Cupra Formentor VZ5: Energisch durch die Kurven

Cupra Formentor VZ5: Energisch durch die Kurven
390 PS und 480 Nm stehen im Formentor VZ5 bereit © Cupra

Cupra hat überrascht. Gerade einmal vier Jahre ist die junge Marke auf den Markt, schon hat man sich eine Fangemeinde erarbeitet. Dazu beigetragen hat auch der Formentor VZ5.

Gut, rein zahlenmäßig hat er zwar wenig zum Erfolg beigetragen, sein ideeller Einfluss ist allerdings nicht zu unterschätzen. Der Fünfzylinder-Bolide steht für die ganze Marke: Immer ein bisschen drüber, aber letztlich mit gutem Kern.

Ursprünglich war Cupra lediglich eine besonders sportliche Ausstattungslinie bei Seat. 2018 erhob sich das Sublabel dann zur eigenen Marke. Zunächst zierte das eigens entwickelte Tribal-Logo lediglich von Seat übernommene Auto wie den Leon oder den Ateca, doch seit 2020 gibt es mit dem Formentor auch ein eigenständiges Original-Cupra-Modell. Mit muskulösem Äußeren und tugendhaftem Inneren wurde der Coupé-Crossover schnell zum Überraschungserfolg – fast 18.000 Einheiten rollten allein im vergangenen Jahr neu auf deutsche Straße. Auf das Top-Modell VZ5 entfallen davon höchstens einige hundert Einheiten, denn es ist weltweit streng auf 7.000 Einheiten limitiert.

Fünfzylinder mit 390 PS

Es ist aber nicht diese Knappheit, die den Spitzen-Formentor so interessant macht. Sondern im Gegenteil Fülle: Denn unter der kraftvoll modellierten Fronthaube arbeitet mit dem 390 PS PS starken 2,5-Liter-Fünfzylinder eine echte Motorenlegende. Cupra hat den Turbo bei Konzernschwester Audi eingekauft und veredelt mit dessen brachialem Sound und der dazu passenden Kraft nun sein Modellportfolio.

Nicht Verkaufsrekorde sind das Ziel der Übernahme, sondern Image-Gewinn. Auch, wenn der ein Stückweit nur geliehen ist. Denn neben der über-40-jährigen Fünfzylinder-Tradition bei Audi bleibt der Motor bei Cupra nur eine kurze Episode.

An Bord sind Sportlenkrad mit Schaltwippen und auffällige Ziernähte. Foto: Cupra

Allerdings eine reizvolle. Zunächst einmal akustisch: Auch wenn die Spanier den 2,5-Liter-Motor klangtechnisch offenbar etwas eingebremst haben, behält er auch im Formentor seine charakteristische Stimme, geprägt durch die ungerade Zylinderzahl und die sprunghafte Zündfolge. Ob man den Sound nun als kraftvolles Röhren oder als turbinenhaft bezeichnet – kernig, kraftvoll und im positiven Sinne ein wenig unharmonisch ist er auf jeden Fall. Cupra inszeniert ihn zudem zumindest für die Insassen sehr gekonnt, garniert ihn hier und da mit etwas Blubbern und Knallen, mischt ihn aber zumindest im Standard-Fahrmodus nicht allzu sehr in den Vordergrund.

Satter Sound dank Drive-Mode

Erst wer den Drive-Mode-Schalter am Lenkrad drückt, entfesselt die volle Klangwelt. Und die volle Leistung. Dann jagt die Drehzahlnadel nach rechts, zuckt bei jedem der schnellen Gangwechsel in der Siebengang-Doppelkupplung kurz und erreicht nach kürzester Zeit den dunkelgrünen Drehzahlbereich.

Zwischen 5600 und 7000 Touren, dort wo andere Motoren schon angestrengt keuchen, fühlt sich der Turbo erst richtig wohl. Druck entwickelt er aber auch schon bei alltagstauglicheren Drehzahlen, wirkt dabei immer ungeduldig auf dem Sprung, ohne aber einen übermäßig nervösen Eindruck zu machen.

Die gut gezügelte, aber bei Bedarf auch brachiale Kraft prägt den Charakter des allradgetriebenen Spitzen-Formentor, der im Kern kein Rennwagen, sondern ein extrem starkes und sportliches Alltagsauto ist. Wer alle Fahrdynamik-Regler links lässt, fährt einen praktischen Familien-Crossover mit leicht erhöhter Sitzposition, geräumigem Fond und ordentlichem Kofferraumvolumen.

Gemacht für die Kurvenhatz

Sportliche Abstimmung und Allradantrieb sorgen für Fahrfreude Foto: Cupra

Soll es auf die kurvige Landstraße oder die Rennstrecke gehen, lässt sich der Formentor mit einem Fingerschnippen scharf stellen. Dann unterbricht das Getriebe die Drehfreudigkeit des Fünfzylinders später, der Torque Splitter an der Hinterachse drückt den gut genährten Crossover energisch um die Kurve und die breiten Reifen krallen sich in den Asphalt. Wer wirklich dynamische Ambitionen hat, würde den hochbauenden Cupra aber nicht wählen. Auch wenn das Fahrwerk gekonnt moduliert ist: das Gewicht und seine tendenziell ungünstige Verteilung lässt sich nicht wegmogeln. Die Spanier haben es auch dankenswerter Weise gar nicht versucht, aus dem Crossover einen beinharten, kompromisslosen Sportler zu machen.

Alternativen wie der Audi RS3 (ab 61.500 Euro) sind genauso wie der Audi RS Q3 (ab 68.500 Euro) mindestens ausstattungsbereinigt um einiges teurer als der VZ5, der mit 62.700 Euro zwar selbstbewusst eingepreist ist, aber dafür fast alles an Bord hat, was die Ausstattungsliste hergibt – von 20-Zöllern bis zu Sportschalensitzen. Im Gegenzug muss sich Cupra mit 10 PS weniger Leistung und einer um bis zu 30 km/h geringeren Endgeschwindigkeit zufriedengeben.

Wer sich also einen der möglicherweise letzten großen Höhepunkte der Verbrennungsmotorenbaus in die Enthusiasten-Garage stellen will, findet im Cupra die günstigere und etwas alltagsfreundlichere Alternative zu seinen Audi-Geschwistern. So gesehen war es klug von der jungen Performance-Marke, bei Konzeption und Abstimmung des VZ5 nicht allzu sehr zu übertreiben: Der stärkste Formentor ist zwar wild. Aber nur ein bisschen. (SP-X)

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