Der Jogger von Dacia ist nicht bloß ein günstiges Familienauto – mit ein paar Abstrichen geht er sogar als kleiner Camper durch.
Für viele ist der Traum vom Wohnmobil, sofern sie keine Dauerbaustelle wollen, schlicht zu teuer. Alternativ gibt es Lösungen für kleines Geld, wie etwa ein Schlafpaket für den Dacia Jogger. Damit lässt sich das Heck des Kombis bei Bedarf in wenigen Minuten in ein Nachtquartier verwandeln. Die Lösung ist durchdacht und bietet ein spontan verfügbares Bett für zwei Personen. Als Camper ist dieses Provisorium jedoch ein nur mäßig überzeugender Kompromiss, vor allem wenn ein Heckzelt angehängt wird.
Dacia bietet im Zubehörprogramm für den Jogger mehrere Camping-Accessoires an. Das 1.650 Euro teure Schlafpaket, bestehend aus einer Holzbox und einer Faltmatratze, macht aus dem Jogger ein bescheidenes Campingmobil. Rund 300 Euro kostet ein Verdunklungspaket, das vor neugierigen Blicken und Sonnenlicht schützt. Ergänzt werden kann dies durch ein 560 Euro teures Heckzelt, das über die geöffnete Heckklappe gehängt wird und dann zusammen mit dem Jogger einen großen Aufenthaltsraum sowie ein zusätzliches Innenzelt für drei Personen bietet.
Solides Bettgestell
Mit wenigen Handgriffen lässt sich der Holzkasten in ein Bettgestell verwandeln, das über die umgeklappte Rücksitzlehne bis zu den Vordersitzen reicht. Die Konstruktion, die fest mit den Verzurrösen des Kofferraums verbunden wird, ist solide und passgenau. Darauf wird eine dreiteilige Schaumstoffmatratze gelegt – fertig ist die etwa 1,90 x 1,30 Meter große Schlafstätte.
Etwas aufwendiger ist der Aufbau des Zelts. Steht es, wird das hintere Ende über die geöffnete Heckklappe geworfen und die Zeltplane zusätzlich mit Gurten am Jogger befestigt, was mitunter fummelig sein kann. Schön ist der große zusätzliche Raum unter Zelthaut und Heckklappe. Als Koch- und Esstisch dient ein Brett, das aus der Schlafbox ausgeklappt wird. Außerdem gibt es einen Durchgang zwischen dem Bett im Jogger und dem Innenzelt, das in zwei Richtungen geöffnet werden kann.
Damit ist das Zelt recht großzügig dimensioniert und bietet gleichzeitig ein kleines Packmaß. Allerdings lässt die Qualität der Stoffhütte zu wünschen übrig. Die Außenhaut fühlt sich dünn und synthetisch an, Reißverschlüsse und Heringe sind schlichtweg das Gegenteil von stabil. Zudem wird es in der Sonne schnell unerträglich heiß. Bei geöffneter Heckklappe gibt es im Gegensatz zum Innenzelt mit seinen Moskitonetzen keinen Schutz vor Mücken. Die Qualität der Matratze kann hingegen überzeugen.
1800 Liter Platz im Kofferraum
Um morgens Brötchen zu holen, muss das Zelt vom Auto getrennt und das Heckbett zurückgebaut werden. Insgesamt gesehen wäre das Geld für den Jogger-Anbau besser in eine Campingausrüstung investiert, die unabhängig vom Fahrzeug aufgebaut werden kann. So kann man das Auto jederzeit spontan und flexibel nutzen.
Der über viereinhalb Meter lange Dacia Jogger ist ansonsten mit seinem Platzangebot eine gute Wahl. Immerhin passen mehr als 1.800 Liter in den Kofferraum, sofern kein Schlafpaket montiert und die Rücksitzlehne umgeklappt ist. Angetrieben wurde der Testwagen von einem 101 PS starken LPG-Ottomotor, der dank zweier Tanks für Autogas und Benzin eine Reichweite von über 1.000 Kilometern hat. Bei konsequenter Nutzung von Gas und einem Verbrauch von rund neun Litern liegen die Spritkosten pro 100 Kilometer bei günstigen neun Euro.
In der Topausstattung Extreme+ kostet der Jogger rund 21.000 Euro. Hier ist der Franko-Rumäne einfach unschlagbar günstig. Im Gegensatz zu früheren Dacias wirkt der Jogger nicht mehr durchweg spartanisch und billig. Ohne Abstriche geht es aber auch nicht. Den Sitzen mangelt es an Langstreckenkomfort, das Fahrwerk ist etwas indifferent, Geräusche und Vibrationen sind auf hohem Niveau. (SP-X)