BYD Sealion 7: Lässt die Konkurrenz aufhorchen

Elektrisches Mittelklasse-SUV aus China

BYD Sealion 7: Lässt die Konkurrenz aufhorchen
Der BYD Sealion 7 ist auch als Allrad zu bekommen. © BYD

Die Absatzzahlen von BYD sind auf dem deutschen Markt überschaubar. Mit dem neuen Mittelklasse-SUV Sealion 7 soll sich das nun ändern.

Eine halbe Million Elektroautos und Plug-in-Hybride in einem Monat: Davon können deutsche Hersteller nur träumen. Für die Marke BYD (Build Your Dream) war das im Oktober Realität. Kein Wunder, dass Chinas Branchenprimus vor Selbstbewusstsein strotzt. Doch weil BYD mehr als 90 Prozent des Absatzes auf dem Heimatmarkt erzielt, kennen hierzulande nur die Wenigsten den Weltmarkführer für elektrifizierte Autos aus der südchinesischen Provinz Guangdong.

Dabei ist der Gigant bereits mit acht verschiedenen Baureihen auf dem deutschen Markt vertreten und macht weiter Druck. Modell Nummer neun ist der Sealion 7 (übersetzt Seelöwe), ein sportliches SUV der Mittelklasse ab 48.000 Euro.

Länge von 4,83 Meter

Den 4,83 Meter langen Sealion gibt es mit zwei Batteriegrößen und drei Ausstattungsvarianten als 2WD oder 4WD. Die kobalt- und nickelfreie Lithium-Eisenphosphat-Batterie (LFP) ist eine Eigenentwicklung- und Produktion von BYD. Der Akku wird als tragendes Bauteil in die Karosseriestruktur integriert, was gegenüber dem Aufbau mit mehreren Modulen in einem Batteriegehäuse im Unterboden mehr Crashsicherheit und Platzvorteile für die Kabine bedeutet. Die Akkukapazität beträgt dabei entweder 82,5 kWh oder 91,3 kWh, was je nach Antrieb für Reichweiten zwischen 456 und 502 Kilometern nach europäischem Standard gut ist.

Die Einstiegsvariante Sealion 7 Comfort mit kleiner Batterie, einem Motor hinter der Rücksitzbank und Hinterradantrieb kommt auf eine Leistung von 313 PS und ein maximales Drehmoment von 380 Nm. Damit gelingt dem nahezu vollausgestatteten Fahrzeug – unter anderem mit allen Assistenzsystemen, Soundanlage mit 12 Lautsprechern, oder Panorama-Dach – die Beschleunigung aus dem Stand auf 100 km/h in 6,7 Sekunden.

Die mittlere Version Sealion Design AWD (ab 53.990 Euro) mit zweitem E-Motor vorn verfügt nicht nur über Allradantrieb, sondern eine höhere Gesamtleistung von 390 kW/530 PS und mit 690 Nm auch über deutlich mehr Drehmoment. Das Plus an Power bringt sie auch dank der für die Allrad-Variante vorbehaltene variable Drehmomentverteilung behände auf den Asphalt. So hastet der BYD schon in 4,5 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Äußerlich unterscheidet er sich von der Basisvariante nur durch größere 20-Zöller sowie rote Bremssättel.

Verbrauch um die 20 kWh

Der teuerste Sealion 7 Excellence AWD (ab 58.990 Euro) verfügt über den gleichen Allradantrieb wie der Design AWD, erhält aber die größere Batterie und damit etwas mehr Reichweite. Darüber hinaus zeichnet sich die Topversion durch Sitze aus Nappaleder anstelle von Kunstleder sowie ein Head-up-Display aus. Für alle drei Antriebsvarianten gilt: Bei 215 km/h wird der Sealion 7 abgeregelt.

Der BYD Sealion 7 ist aerodynamisch optimiert. Foto: BYD

Der Verbrauch liegt zwischen 19,9 und 21,9 kWh auf 100 km, was für einen SUV mit mindestens 2,2 Tonnen passable, wenn auch nicht überragende Werte sind. Im hügeligen Taunus bei Niesel und kühlen Temperaturen lag er ziemlich nah an den offiziellen Werten. Gegenüber seinen ersten Modellen auf dem Markt verspricht BYD für den Sealion 7 höhere Ladeleistungen und damit schnellere Ladezeiten. Während die kleinere Batterie mit bis zu 150 kW Gleichstrom lädt, nimmt die größere bis 230 kW in der Spitze auf. Ein Stopp am Schnelllader von 10 bis 80 Prozent Batteriekapazität ist in 32 bzw. fixen 24 Minuten erledigt. Umso erstaunlicher, dass sich BYD bei der AC-Ladung nur mit Mittelmaß begnügt und maximal 11 kW zulässt.

Straffes Fahrwerk, aber dennoch komfortabel

Wenige Schwächen offenbarte der Sealion 7 bei der kurzen Testfahrt um Frankfurt. Das Modell verfügt über ein straffes Fahrwerk mit variablem Dämpfersystem, das sportliches Handling zulässt, aber auch Unebenheiten komfortabel kaschiert. Doch auch diesem mit Technik gespickten SUV gelingt es nicht, die Physik außer Kraft zu setzen. Folglich regelt das ESP eine allzu sportliche Fahrweise auf kurvigen Bergstraßen schnell ein. Dabei helfen 4 voreingestellte Modi die jeweiligen Präferenzen des Fahrers auszuleben.

Die BYD-Designer unter der Leitung des deutschen Wolfgang Egger setzen mit dem Sealion 7 optisch die nach Meeressäugern benannten Baureihen fort. Man erkennt den Einfluss der Schwestermodelle wie den Dolphin oder den Seal mit geschwungenen Linien und einem aerodynamischen Profil. Charakterisiert werden sie an der geschlossenen Frontpartie durch die X-förmig gestaltete Schürze oder die eng zusammengedrückten LED-Scheinwerfer mit nach unten gezogenen Tagfahrleuchten.

Drehbarer Touchscreen

Der 15,6 Zoll große Bildschirm im BYD Sealion ist drehbar. Foto: BYD

Der gefällig aussehende Elektro-SUV mit zum Heck abfallender Dachlinie hat einen verlängerten Radstand und verfügt über eine geräumige Kabine, die wohnlich und mit hochwertigen Materialen eingerichtet ist. Mit an Bord ist ein 15,6 Zoll großer Bildschirm, der sich auf Knopfdruck zwischen Hoch- oder Querformat drehen lässt und im Zusammenspiel mit dem 10,25-Zoll-Instrumentendisplay Informationen bereitstellt.

Beachtenswert ist dabei eine schwenkbare 3D-Abbildung des Fahrzeugs, über die zusätzlich einige Elemente wie Fensterheber, Dachrollo oder Kofferraum gesteuert werden können. Die Sprachsteuerung wiederum erkennt von welchem Platz der Befehl gegeben wird und stellt Komfortmerkmale wie Sitzheizung oder Zonentemperatur zielgenau ein.

Der Sealion 7 zeigt, dass BYD schon heute mit den meisten Wettbewerbern in Sachen Produktqualität und Innovationskraft auf Augenhöhe ist, wenn nicht gar schon darüber. Entsprechend selbstsicher gewährt man 6 Jahre Herstellergarantie. Was BYD fehlt? Vor allem Markenbekanntheit und -stärke. Richten soll es eine Offensive beim Ausbau des heute noch recht dünnen Händlernetzes. Bis Ende 2025 will man mit 120 Standort für mehr Sichtbarkeit im Markt sorgen. (SP-X)

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