Cadillac CTS: Starthilfe auf amerikanisch

Dieselversion fehlt

Cadillac CTS: Starthilfe auf amerikanisch
Der Cadillac CTS soll sich im Premiumsegment etablieren. © GM

Cadillac wagt in Europa einen neuen Anlauf. Die dritte Generation des CTS soll eine erfolgreiche Ära der GM-Tochter in Europa einleiten, deren Neuanfänge in den letzten Jahren kläglich gescheitert waren.

Von Thomas Flehmer

Cadillac umweht immer noch das Image von großen Schlitten mit Heckflossen und nicht mehr zeitgemäßen durstigen Achtzylindern. Die Heckflossen sind zwar schon seit Jahren verschwunden und auch die Motoren sparsamer geworden, doch konnten sich im letzten Jahr lediglich rund 400 Europäer für ein Produkt der amerikanischen GM-Tochter begeistern. Mit der dritten Generation des CTS, die vor einem Jahr auf der Autoshow in New York enthüllt wurde, startet Cadillac nun einen erneuten Anlauf, um eine erfolgreichere Rolle in der alten Welt zu spielen. "Es fühlt sich an wie ein neues Start-up-Unternehmen in Europa", sagt Tom Anliker, Managing Director von Cadillac Europe, über die Starthilfe, die der neue CTS darstellt.

Cadillac CTS greift 5er BMW und Mercedes E-Klasse an

Die Business-Limousine, die sich in Konkurrenz zum 5er BMW oder der Mercedes E-Klasse stellt, erhielt dafür ein neues Design ohne den typischen kantigen Gene zu verlieren. Ein großer Kühlergrill gilt als selbstbewusstes Statement, mit der Motorhaube beginnt eine dynamische Seitenlinie. Auf eine coupéartige Dachlinie wurde verzichtet, sodass auch die Heckpartie gut zur Geltung kommt.

Um trotzdem einen sportlichen Auftritt hinzulegen, wurde der CTS um neun Zentimeter auf 4,97 Meter verlängert, dafür um knapp zwei Zentimeter in der Höhe auf 1,45 minimiert. Zudem verlor der Caddy gegenüber dem Vorgänger knapp 130 Kilogramm an Gewicht. Die Form stimmt also.

Wenig Sicherheitsassistenten im Cadillac CTS

Auch der Innenraum ist reichlich ausgestattet. Dabei kommt die Verwandtschaft zum neuen Opel Insignia zum Tragen. Sowohl Lenkrad Armaturen und die Gestaltung der Mittelkonsole erinnern an das Flaggschiff der Rüsselsheimer, das im letzten Jahr einen neuen Anstrich erhalten hatte. Ledersitze sind serienmäßig und je nach Ausstattungslinie anders ausgefallen. Die Sitze selbst sind gut konturiert und haben mit den Reisesofas der Vergangenheit nichts mehr gemein. Auch hinten kann bequem gesessen werden – und dank der nicht abfallenden Dachlinie bleibt genügend Kopffreiheit auch für größer Gewachsene.

Der Kofferraum verfügt über gute 447 Liter Volumen, kann jedoch nicht elektrisch geöffnet werden. Diese elektrischen Spielereien hätten die Cadillacs der Vergangenheit sicher aufgegriffen. Ebenso eine Vielzahl von Sicherheitsassistenten, die bei den deutschen Mitbewerbern zumindest optional erhältlich sind. Doch Spurwechselwarner, Tot-Winkel- und Einparkassistent reichen völlig aus. Da Cadillac auch beim autonomen Fahren Fortschritte erzielt, werden in den nächsten Jahren wohl auch hier mehr elektrische Unterstützer im Angebot stehen.

Cadillac CTS in 6,6 Sekunden auf 100 km/h

Mit dem CTS startet Cadillac einen neuen Anlauf in Europa.
Gut ausgestatteter Innenraum des Cadillac CTS Cadillac

Ein Hauch von Wehmut an die Vergangenheit kommt beim Blick auf den Motor auf. Der zwei Liter große Turbo, der auch aus der Motorenfamilie des Insignia entstammt, verfügt statt über acht nur noch über die Hälfte an Zylindern. Dafür weist der Direkteinspritzer stattliche 204 kW/276 PS auf, die von einem Drehmoment von 400 Newtonmetern unterstützt werden, die aber erst zwischen 3000 bis 4500 Umdrehungen anliegen.

Trotzdem ist die Sprintzeit von 6,6 Sekunden auf den ersten Metern deutlich spürbar. Beim Gasgeben aber schaltet die Sechsstufen-Automatik sehr langsam. Hier sollten die Lenkradpaddeln eingesetzt werden, um den Sprint nicht zäher erscheinen zu lassen als er ist. Denn auch der Sound dröhnt sehr rau ins Innere und macht Fahrer und Beifahrer klar, dass die Zeit der Achtzylinder vorbei ist. So klingt der CTS eher nach einem sportlichen Kompakten als nach einer gehobenen Mittelklasse-Limousine. Hier würde eine tiefere Tonlage helfen.

Diesel fehlt noch lange beim Cadillac CTS

Mit dem CTS startet Cadillac einen neuen Anlauf in Europa.
Bis zu 240 km/h schafft der Cadillac CTS Cadillac

Ganz auf amerikanische Mittelklasse ist das Fahrverhalten zugeschnitten. Das Fahrwerk ist komfortabel ausgerichtet, allerdings dank elektronischer Anpassung des Fahrwerks nicht so weich wie früher. Unebenheiten im Asphalt werden gut ausgebügelt. Und auch bei der Lenkung werden die amerikanischen Wurzeln deutlich. Direkt ist anders – hier wird zum Cruisen eingeladen, was der mit Heck- oder Allradantrieb angebotene CTS aber auch gut beherrscht, auch wenn auf der Autobahn Tempo 240 km/h geschafft werden kann.

Dass nicht nur in den höchsten Geschwindigkeitsregionen der Verbrauch von 8,6 Litern nicht eingehalten werden kann, ist klar. Doch hier hat der CTS ein wenig Nachholbedarf im Vergleich zu den Premiummodellen aus deutschen Landen, die ihre sparsamsten Werte allerdings auch mit Dieselmotoren schaffen. Doch die in diesem Segment recht wichtigen Selbstzünder fehlen im Angebotsregal des CTS – und werden noch einige Jahre fehlen.

Cadillac CTS ab 49.900 Euro

So bleibt die Preisstruktur des einzigen Motors übersichtlich: 49.900 Euro müssen für den Hecktriebler investiert werden, 2500 Euro Aufpreis kostet der Allradantrieb. Das sind rund 2000 Euro weniger als für ein vergleichbares deutsches Modell beim Händler hingelegt werden muss. Dafür ist der amerikanische Cruiser von Hause schon besser ausgestattet und die vierte und höchste Ausstattungsvariante "Premium" bereits 7500 Euro später. Unterm Strich kann der CTS nicht nur den Liebhabern des American Way of Life gefallen, allerdings werden die Gefühle des Start-up-Unternehmens die Mittelklasse noch einige Zeit begleiten.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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