Erst kam die Limousine, nun bringt BMW vom 5er auch den Touring. Wir waren mit dem i5 eDrive 40 unterwegs – und waren ziemlich angetan.
BMW bleibt sich treu – und hält in der 5er Baureihe auch bei seinem Edel-Kombi an seinem Antriebsmix fest. So wird der Touring nicht nur als klassischer Verbrenner (Benzin und Diesel) angeboten, sondern auch mit Plug-in-Hybrid und als reine Elektrovariante. Bei den Münchnern sollen die Kundinnen und Kunden die Wahl haben, für welche Antriebslösung sie sich entscheiden. Deshalb redet man in der Vorstandsetage auch der Technologieoffenheit das Wort.
Bei den Testfahrten des 5er Touring standen indes nur die beiden Elektro-Varianten zur Verfügung. Für die Fahrt von Garching ins Altmühltal haben wir uns für den i5 eDrive 40 entschieden, die Einstiegsversion. Sie wird allein schon wegen des Preises von 72.200 Euro bei den elektrischen Varianten das am meisten nachgefragte Modell sein. Der i5 M60 xDrive mit 601 PS steht mit selbstbewussten 101.500 Euro in der Preisliste.
Ende bei 193 km/h erreicht
So schön es auch ist, soviel Leistung und zudem Allrad zu haben, so ausreichend und überzeugend ist die „Basisvariante“ mit ihren 340 PS. Klar wäre es nett, auch den eDrive 40 als xDrive bestellen zu können, aber auch so bringt der über 2,2 Tonnen schwere Stromer die Kraft ziemlich souverän von der Hinterachse auf die Straße. Ein maximales Drehmoment von 430 Nm im Boost-Modus (i5 M60 über 800 Nm) sorgt für einen ausreichend kraftvollen Antrieb – und man kann die Variante zudem ziemlich sportlich beschleunigen. Gerade einmal 6,1 Sekunden (3,9) vergehen bis Tempo 100 und die Höchstgeschwindigkeit des 5,06 Meter langen Kombis wird auf 193 km/h (230 km/h) begrenzt.
Dass bei der Einstiegsvariante nicht mehr Topspeed drin ist, kann man beklagen, muss man aber nicht. Denn mit 193 km/h ist man bereits ausreichend zügig unterwegs – und vor allem auch deutlich effiziente. So soll sich der eDrive 40 je nach Ausstattung mit einem Verbrauch zwischen 16,5 kWh/100 km und 19,3 kWh/100 km begnügen, beim M-Modell sollen es zwischen 18,3 kWh/100 km und 20,8 kWh/100 km sein. Beides sind WLTP-Werte, die bei umsichtiger Fahrweise durchaus im Bereich des möglichen liegen. Der Bordcomputer unseres Testwagens zeigte bei der Ankunft im Altmühltal einen Verbrauchswert von 19,9 kWh/100 km an – für ein Auto mit dieser Leistung ein guter Wert.
Realistische Reichweite von 400 Kilometer
Ausgestattet ist der Edel-Kombi der Bayern mit einer 81,2 kWh starken Batterie, die für eine Reichweite von 483 Kilometer gut sein soll. Angesichts des Verbrauchs während unserer Ausfahrt erscheinen 400 Kilometer durchaus realistisch zu sein. Die Gesamtreichweite werden wir in Kürze bei einer zweiwöchigen Testfahrt dann mal genauer unter die Lupe nehmen. Gleiches trifft auf die Ladeleistung zu. Sie soll laut Datenblatt an einer Schnellladestation übrigens bei bis zu 205 kW liegen. Damit lässt sich der Akku von 10 auf 80 Prozent in 30 Minuten laden. An einer Wallbox sind 11 kW möglich, optional kann auch mit 22 kW geladen werden.
Die Entwickler haben übrigens gut daran kann, dass man vor dem Ladevorgang die Vorkonditionierung der Batterie auch per Tastendruck manuell einleiten kann und nicht nur über die Zieleingabe im Navigationssystem. Abseits dieser reinen Daten erweist sich der i5 Touring eDrive 40 als ein für die Langstrecke ausgezeichnet geeignetes Fahrzeug. Das Fahrwerk ist exzellent abgestimmt: es ist zwar straff, aber ausreichend komfortabel. Zum guten Gesamteindruck trägt auch die hervorragende Geräuschdämmung bei, die den Innenraum auch bei flotterer Autobahnfahrt ausreichend ruhig hält.
Ohnehin versprüht der Innenraum Wohlfühlatmosphäre. Die Sitze sind bequem, bieten nicht nur einen guten Seitenhalt, sondern auch für Großgewachsene eine ausreichende lange Auflagefläche für die Oberschenkel. Über die Qualitätsanmutung braucht man sich keine Sorgen machen, sie ist Premium. Im Fond können zur Not auch drei Erwachsene sitzen, besser und bequemer fährt man indes auf der Rückbank mit nur zwei Passagieren. Im Kofferraum lassen sich übrigens mindestens 570 Liter Gepäck unterbringen, bei umgelegter Rückbank sind es 1700 Liter. Da BMW weiß, wie man Kombis baut, kann man sich über einen ebenen Ladeboden freuen.
Beeindruckenden Autobahnassistent
Wenn ein Hersteller ein neues Modell präsentiert, ist man gern mit Superlativen am Start. Das ist bei BMW nicht anders. Entsprechend spricht der Hersteller davon, dass die Fahrassistenzsysteme für das teilautomatisierte Fahren im Wettbewerbsumfeld Maßstäbe setzen würden. Und, tun Sie es? Mit Blick auf den optionalen Autobahnassistenten kann man das rundum bejahen.
Das System sorgt für eine deutliche Entlastung des Fahrers, indem es ihm ermöglicht, bis 130 km/h die Hände vom Lenkrad zu nehmen. Und das ist dann zeitlich nicht auf die sonst üblichen 15 Sekunden beschränkt, sondern es geht so lange, wie der Fahrer das Verkehrsgeschehen im Blick hat. Erst wenn die Kamera eine Ablenkung erkennt, wird der Fahrer dazu aufgefordert, wieder das Lenkrad zu übernehmen. Zudem ist das System in der Lage, einen aktiven Spurwechsel vorzunehmen. Und? Das können auch andere, mögen Sie einwenden. Aber nicht so, wie im i5. Hier braucht man dafür nicht mehr den Blinker zu betätigen, es reicht ein Blick nach links oder rechts und schon zieht das Fahrzeug nach links oder rechts.
Den Autobahnassistenten gibt es natürlich auch für die Verbrenner-Varianten. Doch irgendwie passt er besonders gut zur E-Variante des 5er Tourings. Viel entspannter und komfortabler kann man in dieser Klasse kaum auf der Langstrecke unterwegs als im i5 und diesen Assistenten sein. Leider kann sich das angesichts des Preises nicht jeder leisten.