Kaum zu glauben: Aber BMW hat den ersten X3 nun schon vor 14 Jahren auf den Markt gebracht. Wir sind das SUV mit dem 190 PS starkem Diesel gefahren.
Die Münchner waren in dieser Klasse damals Vorreiter unter den Premium-Herstellern, heute gibt es dagegen zahlreiche Wettbewerber wie den Mercedes GLC, den Audi Q5 oder den Porsche Macan.
Nicht zuletzt deshalb wurde es mehr als Zeit für die seit Ende letzten Jahres erhältliche, inzwischen dritte Generation des Mittelklasse-SUV. Wir entschieden uns als Testfahrzeug für den 20d als – soweit man bei Ansicht der Preisliste davon überhaupt sprechen kann – Wahl der Vernunft.
BMW mit 190 PS
Wie bitte? Ein Diesel als „Wahl der Vernunft“ in heutigen Zeiten? Darauf muss man mit einem eindeutigen „ja“ antworten. BMW hat nach derzeitigem Stand der Dinge von allen deutschen Autokonzernen wahrscheinlich noch die wenigsten Probleme, Manipulationen konnten bisher schon mal gar nicht nachgewiesen werden. Der 140 kW/190 PS leistende 2,0-Liter-Selbstzünder in unserem X3 erfüllt zwar noch nicht die auch erst ab September 2019 vorgeschriebene Abgasnorm Euro 6d-temp sondern „nur“ 6c, ist aber mit SCR-Kat und einem erfreulich großen AdBlue-Tank (20,5 Liter) ausgestattet und dürfte auch in der Praxis ziemlich sauber sein.
Setzt man sich erstmals in den X3 erfüllt einen sofort das vertraute BMW-Gefühl. Alles scheint irgendwie am richtigen Platz zu sein, die Bedienung erschließt sich intuitiv und die Einrichtung des Arbeitsplatzes ist ein Vergnügen. Die nahezu perfekte Ergonomie wird eigentlich nur – aber das ist eine ganz subjektive Einschätzung – wie bei vielen Modellen der Marke vom eigentlich ja schön hoch angebrachten Bildschirm gestört. Der durch das ungewöhnliche Breiten/Höhe-Verhältnis (viel Breite, wenig Höhe) unserer Meinung nach immer ein wenig so aussieht, als wäre er nicht ganz rausgefahren.
Vierzylinder ausgesprochen leise
Apropos fahren. Die Kernaufgabe eines jeden Autos, allen Assistenz-, Konnektivitäts- und Infotainmentsystemen zum Trotz, ist ja immer noch genau das. Und genau das macht mit dem X3 richtig Spaß. Der leise arbeitende Vierzylinder-Diesel ist durchzugsstark und zudem ausreichend sparsam. Zwar lag der Realverbrauch während unseres Tests rund 28 Prozent über dem Normwert, aber 7,2 Liter sind für ein Auto dieser Größe immer noch ganz gut. Zumal wir den X3 während der uns zur Verfügung stehenden 14 Tage nicht geschont haben.
Nun könnte man nicht ganz zu Unrecht einwenden, der größere Sechszylinder mit 265 PS könne das alles besser, sei noch durchzugsstärker, entwickele eine betörende Akustik und verbrauche dabei nicht wesentlich mehr. Aber wir wollten ja die Vernunft walten lassen.
Es ist im Übrigen nicht allein der kleinere Diesel, der auch im X3 einmal mehr überzeugt. Vielmehr kommt der Fahrspaß vom Gesamtpaket her: tolle Sitze, feinfühlige Lenkung und die wie ein Maßanzug dazu passende Achtgang-Automatik von ZF – Freude am Fahren halt. Gibt es auch was zu meckern? Die Abstimmung des Fahrwerks ist vielleicht etwas zu straff geraten, wir würden uns auf jeden Fall eine Prise mehr Komfort wünschen. Zumal die grundsätzlich empfehlenswerten adaptiven Stoßdämpfer auch in der „Comfort“-Stellung am sportlichen Grundcharakter nichts ändern. Im Normalfall werden beim X3 die Hinterräder angetrieben, nur bei Bedarf wird Drehmoment nach vorne geleitet. Damit ist die Lenkung frei von Antriebseinflüssen, was den Antriebskomfort und den Fahrspaß weiter erhöht.
Gute Übersicht als Stärke
Über das reine Fahren hinaus punktet der X3 mit guter Übersicht, viel Platz auch auf der Rückbank und einen mit 550 Liter recht großen Kofferraum, der sich auf bis zu 1.600 Liter erweitern lässt. Auch an der Verarbeitung und der Innenraumqualität gibt es nichts auszusetzen, in der Vergangenheit bei BMW durchaus keine Selbstverständlichkeit. Aber das darf man bei einem Grundpreis von 47.600 Euro (plus gut und gerne 20.000 Euro für Extras) wohl auch erwarten.
Nur wer mit dem – Achtung Donald! – im amerikanischen Spartanburg gebauten SUV ein wenig angeben will, wird enttäuscht sein. Der X3 agiert optisch äußerst zurückhaltend, selbst der Unterschied zur vorherigen Generation fällt auf den ersten Blick kaum auf. Eine Zurückhaltung, die wir als äußerst wohltuend empfunden haben. Für alle, die das anders sehen, gibt es ja M Sport. (SP-X)