BYD Seal U DM-i: Der Preis ist eben nicht alles

BYD Seal U DM-i: Der Preis ist eben nicht alles
Über 1.000 Kilometer Reichweite: Der BYD Seal U DM-i bietet gute Voraussetzungen für Fernreisen. © BYD

Der China-Riese BYD ist in Deutschland noch ziemlich klein. Vom Plug-in-Modell Seal U DM-i ist aber eher kein Schub zu erwarten.

BYD ist ein Gigant in China, bringt seine Autos mit einem eigenen Schiff nach Europa – und bietet in Deutschland mittlerweile neun Modelle an. Dennoch bleibt der Autobauer hierzulande vorerst ein Zulassungszwerg. In den ersten drei Quartalen 2024 kamen nur rund 1.800 neue BYD auf unsere Straßen, doch schon im nächsten Jahr will man die 50.000er Marke knacken. Auch mit Hilfe des SUV-Modells Seal U, das der Hersteller seit September als Plug-in-Hybrid DM-i anbietet. Angesichts der reichhaltigen Ausstattung ist es mit 39.000 Euro ein günstiges Angebot, im Alltag aber an manchen Stellen unausgereift.

Dabei sieht der Seal U gar nicht schlecht aus. Schicke LED-Leuchten und schwungvolle Charakterlinien geben ihm einen zeitgemäßen Look. Im geräumigen Innenraum fällt der 15,6 Zoll große Touchscreen ins Auge, der sich auch noch drehen lässt. Viele Funktionen, etwa die Klimaregelung, hat BYD in die schicke Displaywelt verlegt. Dementsprechend aufgeräumt präsentiert sich der akkurat und wohnlich eingerichtete Arbeitsplatz.

Viele Funktionen in Untermenüs

Am Heck des BYD Seal U fällt das durchgehende Rücklichtband mit markanter Grafik ins Auge. Foto: BYD

Allerdings muss man einige Funktionen in Untermenüs suchen, auch der Startknopf, ein unscheinbares Rechteck in der hochglanzschwarzen Mittelkonsole, springt nicht sofort ins Auge. Bei der von uns gefahrenen Einstiegsversion mit Frontantrieb liefert ein Aggregat an der Vorderachse 145 kW (197 PS). Strom kommt aus einer Traktionsbatterie mit 18 kWh. Im per Knopfdruck wählbaren EV-Modus ist der Elektroantrieb alternativlos, wählt man den Hybrid-Modus, wird der in erster Linie als Generator dienende 1,5-Liter-Benziner hinzugeschaltet. Er leistet 98 PS, die Systemleistung gibt BYD mit 218 PS an.

Leise und auf Wunsch auch forsch beschleunigt der Antrieb. Die CVT-Automatik regelt das Zusammenspiel der beiden Motoren geschmeidig. Beim entspannten Cruisen fällt das gelegentliche niedertourige Brummen des Benziners kaum auf. Auch sonst erlebt man den Seal U als angenehm leise. Zügig über die Autobahn zu fegen ist an sich kein Problem, der Durchzug ist mehr als ausreichend. Zumindest bis zur offiziellen Höchstgeschwindigkeit von 170 km/h, die laut Tacho gelegentlich auf 160 km/h reduziert wird.

Weiches Fahrwerk sorgt für Unruhe

Besonders beeindrucken kann der Innenraum mit dem drehbaren 15,6-Zoll-Display. Foto: BYD

Am meisten stört beim Seal U die Abstimmung von Lenkung und Fahrwerk. Letzteres ist unausgewogen weich. So ist man ständig damit beschäftigt, den unruhigen Wagen über die Lenkung leicht zu korrigieren. Mehrmals hat uns die manchmal übertrieben kräftig zupackende Bremse einen Schreck eingejagt, obwohl wir mit dem rechten Fuß das Bremspedal eigentlich nur sanft gestreichelt haben.

Besonders enttäuscht hat uns der Spurhalteassistent. Dieser schien trotz eigentlich gut erkennbarer Markierungen völlig die Orientierung verloren zu haben. Seine ungeschickten Lenkeingriffe sorgten für ein mulmiges Gefühl. Zum Glück lässt sich das System leicht abschalten. Auch auf die Geschwindigkeitserkennung ist kein Verlass. Wer den Angaben vertraut, könnte leicht den Führerschein verlieren. Der Abstandstempomat kann mit seiner manchmal etwas erratischen Regelgüte ebenfalls nicht wirklich überzeugen.

Vierstellige Reichweite möglich

Ein klarer Vorteil des Seal U ist seine Reichweite. Dank eines 60 Liter fassenden Benzintanks und des 18-kWh-Akkus sollen es laut Bordcomputer mehr als 1.000 Kilometer sein. Selbst bei flotter Autobahnfahrt bleiben davon mindestens 800 Kilometer übrig. Die Testfahrt ergab einen durchschnittlichen Verbrauch von 6,2 Litern und 3 kWh auf 100 Kilometer. Das ist für einen Zweitonner dieser Größe und Leistungsklasse schon recht wenig. Der Seal U kann sogar an einer Schnellladesäule tanken, allerdings laut Hersteller nur mit maximal 18 kW.

Das größte Kaufargument für die Seal U DM-i ist jedoch der Preis. Rund 39.000 Euro kostet die schwächere 2WD-Variante. Für 5.500 Euro Aufpreis ist eine stärkere 4WD-Version mit zusätzlichem Elektromotor im Angebot. Für beide gibt es nur eine Ausstattungsvariante, in der bereits alles enthalten ist – inklusive 19-Zoll-Räder, elektrische Heckklappe, Head-up-Display, Navigation, Soundsystem und eine lückenlose Liste an Sicherheitsmerkmalen. VW bietet seinen vergleichbar großen Tiguan auch als Plug-in-Hybrid an. Der kostet schon in der Basisversion 12.000 Euro mehr als Seal U. Will man dann noch eine vergleichbar gute Ausstattung für den VW, klafft eine Lücke von rund 20.000 Euro. (SP-X)

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