Cadillac auf europäisch

Cadillac hat dem BLS einen Kombi zur Seite gestellt. Der Wagon hebt sich schon beim Debüt von der Masse der Mitkonkurrenten heraus.

Von Thomas Flehmer

Cadillac stellt sich auf die Wünsche anderer Märkte ein. Mit dem BLS Wagon erweitert der amerikanische Hersteller die BLS-Palette um einen Kombi. Doch wie bei der Markenschwester Chevrolet, dessen Autos weiterhin aus Südkorea stammen und einst Daewoo hießen, verbirgt sich auch bei der amerikanischen Premiere eine kleine Mogelpackung. Der Cadillac wird in Schweden hergestellt, mit Opel-Motoren ausgestattet und zielt vornehmlich auf den europäischen Markt ab.

Kombi nur in Europa

«Europa ist das einzige Gebiet, in dem ein Kombi verkauft wird», sagt Gerard Jansen, der Manager Director von Cadillac in Europa. Rund 60 Prozent sollen den Kombi der Limousine vorziehen, 65 Prozent davon entfallen auf einen Diesel, davon werden rund 37 Prozent den 1.9 Turbodiesel mit zweistufiger Turboaufladung und 132 kW/180 PS sowie 400 Nm ordern, der auf den ersten Testfahrten einen soliden Eindruck machte.

Optisch hebt sich der BLS Wagon ein wenig von der Masse anderer Serienkombis heraus, doch eine Ähnlichkeit zum Opel Vectra und dem Saab 9-3 Kombi, auf dessen Plattform der amerikanische Europäer basiert, ist nicht von der Hand zu weisen.

Bulliger Kühlergrill

Der Kühlergrill des BLS Foto: AG/Flehmer

Besonders das kantige Heck sowie die keilförmig ansteigende Linie geben dem Kombi eher die bekannten skandinavischen Linien. Als Cadillac erkenntlich zeigt sich der BLS durch seine markanten Leuchten im Front- und Heckbereich.

Auffällig ist auch der bullige Kühlergrill des 4,72 Meter langen Kombis. Hier werden sich allerdings die Geister des Geschmacks scheiden. Keine Abstriche muss man beim Innenraum machen. Zwar sind alle Instrumente in Plastik verkleidet, doch wirkt die Ausstattung höherwertig, anders als man es von anderen Marken gewöhnt ist. Guten Halt geben zudem die Sitze.

Extrovertierte Personen gesucht

Weniger Platz als bei den Konkurrenten Foto: Cadillac

Dank eines Radstandes von 2,68 Metern bekommen auch die Personen in der zweiten Reihe keine Platzprobleme. Etwas mager fällt für einen Kombi das Kofferraumvolumen aus. Hier stehen zwischen 419 und 1273 Liter zur Verfügung. Da haben die Konkurrenten gut 300 Liter mehr in petto. Doch zielen die Cadillac-Verantwortlichen mit dem Premierenstück nicht unbedingt auf kinderreiche Familien, sondern auf extrovertierte Personen und Unternehmer, die nicht mit einem Passat oder Mondeo unterwegs sein möchten.

Solide unterwegs ist die Zielgruppe mit dem von uns gefahrenen Topdiesel. 9,1 Sekunden benötigt der 1,6 Tonner mit der Sechsgang-Schaltung für den Sprint zur 100 km/h-Marke. Mit der Sechsgang-Automatik dauert es 0,7 Sekunden langsamer. Bis 215 km/h hält der Kombi auf der Autobahn mit, ehe er abreißen lassen muss. Cadillac gibt den Verbrauch mit 6,5 Litern an, die CO2-Emission liegt dann bei 175 Gramm pro gefahrenen Kilometer.

Allradler im nächsten Jahr

Hochwertiger Innenraum Foto: Cadillac

Bei den ersten Testfahrten zeigte sich der BLS Wagon besonders in den niedrigen Drehzahlbereichen etwas schmalbrüstig. Und auch auf der Autobahn waren die 180 PS zunächst nicht zu spüren, es fehlte der sogenannte «Bums». Man hatte den Eindruck, dass rund 40 PS weniger den BLS antreiben. Zudem agierte die Lenkung etwas indirekt. Hier sollte man gleich auf die Ausstattungsversion «Sport» zurückgreifen, die von vornherein ein strafferes Fahrwerk anbietet.

Bis zum Ende des Jahres wird auch noch ein Aggregat, das mit E85 unterwegs sein kann, zur Verfügung stehen, im kommenden Jahr wird noch eine Allrad-Version angeboten.

Keine Premiere

Das Heck erinnert an den Saab 9-3 Foto: AG/Flehmer

Attraktiv für die extrovertierten potenziellen Kunden ist auch der Preis. Während der Einstiegsbenziner mit einer Zweilitermaschine und 175 PS ab 29.690 Euro zur Verfügung steht, beginnt der Spaß mit dem 1.9 D und 180 PS bei 32.150 Euro, in der Topausstattung Sport Luxury sind mindestens 41.880 Euro fällig.

Mit einem DVD-Navigationssystem und einer Bose-Anlage kommen noch einmal 3100 Euro hinzu. Ledersitze für 1790 Euro und Bi-Xenon-Scheinwerfer für 770 Euro tun ihr Übriges. Cadillac verkauft diese Goodies als Premierenpreise. Denn bei der Vorstellung des BLS Wagon sprachen die Manager vom ersten Kombi in der 104-jährigen Geschichte von Cadillac. Der Station Wagon aus den 50er Jahren wurde dabei übersehen.

Keine Beiträge vorhanden