BMW X2: Lifestyle klassisch ausgelegt

SUV-Coupé verzichtet auf Gigantismus

BMW X2: Lifestyle klassisch ausgelegt
Der BMW X2 verzichtet auf den Pomp der größeren Geschwister. © BMW

Der BMW X2 verzichtet im Gegensatz zum X6 auf bullige Designs. Das kleine SUV-Coupé kann aber auch die Individualisten begeistern.

Weniger Auto für mehr Geld? Was generell auf Coupés zutrifft, trifft auch auf den BMW X2 zu. Das schnittig gezeichnete SUV-Coupé bietet nicht so viel Platz wie der technisch eng verwandte X1 und ist trotzdem deutlich teurer. Wie so häufig in derartigen Fällen geht der Vorwurf aber auch in diesem Fall in die falsche Richtung.

BMW hat mittlerweile jahrelange Erfahrung mit dem sportlichen Schliff von SUVs. Dem X2 sieht man das an. Das Kompaktmodell wirkt deutlich organischer als seine großen Brüder X6 und X4. Dabei verzichtet der Kleinste auf eine extreme Dachlinie und setzt stattdessen auf ein stimmiges Gesamtbild. Das alles wird garniert mit liebevollen Design-Gags, etwa den Markenemblemen an den C-Säulen oder dem Nieren-Kühlergrill, der sich erstmals nach oben statt nach unten hin verjüngt.

Haufenweise Accessoires für den BMW X2

Eher ein Taschenspielertrick ist hingegen das durch einen Kunststoff-Einsatz künstlich verlängerte hintere Seitenfenster, das den BMW gestreckter und flacher wirken lassen soll. Wer sein Auto individualisieren will, findet in der Preisliste haufenweise Accessoires.

Neben exklusiven Lacken wie einem schicken Goldton unter anderem das nur für diese Baureihe angebotene „M Sport X“-Paket, das eine ungewöhnliche Kombination aus Sport- und Offroad-Designelementen bietet.

BMW X2 teilt sich Plattform mit Mini

Das Cockpit des X2. Foto: BMW
Gute Platzverhältnisse bietet das Cockpit des X2. Foto: BMW

Bei den Abmessungen fällt der X2 gegenüber dem X1 um rund acht Zentimeter kürzer aus. Eine Differenz, die im Alltag eine erstaunlich geringe Rolle spielt. Der Fond bietet gute Platzverhältnisse, und selbst am Kopf wird es lediglich wirklich Großgewachsenen zu eng. Der Kofferraum fasst 470 Liter, nur knapp 30 weniger als beim X1. Dass der Crossover mit guter Raumökonomie punktet, liegt vor allem an der Frontantriebsplattform, die er sich mit dem X1 und den Modellen von Mini teilt.

Weil der Großteil der Varianten aber mit Allradantrieb angeboten wird, gibt es hinten weiterhin einen Mitteltunnel, der den mittleren Fondsitz zum Notbehelf herabstuft. Insgesamt verlangt der dynamische Karosserie-Zuschnitt aber recht wenig Eingeständnisse an die Alltagstauglichkeit – bis auf die Sicht nach hinten natürlich, die durch die dicken C-Säulen und das schmale Heckfenster stark eingeschränkt ist.

Fahrer fühlt sich perfekt eingebunden

Der BMW X2. Foto: BMW
Der BMW X2 bietet dem Fahrer einen perfekten Arbeitsplatz. Foto: BMW

Die beim Verhältnis von Design und Raumangebot beobachtete Ausgewogenheit findet sich auch während des Fahrens wieder. Natürlich ist der X2 markentypisch straff abgestimmt und in der von uns gefahrenen Variante mit Sportfahrwerk und 19-Zoll-Rädern gilt das noch einmal in besonderem Maße – doch übertriebene Härte ist nie zu spüren. Stattdessen fallen die positiven Aspekte ins Gewicht. Das willige Einlenken in die Kurve, das freudige Herausbeschleunigen und die verbindliche Straßenlage auf der Graden. Noch einmal aus dem runden Gesamtpaket herausstechen können die Bremsen, die sehr exakt dosierbar sind, aber bei Bedarf auch extrem beherzt verzögern.

Der Fahrer fühlt sich perfekt ins Auto eingebunden, was auch an der gegenüber normalen SUV leicht abgesenkten Sitzposition liegt. Der im Testwagen montierte 2,0-Liter-Dieselmotor passt sich mit seinem fülligen Drehmoment gut ein, lässt aber bei ehrgeizigeren Zwischenspurts auf der Autobahn den allerletzten Punch vermissen. Hier spielen wohl das Gewicht und die große Stirnfläche des Crossovers mit hinein. Beides schlägt sich auch im Verbrauch nieder, der mit über sechs Litern gut anderthalb Liter üppiger ausfällt als im Prospekt angegeben.

BMW X2 kein günstiges Vergnügen

Ein günstiges Vergnügen ist der X2 aber auch jenseits der Tankrechnung nicht. Selbst das aktuelle Einstiegsmodell mit Frontantrieb und Benziner (141 kW/192 PS) kostet bereits knapp 40.000 Euro – für ein paar Tausender mehr gibt es beim BMW-Händler auch schon den deutlich geräumigeren X3. Wer die Allradvariante mit dem kleineren Diesel ordert, muss 43.800 Euro überweisen, der starke Diesel mit 170 kW/231 PS schlägt mit 46.800 Euro zu Buche. Und in all den Fällen reden wir von der Basisausführung. Wer das volle Showpotenzial des Autos wecken will, muss noch einen niedrigen bis mittleren vierstelligen Betrag drauflegen.

Ein rationaler Käufer, der sein Auto nach rein praktischen und finanziellen Erwägungen kauft, landet aber wohl allgemein eher selten bei BMW. Wer zumindest noch das ein oder andere vernünftige Argument auf seiner Seite haben will, kauft vielleicht den X1. Für den X2 hingegen entscheidet man sich nicht, weil er besonders nützlich wäre. Sondern, weil man ihn schön findet. Wer sich vom Design des Münchners nicht fesseln lässt, kauft sich eben anderswo mehr Auto für weniger Geld. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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