Mit dem 2er Active Tourer betritt BMW nicht nur Neuland. Die Münchner rücken zum einen von ihren Traditionen ab, zum anderen setzen sie im Segment neue Maßstäbe.
Von Thomas Flehmer
Die Leidenszeit sportlich interessierter Familienväter ist vorbei. Mussten die vermeintlichen Familienoberhäupter angesichts des wachsenden und heranwachsenden Nachwuchses ihre motorsportlichen Ambitionen zu Grabe tragen, so bietet BMW nun eine Lösung an. Denn mit dem 2er Active Tourer betreten die Münchner erstmals das Segment der Familienvans und treten so in Konkurrenz zur Mercedes B-Klasse, die bereits seit Jahren ein Monopol im Premiumbereich in dieser Klasse innehat.
2er Active Tourer erster BMW mit Frontantrieb
Dabei weichen die Bayrischen Motorenbauer erstmals von ihrem traditionellen Antriebskonzept ab. Bedingt durch die Anordnung der Karosserie werden die Vorder- statt wie sonst die Hinterräder angetrieben. Allradversionen werden später folgen beim neuen 2er, dessen Entwicklung rund drei Jahre gedauert hat.
Herausgekommen ist ein 4,32 Meter langer Kompaktvan, der nicht nur die Länge mit dem gerade in den Markt eingeführten VW Golf Sportsvan gemein hat, sondern auch – baubedingt durch die Anforderungen im Segment - dem Wolfsburger Vertreter von der Seite sehr ähnelt. Vorne verdeutlicht die Doppelniere, aus welchem Stall der Neue kommt. Mit einer Höhe von 1,55 Metern ist der BMW für das Van-Segment recht flach ausgefallen und deutet darauf hin, was er zu bieten hat. Auch das Heck ist dank des Hofmeister-Knicks sportlicher als bei anderen ausgefallen.
BMW 2er Active Tourer ab 27.200 Euro
Der Innenraum reiht sich dagegen ein und vereint Komfort und Alltag miteinander. Die Sitze sind nicht zu beanstanden, die Instrumente gut ablesbar. Ein 6,5 Zoll großer Farbbildschirm mit iDrive Controller, der neben Radio weitere Funktionen der Fahrzeugkontrolle übernimmt, ist serienmäßig an Bord und kann natürlich optional mit dem Internet verbunden werden. nicht zu vergessen, das Kofferraumvolumen, das zwischen 468 und 1510 Liter fasst.
Sechs Motoren – drei Benziner und drei Diesel als Drei- und Vierzyliner mit einem Leistungsspektrum von 85 kW/116 PS bis 170 kW/231 PS - stehen ab 27.200 Euro zur Auswahl. Diese sollen sich mit zwischen 3,9 und 6,6 Litern begnügen und werden somit in die Effizienzklassen A+ bis C eingestuft. Selbst der stärkste Diesel, der 220d mit 140 kW/190 PS fährt noch in der A-Klasse.
BMW 218d als guter Bergkurvenjäger
Aber auch der kleine 218d mit 110 kW/150 PS hat bereits genügend Kraft im Angebot. Dank des Drehmoments von 330 Nm zwischen 1750 und 2750 Umdrehungen werden selbst Steigungen fast ohne Mühe genommen. Der Selbstzünder stellt deutlich unter Beweis, dass er der dynamischste Vertreter im Segment sein möchte. Kurven nimmt der 1,4 Tonner fast wie eine Limousine, vom eigentlichen Van ist nichts zu merken, so sportlich ist der 2er Active Tourer ausgelegt. Und 8,9 Sekunden für den Sprint hören sich auch nicht schlecht an.
Die sechs Gänge lassen sich dabei knackig einlegen und unterstützen die sportlichen Ambitionen, die auch durch den Verbrauch keinen Dämpfer erhalten. Denn sechs Liter nach den ersten Testfahrten über Berg und Tal sind aller Ehren wert, auch wenn nicht nur der sportliche Charakter des Vans abgerufen wurde. Und die Frage nach Front- oder Hinterradantrieb kommt dabei gar nicht auf.
BMW 225i in 8:45 Minuten über die Nordschleife
Auch nicht beim Topbenziner 225i mit xDrive Automatik und 170 kW/231 PS, der ebenfalls die Fahrfreude steigert. Innerhalb von 6,6 Sekunden ist Tempo 100 erreicht und die Freude kann bis zu einer Geschwindigkeit von 240 km/h ausgelebt werden. Wenn allerdings nicht nur dem Vorschub gefrönt, sondern auch vorrausschauend gefahren wird, stehen am Ende gute sieben Liter auf dem Tacho. Und das ist nicht weit entfernt von den angegebenen 6,6 Litern. Auf der anderen Seite schafft es der 225i in 8:45 Minuten über die Nordschleife des Nürburgrings, so schnell wie sonst kein anderer Van.
Dass auch beim 2er Active Tourer diverse Fahrassistenzsysteme zum Einsatz kommen können, die den Fahrkomfort durch teilautonome Systeme wie den Stauassistenten weiter erhöhen, ist selbstverständlich. Dass nicht alle Familienväter diesen Komfort auskosten können, wohl auch. Denn neben den Kosten der Assistenten kann der Van auch bei der Fahrdynamik und dem Fahrwerk sowie dem Antrieb und bei der Klimatisierung weiter angereichert werden, von Sitzen, Lederlenkrädern und diversen Leichtmetallrädern ganz zu schweigen.
Teuerste BMW 2er Active Tourer ab 42.900 Euro
So kostet der kleinste Benziner in der höchsten Ausstattungsvariante "M Sport" wenigstens 31.850 Euro, mit jeweils 42.900 Euro teilen sich der 225i xDrive und der 220d xDrive die Spitzenplätze, bevor gut und gerne weitere 20.000 Euro für den Komfort ausgegeben werden können. Und gerade der pekunäre Aspekt wird die Leidenszeit vieler Familienväter weiter verlängern.