Der Mercedes CLA Shooting Brake ist das letzte Kombi-Coupé der Stuttgarter. Doch als Kombi wollen die Macher ihr jüngstes Modell nicht verstanden wissen.
Die Rundumerneuerung der A-Klasse-Familie geht in die vierte Runde. Nach dem Steilheck-Urvater, der Limousine und dem CLA Coupe, freut sich jetzt der stylische CLA Shooting Brake über das neue Innenleben und die rundum renovierte Karosse.
Eigentlich wäre der Fünftürer mit angeschrägtem Dach der einzige Überlebende dieser Gattung von Kombi-Coupés. Diese Exklusivität hätte sich der CLA Shooting Brake nach dem Produktionsende seines größeren Bruders aus der CLS-Rehe gerne erhalten. Wenn da nicht der etwas kürzere Emporkömmling Kia ProCeed aufgetaucht wäre. Aber der sucht sich wohl eher Kunden mit schmalerem Geldbeutel.
Hoher Einstiegspreis
Der neue Kombi der A-Klasse mit dem recht hohen Einstiegspreis bietet viele feine Extras, deren Bestellung den eigentlich geplanten Etat sprengen dürfte. So um die 40.000 Euro sind je nach Version schnell erreicht. Das allerdings ist bei anderen Kompakt-Modellen mit Stern nicht anders. Also setzt Mercedes auf die Anziehungskraft des ungewöhnlichen Designs, das an die seitlich offenen Kutschen des vorletzten Jahrhunderts erinnern soll, aus denen heraus eine Jagdgesellschaft wie auf einem rollenden Schießstand Rehen, Hirschen und Co. nachstellte. Und diese Kutschen hießen damals nun mal Shooting Brake.
Ein Rezept, das bisher durchaus aufging. In den letzten Monaten verkaufte sich der Vorgänger besser als sein direktes Schwestermodell, das viertürige CLA-Coupé. Dennoch gab es mäkelnde Kunden. Zu wenig Knieraum auf den Rücksitzen, zu kleiner Kofferraum mit zu schmaler Heckklappe, zu schlechte Sicht durchs hintere, recht schmale Fenster und schließlich eingeschränkter Lichteinfall und Übersicht wegen der ebenfalls schmalen Seitenfenster. All das ist jetzt anders und vor allem besser.
Optische Modifikationen
Die Heckklappe nimmt jetzt einen Teil der Rücklichter auf, die Öffnung konnte dadurch um glatte 23 Zentimeter breiter werden. Der Laderaum selbst wuchs um zehn Liter, fasst jetzt 505 Liter, wenn die Fondsitze belegt sind. Im Zwei-Personen-Betrieb sind es 1.370 Liter. Wenig im Vergleich mit einem „echten“ Kombi mit steilem Heck, aber in der Kompaktklasse ein guter Wert. Der Shooting Brake wurde um 4,8 Zentimeter verlängert, erreicht so fast die 4,70-Meter-Marke.
Auch der Radstand nahm um drei Zentimeter zu. Die neue Dimension verhilft den Hinterbänklern jetzt wortwörtlich zu „reibungslosem“ Reisen, zumindest was den Kontakt zwischen Knie und Rückseite der Vordersitze betrifft. Tatsache bleibt aber auch, dass es bei drei Erwachsenen, die sich in die zweite Sitzreihe drängen, ganz schön kuschelig wird. Schließlich gehört auch der Shootings Brake in die Kompaktklasse.
Bis zur sogenannten B-Säule zwischen den beiden Seitentüren ist der elegante Praktiker mit dem normalen CLA identisch. Doch das gute Ende kommt zum Schluss. Das Heck wurde völlig neu gestaltet, wirkt zwar pummeliger, aber trotzdem eleganter und vor allem erwachsener als beim eher filigranen Vorgänger. Dazu trägt auch die erwähnte größere Heckscheibe bei, die die Bezeichnung „Rückfenster“ nun zu Recht trägt. Seitlich verzichteten die Gestalter wie schon beim CLA weitgehend auf sinnfreie Falze und Kanten. Glatt ist Trumpf.
Innen gibt es Bekanntes
Innen grüßen die bereits erschienenen Mitglieder der Kompakt-Familie. Beherrschend natürlich das hochgelobte MBUX-Instrumentarium mit seinen in Summe bis zu 20,5 Zoll breiten Monitoren. Das intelligente System samt Sprachsteuerung ist schon in Stand ein Hingucker. Darunter platzierten die Designer drei markante Luftdüsen in Look von Jet-Turbinen, die in edel aussehende Materialien gebettet sind. Das Ambiente besteht den Wertigkeitstest sowohl optisch als auch beim Handauflegen. Dazu gibt es kleine Finessen wie das automatische Einschalten der Innenbeleuchtung bei körperlicher Annäherung.
Unter den vielen Varianten des Shootings Brake wird wohl der zweitstärkste Benziner mit der Bezeichnung CLA 200 Shooting Brake die Herzen der Fans erobern. Sein 1,3-Liter-Motor (163 PS, 6,7 l/100 km) kommt mit dem 1,4-Tonnen-Trumm spielend zurecht, wenn auch beim harten Tritt aufs rechte Pedal mit zuweilen akustischem Unmutsbrummen.
Keine Unterschiede beim Fahrgefühl
Das Fahrgefühl unterscheidet sich nicht vom Gen-Spender CLA. Je nach Laune agil oder komfortbetont, jederzeit gut beherrschbar, mit perfekter Lenkung und Bremsen, die ihren Namen auch verdienen. Alles schon vom CLA her bekannt und oft erzählt. Ein anderes Heck macht nun mal keine neuen Fahreigenschaften. Das gilt auch für identische Angebot an Assistenzsystemen. Kein Wunsch bleibt offen, wenn das Bankkonto es hergibt.
Eigentlich erstaunlich, dass der „Kombi“ der A-Klasse nur in Europa zu haben ist. Jetzt haben aber die Chinesen Interesse angemeldet, für die ein Kombi als eine Art Lieferwagen gilt, den man privat nicht haben will. Dass nun diese Verunglimpfung nicht für den Shooting Brake gelten soll, können die Mercedes-Designer durchaus als Erfolg ihrer Arbeit werten. (SP-X)