Cadillac STS: Kampfansage aus USA

Mit dem Cadillac STS bekommt man ein Oberklassefahrzeug zum Preis einer oberen Mittelklasse. Kleinere Abstriche gegenüber der Konkurrenz sind allerdings inklusive.

Von Stefan Zaumseil

USA und Europa, das passt in automobiler Hinsicht kaum zusammen. Die amerikanischen Luxuslimousinen hatten es hierzulande schon immer schwer sich durchzusetzen. Nach Chrysler will nun auch Cadillac mit dem mutigen STS auf dem alten Kontinent einen neuen Angriff starten. Luxus, Dynamik und Extravaganz sollen junge Kunden bringen.

Das typische Cadillac-Styling soll die Markenidentität penetrieren. Zu den typischen Design-Merkmalen zählen senkrecht angeordnete Scheinwerfer, horizontale Keillinien und die V-förmige Motorhaube. Mit zwei Motorisierungen, wahlweise Heck- oder Allradantrieb, gediegener Verarbeitung und hochwertigen Materialien soll der neue STS in einer Reihe mit BMW 5er, Mercedes E-Klasse und Audi A6 stehen.

Fahrwerksabstimmung Marke BMW

Teilweise in Deutschland entwickelt, diente bei der Fahrwerksabstimmung des Cadillac der Autobauer BMW als technisches Vorbild. Cadillac-Kunden lieben den Luxus. Mit opulenter Ausstattung und serienmäßigen Gimmicks will man das Image von Senioren-Betulichkeit wandeln. Junge, technikbegeisterte Fahrer sollen sich für den STS entscheiden. Zumindest die, die irgendwie anders sein möchten und denen selbst ein Jaguar oder Lexus zu sehr Mainstream ist. Auf jeden Fall ist der neue Cadillac durch kantige Formen und bulliges Äußeren eine eigenwillige Alternative in der automobilen Oberklasse. Mit 4,98 Meter und dem besagt mutigen Design ist er kein Wagen für Understatement- Liebhaber. Der Fahrer zeigt gern was er hat oder ist.

Es fehlt an nichts

Luxuriös und gedienen geht es im Innenraum zu. Foto: Press-Inform

Um das Gesamtgewicht des neuen STS nicht jenseits der Zwei-Tonnen-Grenze schnellen zu lassen, wurde schon beim kleinen Bruder CTS an Karosserie und Fahrwerk viel Leichtmetall verarbeitet. Der im Innenraum präsentierte Luxus ist selbst in der Oberklasse auffallend; neu sind die exzellente Verarbeitung und die hochwertigen Materialien. Von elektrisch verstellbaren und belüfteten Sitzen, Eukalyptusholz-Interieur, Windschutzscheibendisplay, CD-Wechsler, DVD-Player samt 8-Zoll-Bildschirm, und High-End-Sound bis hin zu Bluetooth für Mobiltelefone ist alles an Board. Optional ist eine adaptive Geschwindigkeitsregelung erhältlich, die das Fahrtempo auf die Geschwindigkeit vorausfahrender Fahrzeuge anpasst.

Doch was wäre Luxus, wenn es an Ecken und Enden zwickt und kneift? Wie man es sich in dieser Liga gehört, gibt es im Cadillac STS mächtig Platz auf allen Plätzen; allerdings haben Fahrer jenseits der Durchschnittsgröße durch die massive Mittelkonsole und das nicht längsverstellbare Lenkrad Probleme mit der optimalen Sitzposition. Der Kofferraum gegen ist mit gerade einmal 464 Litern um einiges kleiner als die der Konkurrenz. Einem durchschnittlich gebauten Fahrer dürfte durch die hohe Ladekante und die schmale Ladeöffnung das Beladen mit Koffern oder Getränkekisten schwerer als erwartet fallen.

Kräftiger Durst

Nachdem sich der STS bei sanfter Annäherung selbst entriegelt hat, erweckt der Startknopf die 325 PS des 4.6-Liter-V8 unter der Aluminium-Motorhaube zum Leben. Bei hohen Drehzahlen aggressiv fauchend, sprintet er in 6,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h und stellt seinen Tatendrang erst jenseits der 260er-Marke ein. Dabei kam der Testverbrauch zu keiner Zeit an die Herstellerangabe von 12,4 Litern auf 100 Kilometer heran. Selbst bei verhaltener Fahrweise waren es knapp 14 Liter Super - bei schnellen Autobahnpassagen und im Stadtverkehr muss man 15 bis 17 Liter kalkulieren.

Gnadenlos komfortabel

Das Design fällt in Europa einfach auf. Foto: Press-Inform

Der Cadillac fährt sich dabei durchaus sportlich und bleibt gnadenlos komfortabel. Plötzliche Ausweichmanöver werden ebenso wie Querrillen anstandslos gemeistert, die Abrollgeräusche sind trotz der mächtigen 18-Zoll-Räder erfreulich gering - lediglich die Lenkung hätte etwas präziser ausfallen können. Der Geradeauslauf ist gut und in Kurven macht das typische Übersteuern eines Hecktrieblers Spaß - das Ausbrechen des Hecks verhindert die Traktionskontrolle «StabiliTrak» fast unmerklich. Die hervorragend abgestimmte und ruckfrei schaltende Automatik und die beim V8 serienmäßige Dämpferregelung «Magnetic Ride Control», mit der das Dämpfersystem binnen Sekundenbruchteilen stufenlos und automatisch auf den jeweiligen Fahrzustand eingestellt wird, machen aus dem neuen Cadillac STS eine überzeugende Reiselimousine ohne jegliche Starallüren.

Das ganze Cruiser-Vergnügen ist bereits ab hitverdächtigen 57.950 Euro zu haben. Letztendlich bleibt der Cadillac STS ein Fahrzeug für Individualisten, die für den Preis einer oberen Mittelklasse ein Automobil der Oberklasse fahren und dafür leichte Schwächen gegenüber der Konkurrenz hinnehmen.

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