. Zwei Benziner mit 115 und 125 PS und zwei Diesel mit 90 und 109 PS sowie zu einem späteren Zeitpunkt ein Autogasantrieb stehen zur Verfügung. Die beiden stärkeren Varianten treiben den 1,3 Tonnen schweren Duster sehr souverän an. Dank einer verstärkten Dämmung sind die Aggregate kaum vernehmbar, was den Komfort an Bord ebenso erhöht wie das gute Fahrwerk, das auch abseits der Straßen die Unwegsamkeiten überraschend gut abfedert.
Dass der Duster nicht zum Sportwagen avanciert, sollte vorher schon klar sein. Doch ein Sprintvermögen zwischen 10,4 und 11,9 Sekunden sorgt für weitere Freuden. Dass lediglich der Diesel mit einer Doppelkupplung ausgestattet werden kann, ist schade, liegt aber an der Konzernpolitik der Mutter Renault. Dafür lassen sich die sechs Gänge beim TCe 125 sehr gut einlegen. Und auch nur mit Frontantrieb bewältigt der Duster abseitiges Terrain. Mit Allrad geht es sogar richtig offroad. Eine Multi-View-Kamera beleuchtet die 360 Grad um das Auto herum aus, eine Bergabfahrhilfe geleitet den Duster sicher den Hügel hinab – alles Zutaten, die man einem Auto in diesem Preisgefüge zunächst nicht zutrauen würde.
Dacia Duster ab 11.290 Euro
Allerdings kann der Duster bei den aktiven Fahrassistenzsystemen lediglich einen Totwinkel-Warner vorweisen, was beim EuroNCAP zum Punktabzug führt, die Crashsicherheit der verstärkten Fahrgastzelle aber nicht in Abrede stellt. Der Duster verleiht allein von seiner höheren Lage bei einer Bodenfreiheit von 21 Zentimetern einen sicheren Eindruck.
Trotz aller Neuerungen und Revolutionen bleibt eines beim Duster beständig. Er ist mit Abstand das günstigste SUV auf dem deutschen Markt. Bei 11.290 Euro beginnen die Preise, 600 Euro mehr als der Vorgänger. Angesichts des viel wertigeren Auftritts des neuen Dusters ein äußerst fairer Aufpreis. Der teuerste Duster kostet in der höchsten Ausstattungsvariante Prestige 18.900 Euro, teurer als 20.980 Euro kann kein Duster ausfallen, denn mehr gibt die Aufpreisliste nicht her. Insgesamt überrascht der Duster in diesem Preisgefüge mit einer Souveränität, die einer Hilfe von Mehmet Scholl nicht mehr bedarf.