BMW X4: Dezenter Angeber

SUV-Coupé handlich wie ein Sportwagen

BMW X4: Dezenter Angeber
Der BMW X4 wird mit seinem wuchtigen Heck. © BMW

Der BMW X4 ist die sportliche Ausgabe des X3. Anders als der größere X6 polarisiert das kleinere SUV-Coupé deutlich weniger und stellt sich dabei auf viele Ansprüche ein.

Von eins auf acht in 40 Jahren: Wer 1975 den ersten BMW 3er kaufte, erhielt automatisch eine zweitürige Limousine. Heute hat der geneigte Kunde in der Münchner Mittelklasse die Wahl zwischen achtmal so vielen Karosserieversionen – Limousine, Touring-Kombi, Gran Coupé, GT-Kombi, … um nur einige der geräumigeren zu nennen. Die neueste Variante ist der X4, eine Art Coupé-Ableger des SUV X3. Auch sieben Jahre nach dem Debüt von BMWs großem SUV-Coupé X6 wirkt das wie eine leicht schräge Idee. Doch das Auto ist bemerkenswert gradlinig.

BMW X4 als sportliche Ausgabe des X3

Der X4 ist ein X3 in sportlich. Prominentestes äußeres Zeichen dafür ist die dynamisierte Dachlinie, die wie bei einem Coupé hinter den Vordersitzen schnittig Richtung Stummel-Heck gezogen wird. Von der Seite sieht der BMW dadurch aus wie ein etwas zu hoher Sportwagen. Doch auch wenn der obere Karosserie-Abschluss vier Zentimeter unter X3-Niveau liegt und auch der Fahrersitz eine halbe Handbreit tiefer montiert ist.

Auf richtige Coupés kann man hinterm Steuer des X4 weiterhin problemlos herabblicken. Dafür bietet das beschnittene SUV aber auch deutlich mehr Platz als diese. Obwohl das schräge Heck im Fond Kopfraum und im Gepäckabteil Platz (minus 50 Liter) kostet, muss sich an Bord niemand eingeschränkt fühlen. Der alte Coupé-Spruch „Weniger Auto für mehr Geld“ gilt zwar prinzipiell auch hier - in diesem Fall bleibt aber mehr als genug vom Auto übrig.

BMW X4 fährt sich wie ein Sportwagen

BMW erweitert das Angebot der Xer-Baureihe.
Sportlich geht es mit dem BMW X4 in die Kurven BMW

Die Unterschiede zum normalen X3 beschränken sich jedoch nicht nur auf Äußerlichkeiten. Seit das Standardmodell seine legendäre Überhärte beim Fahrwerk durch leicht gestrafften Alltagskomfort ersetzt hat, ist im Programm wieder Platz für eine dezidiert dynamische Variante. Hier kommt der X4 ins Spiel. Es lässt sich bei dieser Art Fahrzeuge natürlich immer um den Sinn streiten: Warum bockt man ein Auto zunächst zum Als-ob-Geländewagen auf, um ihm anschließend die daraus zwangsläufig resultierende Unsportlichkeit mit teurer Technik und großem Aufwand wieder auszutreiben?

Eine Antwort fällt auch angesichts des X4 schwer, eine andere aber darf klar mit „Ja“ quittiert werden. Nämlich die, ob solch ein Eingriff gelingen kann. Beim X4 tut sie das ohne Einschränkung. Er fährt sich tatsächlich handlich wie ein Sportwagen, Übergewicht und ungünstiger Schwerpunkt fallen nicht auf, wenn der BMW seine 1,8 Tonnen durch die Kurve fliegen lässt, straff geführt durch die verbindliche Lenkung, abgesichert durch den hecklastig ausgelegten Allradantrieb.

BMW X4 28i mit 245 PS

Der BMW X4 ist mit einem Allradgetriebe von Magna unterwegs.
Der BMW X4 28i benötigt rund zehn Liter BMW

Dank adaptivem Fahrwerk kann es der X4 aber auch sanft. Standardeinstellung des adaptiven Fahrwerks ist „Comfort“, so dass nur wirklich schlechte Straßen zu ungedämpftem Karosseriezucken führen. Die serienmäßige Achtgangautomatik und der im Testwagen montierte 2,0-Liter-Turbobenziner sorgen auf Langstrecken für sanftes Gleiten, untermalt von leisem Säuseln. Erst bei höherem Autobahntempo hört man, wie die wenig aerodynamische Karosserieform das Lied vom Windwiderstand pfeift. Unterm Strich schafft der X4 den Spagat zwischen Reise-SUV und Gelegenheits-Sportler bemerkenswert gut, angestrengte Pseudodynamik durch rumpelige Härte hat er nicht nötig.

Der 180 kW/245 PS starke Vierzylinder unter der Haube des Testwagens ist der Ersatz für die legendären Reihensechszylinder der Marke, die mittlerweile aus Ökologiegründen den Topmodellen vorbehalten sind. Viel vermissen lässt einen das Downsizing-Triebwerk nicht; lediglich das unvermeidbare Turboloch könnte Fans der alten Saugmotoren ernsthaft irritieren. Der Spritvorteil des kleinen Motors mit der Bezeichnung 28i hält sich aber in Grenzen; rund zehn Liter genehmigt sich der Allrader auf 100 Kilometern. Trotz der immensen Abweichung von der Normangabe (7,3 Liter) ein noch akzeptabler Wert - angesichts der gebotenen Leistung und den Abmessungen des Fahrzeugs. Aber: Viel mehr wird sich wohl auch der noch erhältliche Sechszylinder im 35i (225 kW/306 PS) nicht gönnen. Allerdings ist er über 6000 Euro teurer.

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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