Cabriogefühl im Renault Megane CC kommt zu kurz

In 22 Sekunden lässt sich der Renault Megane CC per Knopfdruck in ein Cabrio verwandeln. Die Automatik-Versionen nehmen allerdings viel vom Fahrspaß.

Stefan Zaumseil

Der französische Autohersteller Renault hat nachgezogen. Auch das Megane CC-Cabrio verfügt nun über ein Klappdach. Diverse Konkurrenten habe es vorgemacht. Damit das komplett versenkbare Dach Platz zum Verschwinden hat, haben die Designer dem Megane CC ein wuchtiges Heck spendiert.

Wenig Platz

Damit wirkt die runde Form des Panoramadachs, von Karmann in Osnabrück als komplettes Modul gefertigt, als augenfälliger Kontrast zur recht kantig wirkenden Karosserie. Das Dach besteht aus vier Millimeter dickem Infrarot-Filterglas. Das Dach öffnet und schließt automatisch in 22 Sekunden, für manche Ampelstops etwas zu lang. Das aus zwei Teilen bestehende Dach macht aus den stattlichen 490 Litern Kofferraumvolumen gerade noch flache 190 Liter, in den kaum Reisetaschen oder Koffer unterzubringen sind.

Da Renault die gleiche Konstruktion wie Peugeot beim 307 CC verwendet, ist auch beim Megane CC die Frontscheibe weit nach hinten gezogen und nähert sich bis auf ein paar Zentimeter der Stirn des groß gewachsenen Fahrers. Durch die zu hohe Sitzposition und den sehr breiten Rahmen der Frontscheibe kommt das Cabriogefühl etwas zu kurz.

Ungewöhnliche Lösungen

Die Armaturen sind auch bei Sonneneinstrahlung gut ablesbar.

Der Innenraum des 4,36 Meter langen Megane CC bietet einige ungewöhnliche Designlösungen. Die Handbremse beispielsweise oder die verschließbaren Ablageboxen in den Armlehen. Nicht nur das Filterglas des Daches, sondern auch die serienmäßige Sonnenjalousie und Klimaanlage sollen verhindern, dass sich der Innenraum bei starker Sonneneinstrahlung zu sehr aufheizt. Alle Bedienelemente sind logisch angeordnet und leicht zu erreichen. Die Anzeigeinheit oben im Armaturenbrett ist auch bei Sonneneinstrahlung gut ablesbar. Gewöhnungsbedürftig allerdings ist die Bedienung des Radios: Da es ganz unten in der Mittelkonsole angeordnet ist, muss der Blick zwischen den Einstellmöglichkeiten und den entsprechenden Anzeigen hin- und herwandern. Sehr schönes Feature: Der Megane CC wird mit Chiperkennung schlüssellos entsperrt und per Knopfdruck gestartet.

Die Anmutung der Materialien des Innenraums könnte insgesamt jedoch hochwertiger sein. Die Sitze sind bequem und ausreichend straff gepolstert. Obwohl sie um 24 Millimeter niedriger als die in den Limousinen sind, sitzt man deutlich zu hoch. Alle Einstellmöglichkeiten sind vorn und an der Seite gut zu erreichen, jedoch ist die Höhen- nicht von der Sitzneigungseinstellung entkoppelt. Ein nerviges Manko ist der knappe Fußraum für den Fahrer, der bleibt beim Pedalwechsel leicht hängen. Der enorme Platzbedarf der Konstruktion geht auch zu Lasten der Fondpassagiere, die höchstens Babys oder Kleinkinder sein dürfen, wenn Fahrer oder Beifahrer groß gewachsene Europäer sind. So nützt die zweite Reihe fast nur für Gepäck. Gut: Die serienmäßigen Isofix-Halterungen für Kindersitze.

Umfangreiche Sicherheitsausstattung

Zwei Extreme: Die runde Form des Daches und die kantige Karosserie.

Die Sicherheitsausstattung des Megane CC ist Renault-typisch gut: Airbags, ABS, Bremsassistent, ESP, Understeering Control und einige Verstärkungselemente. Diese sollen in Kombination mit zwei automatischen Sicherheitsbügeln, die bei einem drohenden Überschlag blitzschnell ausfahren, ein Höchstmaß an Sicherheit gewährleisten. Renault-typisch auch die ausgewogen-komfortable Fahrwerksabstimmung des Megane CC mit deutlicher Seitenneigung. Die Federn und Dämpfer sind schluckfreudig, die indirekte Lenkung ebenfalls, sie vermittelt kaum Fahrbahnkontakt. Dafür bringen den Megane CC auch heftige Lastwechsel nicht vom Kurs ab, er neigt auch bei flotterer Kurvenfahrt kaum zum Untersteuern.

Auf schlechteren Straßen bestätigt die spürbar geringe Verwindungssteifigkeit der Karosse und die zitternde Lenkung die Verarbeitungsqualität des Innenraumes - stellt sich die Frage nach der Dauerhaltbarkeit.

Kunde hat Qual der Wahl

Renault-Kunden können wie üblich aus drei Designlinien (Authentique, Dynamique und Privilège) und zwei Ausstattungsniveaus (Confort und Luxe) wählen. In Sachen Motorisierung stehen vier Aggregate zur Auswahl. Basismotor ist ein 1,6-Liter-Vierzylinder mit 113 PS. Der Zweiliter-Vierzylinder leistet 135 PS und der 2.0-Turbo 163 PS. Der 1,9-Liter-Common-Rail-Diesel bringt es auf 120 PS und hat mit 300 Nm das größte Drehmoment zu bieten. Für den 135-PS-Motor gibt es alternativ eine proaktive Viergang-Automatik.

Selbst der Zweiliter-Motor hat mit den 1,5 Tonnen des Megane CC reichlich Mühe, in Kombination mit der Automatik - leider ist diese alles andere als proaktiv und schaltet sehr unkomfortabel - wirkt der Antrieb träge und sorgt für wenig Fahrfreude. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei knapp unter 200 km/h. Für den Spurt 0 auf 100 km/h benötigt der Fronttriebler lange 11,7 Sekunden. Positiv, dass sich der Benzinverbrauch in Grenzen hält. Der Herstellerangabe von 8,2 Liter im gemischten Betrieb stehen 8,6 Liter im Praxisbetrieb gegenüber.

Vergleichsweise günstiger Preis

Der Renault Megane CC ist ab 22.100 Euro erhältlich, die Zweiliter-Version mit 135 PS kostet 24.050 Euro. Trotz des vergleichsweise günstigen Kaufpreises enthält man eine gute Basisausstattung (vollautomatisches Klappverdeck, Zentralverriegelung mit Chipkarte, elektrische Fensterheber, Klimaanlage, elektrisch verstellbare Spiegel, Servolenkung, Bordcomputer). Warum das Windschott 290 Euro oder die Sitzheizung 250 Euro Aufpreis kosten, ist nicht ganz nachvollziehbar. Die sinnvollen Ledersitze schlagen nochmal mit 1100 Euro zu Buche.

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