BMW 4er Cabrio: Stilvolles Open-Air-Erlebnis

BMW 4er Cabrio: Stilvolles Open-Air-Erlebnis
Das BMW 4er Cabrio: die Niere polarisiert. © Axel F. Busse

Die neue Niere polarisiert, dafür lässt etwas anderes die Fangemeinde jubeln: Das 4er-Cabriolet von BMW hat wieder ein Stoffdach.

Das „Hungry-Horse-Syndrom“ ist der Schrecken aller Besitzer betagter Cabrios. Nachlassende Spannung im Segeltuch-Gewebe führt dazu, dass sich die tragenden Bogenspriegel des Klappverdecks unter der geschlossenen Haube abzeichnen. Ganz so wie die Rippen an den Flanken eines unterernährten Pferdes.

Die Lösung bringen so genannte Flächenspriegel, die – wenn aus Magnesium gefertigt – nicht nur wenig wiegen, sondern auch so bündig aneinanderpassen, dass keinerlei Stützelemente mehr unter der Stoffbahn erkannt werden können.

Ungeliebtes Metalldach

Ein klarer ästhetischer Gewinn für das neue 4er-Cabrio, nicht nur, weil das vormalige Metalldach-Cabrio von den Freiluft-Junkies unter den BMW-Fahrern nie wirklich geliebt wurde. Mit Hilfe von Flächenspriegeln hat Porsche bereits 2012 die Silhouette seines 911er-Cabrios geglättet, nun wendet auch BMW diese Konstruktion bei der offenen Variante des Mittelklasse-Coupés an.

Der visuelle Effekt ist überzeugend. Prall, glatt und straff spannend wölbt sich der neue Kopfschmuck zwischen Windschutzscheibe und Verdeckkasten. Die akustischen Qualitäten sind ebenfalls lobenswert, Motor-, Abroll- und Windgeräusche unterscheiden sich kaum von denen im Coupé.

Neue Niere – alte Vorbilder

Das BMW 4er Cabrio ist endlich wieder mit Stoffverdeck zu bekommen. Foto: Axel F. Busse

An der Front des 4ers hat sich die auffälligste Abkehr von den bisherigen Gestaltungs-Prinzipien vollzogen. Konnten in den zurückliegenden Jahren die Rahmen der markentypischen Kühler-Nieren manchmal nicht flach und breit genug sein, sind sie nun schmal und in die Höhe gewachsen. Das mag manche irritieren, hat aber ein historisches Vorbild. Beim ersten je gebauten Cabrio von BMW, dem noch in Eisenach produzierten 326, war die Niere sogar schmaler und höher. Das unvermeidliche Nummernschild darauf sieht nun aus wie ein Fremdkörper, doch allen, die noch mit der neuen Nase fremdeln, sei gesagt: man wird sich dran gewöhnen.

Genauso wie an die Ausmaße des neuen Cabriolets, das mit nunmehr 4,77 Metern einen Längenzuwachs von stolzen 13 Zentimetern aufweist. Damit überragt es sogar das Modell X4. Das von uns getestete Cabrio war mit dem Zweiliter-Einstiegsmotor ausgestattet, der 184 PS und 300 Newtonmeter Drehmoment abgibt. Das ist für einen immerhin fast 1800 Kilo schweren Viersitzer nicht eben viel, erlaubt aber durchaus temperamentvolles Fahren, wenn man mit dem Fahrmodus-Schalter die Schaltvorgaben für die Achtgang-Steptronic dynamik-orientiert anpasst.

Gelassen im Landstraßentempo

Gemütlicher geht’s im Eco-Pro-Modus zu und vor allem wirtschaftlicher. Der vom Hersteller mit minimal 5,7 Liter für den kombinierten Verbrauch bezifferte Spritkonsum (nach NEFZ) hat zwar auch im Eco-Modus nur theoretische Bedeutung, realistischer ist da der WLTP-Wert von um die sieben Liter. Ohne nennenswerte Ausflüge in den Hochgeschwindigkeitsbereich waren es in diesem Test 6,8 Liter/100 km. Als Höchstgeschwindigkeit nennt BMW 236 km/h.

Am schönsten ist es im 4er-Cabrio weit unterhalb dieses Tempos. Mit versenkter Haube und von Zugluft kaum belästigt gleitet man entspannt im Landstraßentempo dahin. Plötzlich aufziehende Schauer können das Vergnügen kaum mindern, denn die schützende Plane ist schnell wieder hochgefahren und verriegelt. Der dafür vorgesehene Schalter in der Mittelkonsole wird dazu mit der gleichen Bewegungslogik aktiviert, wie das Verdeck selbst – nach hinten zum Öffnen, nach vorn zum Schließen. Das ist so längst nicht bei allen vergleichbaren Cabriolets der Fall. Die Test-Stoppuhr protokollierte 16,5 Sekunden zum Auf- und 17,3 sec. zum Zumachen, jeweils weitere fünf Sekunden brauchen die Seitenfenster.

Enge und Wind nur hinten

Seitlich gelungen: das BMW 4er Cabrio. Foto: Axel F. Busse

Auch wenn der offene BMW über vier Sitzplätze verfügt, muss die Ausfahrt als klassisches Zwei-Personen-Vergnügen gelten. Auf den hinteren Plätzen ist man nicht nur stärker den Verwirbelungen des Fahrtwinds ausgesetzt, sondern hat auch deutlich weniger Bewegungsfreiheit. Der gar nicht so knapp bemessene Radstand von 2,85 Metern trägt kaum zur Beinfreiheit für die dortigen Passagiere bei. Deren Kabinenbreite ist mit 1,17 Metern gegenüber den vorderen Plätzen um nahezu 30 Zentimeter reduziert. Das liegt in erster Linie an dem Faltdach-Mechanismus, der ja irgendwo zwischen Verdeck- und Radkasten gestaut werden muss. Das Gepäckvolumen ist mit 300 bis 385 Litern für ein Cabrio erfreulich üppig bemessen.

So vergnüglich die Open-Air-Touren mit einem BMW-Cabrio sein mögen, so kostspielig sind sie auch. Unter 54.800 Euro ist aktuell nichts zu machen. Da sind dann zwar standesgemäße Alufelgen, Klimaautomatik, LED-Scheinwerfer, Parksensoren und Lederpolster auf Sportsitzen dabei, die Ausstattung lässt sich aber durch diverse sinnvolle Optionen ergänzen. Dazu gehört beispielsweise ein Paket mit Windschott, Nackenwärmern an den Vordersitzen und Lenkradheizung (+1350 Euro) oder der Driving Assistant Professional (+2000 Euro). Er nimmt einem so gut wie alles ab, was einem die Fahrfreude verleiden kann. Bremsen zum Beispiel oder das Beachten von Tempolimits.

Vorheriger ArtikelSchulbeginn: Tipps für den sicheren Schulweg
Nächster ArtikelFahren mit Anhänger: Auf richtige Stützlast achten
Axel F. Busse
Axel F. Busse ist gelernter Redakteur, sein kommunikations-wissenschaftliches Studium absolvierte er an der FU Berlin. Nach Tätigkeiten bei Tageszeitungen, wo er sich mit Auto- und Verkehrsthemen beschäftigte, arbeitet er seit 2003 als freier Autor ausschließlich in diesem Bereich. Außer für die Autogazette schreibt er für verschiedene Online- und Printmedien.

Keine Beiträge vorhanden