BYD drückt beim Markteintritt in Europa aufs Tempo. Nach der Einführung des Han, Tang, Atto und Dolphin kommt nun der Seal.
Mit seinem neusten Modell ist der chinesische Autobauer nun auch mit einer elektrischen Mittelklasse-Limousine auf dem Markt vertreten. Mit ihm stellt sich BYD (Build Your Dreams) der Konkurrenz eines Tesla Model 3, aber auch des neuen VW ID.7.
Ob der erfolgreichste chinesische Autobauer sich mit dem Seal gegen die starke Konkurrenz behaupten wird, wird indes auch von seinem Preis abhängen. Der wird indes erst ab der kommenden Woche auf der IAA Mobility in München bekannt gegeben. Ein Einstiegspreis im Bereich von mindestens 45.000 Euro dürfte für den Seal in der Heckvariante indes wahrscheinlich sein. Aber vielleicht überrascht BYD ja seine Kundinnen und Kunden.
Qualität auf hohem Niveau
Mit dem nun bei einer Fahrpräsentation in München im Vorfeld der IAA präsentierten Seal jedenfalls braucht sich BYD nicht verstecken, Im Gegenteil. Das die Qualität und auch die Fahrdynamik stimmt, hatte der Hersteller bereits mit seinen anderen Modellen gezeigt. Das ist auch beim Seal nicht anders.
Die Verarbeitung ist auf dem Niveau, das man von Premiumherstellern kennt. Die Materialien sehen nicht nur gut aus, sondern fühlen sich auch ebenso an. Hier gibt es nichts zu meckern. Im Innenraum unseres Testwagen macht sich auch dank des Panoramaglasdaches Wohlfühlatmosphäre breit. Kein Wunder, dass BYD mit seinen Autos auf dem heimischen Markt im Vorjahr erfolgreichster Hersteller bei den Elektrofahrzeugen mit einem Anteil von 18 Prozent war. Dahinter folgt SAIC (11,9 Prozent) und dann erst Tesla (8,7 Prozent).
Für die Wohlfühlatmosphäre sorgen neben der guten Verarbeitungsqualität auch die guten Platzverhältnisse in dieser 4,80 Meter langen Limousine. Sie bringt es übrigens auf eine Breite von 1,87 Meter und eine Höhe von 1,46 Meter.
400 Liter Kofferraumvolumen
Fahrer und Beifahrer sitzen auf den straffen, aber nicht unkomfortablen Sitzen recht bequem. Selbst hinten können zwei Erwachsene kommod Platz nehmen, auch wenn aufgrund der abfallenden Dachlinie die Kopffreiheit etwas darunter leidet. Doch das merken erst Passagiere jenseits einer Körpergröße von 1,90 Meter. Da wir beim Platz sind: In den Kofferraum passen 400 Liter Gepäck, zusätzlich bietet der Frunk ein Fassungsvermögen von weiteren 53 Liter.
Der Innenraum wird bestimmt durch den drehbaren 15,6 Zoll großen Touchscreen. Die Menüfuhrung erschließt sich damit recht intuitiv. Wenn es doch Probleme gibt, gibt es eine intelligente Sprachsteuerung (Hey, BYD). Natürlich lässt sich auch Android Auto oder Apple CarPlay nutzen. Unter dem Mitteldisplay finden sich übrigen gleich zwei induktive Lademöglichkeiten für das Smartphone. BYD hat übrigens gut daran getan, dass es für die Verstellung von Sitz, Lenkrad oder Spiegeln nach wie vor Knöpfe oder Hebel gibt. Bei Herstellern wie Nio beispielsweise muss man dafür die entsprechenden Punkte im Zentraldisplay auswählen.
Zwei Antriebe im Angebot
Der neue Seal wird zum Marktstart ab November mit zwei Antriebsvarianten (Heck und Allrad) und zwei Ausstattungsvarianten (Excellenz-AWD, Design) angeboten. Während die Variante mit einer 82,5 kWh starken Batterie – BYD setzt auf eine Lithium-Eisenphosphat-Zellchemie – auf eine Leistung von 313 PS und eine Reichweite von 570 Kilometer setzt, kommt die von uns getestete Allradvariante auf 530 PS und eine Reichweite 520 Kilometer. Der Bordcomputer zeigte am Ende unsere Testfahrt einen Verbrauch von 18,9 kWh auf 100 Kilometer bei einem hohen Landstraßenanteil an.
So unterwegs, bietet der je nach Ausstattung mindestens zwei Tonnen schwere Seal hervorragend Fahrdaten. Bis Tempo 100 vergehen gerade einmal 3,8 Sekunden, die Spitzengeschwindigkeit liegt bei 180 km/h an. Dank des Allradantriebs und des langen Radstands von 2,92 Metern lässt sich der Seal ziemlich sportlich auch im kurvigen Hinterland von München bewegen.
Laden mit bis zu 150 kW
Ist die Batterie im Seal leer, lässt sie sich mit einer maximalen Ladeleistung von 150 kW wieder aufladen. So sollen 26 Minuten vergehen, um die Batterie wieder von 30 auf 80 Prozent zu laden. Wie sich das Ladeverhalten samt Ladekurve in der Praxis darstellt, haben wir nicht getestet.
Ansonsten verfügt der Seal wie fast alle neuen Modelle über ein breites Repertoire an Fahrassistenzsystemen. Dazu gehören neben einem adapativen Geschwindigkeitsassistenten u.a. auch ein Notbremsassisten, Eine Querverkehrswarnung und ein Spurhalte- und Tempoassistent, der einen optisch und akustisch („Sie fahren zu schnell für die Geschwindigkeitsbegrenzung“) warnt. Das nervt zuweilen wie auch das abrupte Eingreifen des Spurhalteasisstenten. Da hilft nur eine Deaktivierung.
Doch das sind Kleinigkeiten, die den guten Gesamteindruck des Seal nicht schmälern. Wenn jetzt auch der Preis noch stimmt, könnte der Seal Tesla und Co. arg ärgern.