BMW gehört bei der E-Mobilität zu den erfolgreichsten deutschen Premiumherstellern. Jüngstes Modell im Portfolio ist der i5 Touring. Wir haben den eDrive40 im Alltag getestet.
Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache. Die BMW Group befindet sich bei der E-Mobilität auf Erfolgskurs. So stiegen im ersten Halbjahr die Auslieferungen der batterie-elektrischen Fahrzeuge der Marken BMW, Mini und Rolls-Royce auf 190.614 Fahrzeuge. Das entspricht einem Plus von 24,6 Prozent. Von Nachfrageschwäche bei der E-Mobilität kann damit bei den Münchner keine Rede sein. Die Modelle vor allem der Kernmarke BMW kommen bei den Kundinnen und Kunden an: in den ersten sechs Monaten des Jahres wurden fast 180.000 BEVs der Kernmarke abgesetzt.
Warum die Modelle der Bayern so gut ankommen, dafür ist der 5er ein hervorragendes Beispiel. Er wird nicht nur als Limousine angeboten, sondern neuerdings auch als Touring. Damit bietet er neben der markentypischen Performance und Effizienz vor allem noch mehr Nutzwert. Doch nicht nur das: der BMW i5 wartet mit einer Vielzahl von innovativen Assistenzsystemen auf. Gut, das allein ist noch kein Alleinstellungsmerkmal. Aber mit dem Autobahnassistenten bieten die Münchner ein besonderes Feature, das vor allem Vielfahrer zu schätzen wissen.
Überzeugender Autobahnassistent
Dessen ist man sich auch bei BMW bewusst – und preist das System vollmundig an. So sprechen die Münchner mit Blick auf den Autobahnassistenten von einem Maßstäbe setzenden Fahrassistenzsystem. Zurückhaltung sieht anders aus. Doch hält das System auch, was BMW vollmundig verspricht?
Wir haben das Assistenzsystem auf der Fahrt im i5 eDrive 40 Touring von Berlin nach Bad Saarow und zurück bei regem Autobahnverkehr ausprobiert – und waren mehr als angetan. So ermöglicht der Autobahnassistent es der Fahrerin oder dem Fahrer bis Tempo 130 die Hände vom Lenkrad zu nehmen. Normalerweise werden diese in Fahrzeugen der Autonomiestufe Level 2 nach 15 Sekunden aufgefordert, wieder die Hände ans Lenkrad zu nehmen. Bei BMW ist das anders – hier kann der Fahrer die Hände fern des Lenkrades halten. Voraussetzung ist allerdings, dass er aufmerksam bleibt – sprich die Augen weiter auf den Verkehr richtet. Tut er dies nicht und wendet sich im Gespräch beispielsweise zu lange zu seinem Beifahrer, schaltet sich der Autobahnassistent nach vorheriger Ermahnung ab.
Per Blick die Fahrspur wechseln
Mit dem Autobahnassistent lässt sich dabei nicht nur „Hands Free“ fahren, sondern mit ihm kann man auch Spurwechsel vornehmen. Und? Das können auch andere, mögen Sie einwenden. Aber nicht so, wie es der i5 kann. Hier braucht man als Fahrerin oder Fahrer dafür nicht mehr den Blinker zu betätigen: es reicht ein Blick nach links oder rechts und schon zieht das Fahrzeug in die entsprechende Richtung.
Den Autobahnassistenten gibt es natürlich auch für die Verbrenner-Varianten. Doch irgendwie passt er besonders gut zur E-Variante des 5er Tourings. Viel entspannter und komfortabler kann man in dieser Klasse kaum auf der Langstrecke unterwegs als im i5
Seinen Antriebsstrategie „Power of Choice“ folgend, bietet BMW den 5er nicht nur rein elektrisch an, sondern auch als Benziner, Diesel und Plug-in-Hybrid. Doch warum sollte man sich für etwas anderes als den i5 entscheiden? Okay, rhetorische Frage: dafür gibt es nicht wirklich einen Grund. Die Reichweite kann es auch nicht sein. Denn die liegt mit der 81,2 kWh (netto) starken Batterie in dem von uns gefahrenem i5 eDrive 40 Touring (ab 72.200 Euro) je nach Ausstattung zwischen 483 und 560 Kilometer.
Doch wie realistisch sind diese Angaben? Sie kommen je nach Fahrstil der Realität schon ziemlich nah. So wird der Verbrauch zwischen 16,5 bis 19,3 kWh/100 km angegeben. Ganz so effizient waren wir zwar nicht unterwegs, doch nach unser Ausfahrt zeigt der Bordcomputer 19,1 kWh an – und das bei einer größtenteils auf der Autibahn zurückgelegten Strecke. Soll heißen: Der BMW kann auch deutlich unter 19 kWh bewegt werden. Bei Fahrten in Berlin waren wir mit etwas mehr als 17 kWh unterwegs. Das ist für ein Auto mit einem Gewicht von 2,2 Tonnen und einer Leistung von 313 PS (340 PS im My Mode Sport) ein wirklich guter Wert.
In 6,1 Sekunden auf Tempo 100 km/h
Der etwas mehr als fünf Meter lange Touring erwies sich bei den Testfahrten aber nicht nur als ausgesprochen effizient, sondern er kann auch sportlich, wenn man will. In flotten 6,1 Sekunden ist Tempo 100 erreicht und die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 193 km/h an. Das maximale Drehmoment liegt bei 400 Nm (430 im Boost). Damit ist gewährleistet, dass der i5 kraftvoll antritt. Zwar verfügt unser Testwagen über keinen Allrad, aber die Kraft wird souverän auf die Straße gebracht.
Das Fahrwerk haben die Entwickler dabei straff, aber keinesfalls unkomfortabel abgestimmt. Wer mit dem i5 auch mal gern schnellere Kurvenfahrten hinter sich bringen will, kann dies getrost und sorgenfrei tun. So stimmig das Fahrwerk, so stimmig ist auch die Lenkung, die direkt abgestimmt ist und eine gute Rückmeldung vermittelt. So muss es es sein. Ach ja, und wie schnell lässt sich die Batterie wieder aufladen? An einer Schnellladestation lädt der i5 mit einer maximalen Leistung von 205 kW. Damit kann der Akku in 30 Minuten von 10 auf 80 Prozent befüllt werden. Anders ausgedrückt: zehn Minuten reichen, um wieder 149 Kilometer fahren zu können. An einer Wallbox kann serienmäßig mit 11 kW geladen werden, optional sind auch 22 kW möglich. Natürlich kann die Batterie vorkonditioniert werden. Die Vorkonditionierung geschieht entweder über das Navigationsgerät und der Auswahl einer entsprechenden Ladestation auf der Strecke – oder sie kann auch manuell über Tastendruck eingeleitet werden.
570 Liter Kofferraumvolumen
Der Innenraum ist für ein Auto der oberen Mittelklasse auf einem entsprechend hohen Qualitätsniveau. Die Materialien sehen nicht nur gut aus, sondern fühlen sich aus so an. Zu beanstanden gibt es hier nicht. Auch über zuwenig Platz braucht man sich nicht zu beklagen. Fahrer und Beifahrer haben daovn genug und auch im Fond können zwei Erwachsene mittlerer Größe gut sitzen. Mit etwas gutem Willen können auch drei Personen auf der Rückbank Platz nehmen. Wie es sich für einen Kombi gehört, bietet der Kofferraum ausreichend Lademöglichkeiten: es stehen mindestens 570 Liter Gepäckraum zur Verfügung, bei umgelegter Rückbank steigt es auf bis zu 1700 Liter an.
Wer immer noch seine Zweifel hat, ob der i5 das richtige Auto für ihn ist, der sollte bei seinem Händler mal nach einer längeren Probefahrt nachfragen. Wer nämlich einmal selbst längere Strecken in einem E-Auto zurückgelegt hat, der möchte dann eigentlich nicht noch einmal einen Verbrenner fahren – vor allem dann nicht, wenn er zuvor mit einem i5 unterwegs war. Mit ihm haben die Münchner ein ziemlich gelungenes Modell auf die Straße gebracht.