Mit dem Tavascan bringt Cupra nach dem Born sein zweites E-Auto auf den Markt. Es bietet nicht nur ausreichend Performance, sondern auch ein expressives Design.
Wer Werner Tietz auf den neuen Cupra Tavascan anspricht und wissen will, was ihm daran besonders gefällt, wird über seine Antwort ein wenig überrascht sein.
Eigentlich erwartet man vom Entwicklungsvorstand einer Marke, dass dieser zunächst einmal die Technik oder die Abstimmung lobt. Dass er aber als Erstes das Design hervorhebt („Das gefällt mir besonders.“) überrascht – zumindest auf den ersten Blick. Denn zum Verantwortungsbereich von Tietz gehört auch das Design; Chefdesigner Jorge Díez. berichtet direkt an ihn.
Herausforderung an Karosseriebau
Dass der Cupra Tavascan letztlich so expressiv ausschaut – deutlich ausdrucksstärker jedenfalls als ein ID.4 – geht dann auch auf Tietz zurück. Er hat im Zusammenspiel mit dem Chefdesigner alles daran gesetzt, dass sich der Stromer optisch aus der Masse vergleichbarer E-Autos im Segment hervorhebt. Damit das gelingt, bedurfte es auch größerer Anstrengungen im Karosseriebau, wie Tietz berichtet, „damit die Teile auch so geformt werden können, wie wir uns das mit Blick auf das Design gedacht haben“.
Als Ergebnis dieser Anstrengungen präsentiert sich der Tavascan ziemlich nah an der 2019 gezeigten Studie: Von der Seite fällt er mit seinem langen Radstand und den kurzen Überhängen auf, seine Proportionen sind knackig. Am Heck ist ein durchgehendes Lichtband ein Eyecatcher. Beim direkten Vergleich zwischen den Konzernbrüdern ID.4/ID.5 und Audi Q4 e-tron käme man nicht auf die Idee, dass diese Fahrzeuge sich die gleiche Plattform teilen.
Optisch ansprechender Innenraum
Ausdrucksstark ist auch der Innenraum mit einer Mittelkonsole, die in V-Form bis ins Armaturenbrett reicht. Was optisch ansprechend ausschaut, lässt haptisch aufgrund des verwendeten Hartplastik zu leider etwas zu wünschen übrig. Den Rotstift sieht man auf dem zweiten Blick auch bei den verwendeten Sitzmaterialien und hinteren Türverkleidungen (auch hier Hartplastik.
Nichts auszusetzen gibt es indes an der Performance – hier haben sich die Spanier das Beste aus dem Konzernregal des Modularen Elektrifizierungsbaukastens (MEB) insbesondere für das Spitzenmodell VZ herausgesucht. Hier sorgen zwei E-Motoren an Vorder- und Hinterachse nicht nur für eine Leistung von 340 PS, sondern auch für ein maximales Drehmoment von 545 Nm. Damit ist eine kraftvolle Beschleunigung garantiert: gerade einmal 5,5 Sekunden vergehen bis Tempo 100 und die Spitzengeschwindigkeit ist bei völlig ausreichenden 180 km/h erreicht.
Sportfahrwerk ist um 1,5 Zentimeter abgesenkt
Daten sind das eine, die Fahrdynamik das andere: gerade hier zeigt der Spanier seine Stärken. Der Allrad sorgt mit dem um 1,5 Zentimeter tiefer gelegten Sportfahrwerk dafür, dass die Leistung souverän auf die Straße gebracht wird. Die Lenkung bietet eine gute Rückmeldung. Es hätte also nicht verwundert, wenn Tietz diesen Aspekt auf seiner Beliebtheitsskala ganz oben eingeordnet hätte. Wie teuer die VZ-Variante des Tavascan ist, der ab Sommer bestellt werden kann, steht indes noch nicht fest. Der Preis des in China gebauten Modells dürfte sich aber über selbstbewussten 60.000 Euro bewegen.
Wer nicht ganz soviel ausgegeben mag, für den geht der Spaß bei selbstbewussten 56.210 Euro los. Dafür gibt es einen Heckantrieb mit 285 PS. Die 77 kWh starke Batterie sorgt bei der Topvariante für eine Reichweite von 522 km, beim Hecktriebler sind es 568 Kilometer. Die VZ-Version ist dabei mit einem Verbrauch von 16,6 kWh angegeben, bei den Testfahrten kamen wir auf 18,9 kWh. Ist der Akku leer, kann er mit bis zu 185 kW an einem Schnelllader geladen werden. Damit lässt sich die Batterie in knapp unter eine halbe Stunden von 10 auf 80 Prozent laden. Oder anders ausgedrückt: in sieben Minuten stehen wieder 100 Kilometer Reichweite zur Verfügung.
Nun bleibt abzuwarten, ob auch der Tavascan bei den Kundinnen und Kunden trotz des hohene Preises so gut ankommt wie der Born. Den Kompakt-Stromer bieten die Spanier übrigens auch als besonders sportliche VZ-Variante an.