BMW 840i Cabrio: Vom Luxus, kein Dach über dem Kopf zu haben

BMW 840i Cabrio: Vom Luxus, kein Dach über dem Kopf zu haben
Der BMW 840i ist optisch ein Hingucker. © Axel F. Busse

Immer weniger Hersteller bieten Cabrios an. Dennoch blieb ihr Anteil in den zurückliegenden Jahren mehr oder minder gleich. Kein Wunder: sie sorgen für viel Spaß, wie der BMW 840i.

Fahrzeuge wie die Stoffdach-Variante des 8er BMWs sind reine Luxusgüter. Nicht nur, weil sechsstellige Preise den potenziellen Kundenkreis erheblich einschränken, sondern auch, weil man zusätzlich noch ein Gebrauchs-Auto in der Garage haben sollte. Für eine dreiwöchige Urlaubsreise oder einen Besuch im Baumarkt sind Cabrios dieser Art nur bedingt geeignet. Für das Vergnügen, kein Dach über dem Kopf zu haben, sind bei der Allradversion des 8er-Cabrios aktuell 118.000 Euro fällig.

Etwa ein Drittel der im vergangenen Jahr in Deutschlands neu zugelassenen 8er-BMWs waren Cabrios. Ob der Anteil im globalen Maßstab größer oder kleiner ist, hat der Hersteller zum Geheimnis erklärt, so dass nur darüber spekuliert werden kann, ob der mit ausreichendem finanziellen Spielraum ausgestattete Teil der Deutschen besonders freiluft-freundlich ist. Klar erkennbar ist aber die Neigung zum Heckantrieb, denn nur ein verschwindet geringer Prozentsatz von Coupés und Cabrios wurde mit 4×4-Technik ausgeliefert. Wer mit einem 8er liebäugelt, ist jedenfalls gut beraten, sich alsbald zu entscheiden: Mangels Elektrifizierungsmöglichkeit wird diese Baureihe keinen Nachfolger bekommen.

Illuminierter Frontgrill

Über die anhaltenden Nieren-Blähungen des bayerischen Erkennungs-Merkmals mag man geteilter Meinung sein, jedoch ist die neue „Iconic-Glow“-Beleuchtung des Grills ohne Zweifel ein besonderer Showeffekt. Unbestreitbar ist auch, dass 4,85 Meter Länge bei nur 1,35 m Höhe dem Zweitürer eine elegante Wirkung verleihen. Der schon 2022 von Lesern einer Fach-Publikation verliehene Titel „schönstes Cabrio des Jahres“ erscheint deshalb plausibel.

Der Innenraum des BMW 840i sieht nicht nur chic aus, sondern ist auch funktional gestaltet. Foto: Axel F. Busse

Erstaunlicher Weise herrscht unterm Cabriodach sogar etwas mehr Kopffreiheit als im Coupé, genau sind es 28 mm. Sie zu nutzen ist jedoch nur Menschen mit Grundschüler-Statur möglich, denn es gibt so gut wie keine Beinfreiheit und die Kabinenbreite schrumpft wegen der seitlichen Dach-Mechanik auf 1,22 Meter. Vorn haben die Passagiere üppig Platz, dort sind knapp 1,5 Meter zwischen den Türverkleidungen messbar.

Laut BMW ist das Cockpit von einer „Balance zwischen fahrerorientierter Dynamik und exklusiver Eleganz“ geprägt. Jenseits der PR-Lyrik muss man anerkennen, dass der Hersteller nicht dem verbreiteten Reduzierungs-Fetisch von Knöpfen und Schaltern verfallen ist, sondern weiterhin die bekannte klare Strukturierung von Bedienelementen mit nachvollziehbarer Funktionslogik herrscht. Eingaben können per Touchscreen, Dreh-Drück-Steller oder Sprache vorgenommen werden. Mit dem letzten Facelift hielt ein serienmäßiges M-Sportpaket Einzug in die 8er-Reihe, zu dem außer einem Multifunktions-Lederlenkrad der anthrazitfarbene Dachhimmel, die Pedalerie aus Edelstahl, Fahrerfußstütze sowie spezifische Fußmatten gehören.

Tempomat erkennt rote Ampeln

Wie in dieser Klasse üblich, sind die Möglichkeiten, das kostspielige Auto wirksam zu verteuern, nahezu unbegrenzt. Das am Testwagen verbaute „M Carbon Exterieurpaket“ (4400 Euro) erscheint verzichtbar, da ohne Einfluss auf die Fahreigenschaften, das Innovationspaket für 3900 Euro hingegen bietet durch Laserlicht, Parkassistent und umfangreiche Regelungs-Sensorik einen echten Mehrwert. Dazu gehören etwa Geschwindigkeitsregelung mit Stop&Go-Funktion einschließlich Ampelerkennung und automatischem Speed-Limit-Assist sowie der Lenk- und Spurführungsassistent. Der mehrstufige Nackenwärmer unterhalb der vorderen Kopfstützen ist Bestandteil des Open-Air-Pakets (4250 Euro), in dem auch das Soundsystem von Bowers-&Wilkins enthalten ist.

Trotz des hohen Komfort-Niveaus bleiben Wüsche offen. So fehlt etwa der Beifahrertür außen eine Sensortaste für den schlüssellosen Zugang, innen der Knopf zur Bedienung der hinteren Seitenscheibe. Ein automatischer Gurtbringer wie im 4er-Cabrio wäre ebenso nützlich wie eine Öse am Schlüssel, damit der an Haustür- oder Büro-Öffner befestigt werden kann. Zum elektrischen Versenken des Verdecks brauchte es 16,3 Sekunden, zum Schließen einen Wimperschlag weniger. Cabriofreunde müssen mit spärlichem Kofferraum auskommen, da macht der 840i keine Ausnahme. Der Verdeckkasten sorgt dafür, dass das Gepäckfach zwar 1,10 Meter tief ist, aber die nutzbare Höhe nur 28 cm beträgt.

Besser Cruisen statt rasen

Der BMW 840i verfügt über ein schnell öffnendes Stoffverdeck. Foto: Axel F. Busse

Der Reihen-Sechszylinder mit drei Litern Hubraum legt in jeder Fahrsituation eine bestechende Laufkultur an dem Tag. Ansatzloses, druckvolles Beschleunigen mit 500 Nm Drehmoment liegt ihm ebenso wie das gemütliche Cruisen mit Landstraßen-Tempo. Die Leistung von 333 PS genügt, um nach 5,2 Sekunden 100 km/h und maximal 250 km/h zu erreichen, das entspannte Dahingleiten verspricht aber mehr Fahrfreude. Wenn auch noch das Windschott montiert ist, bleiben die beiden Insassen vorzüglich von Zugluft abgeschirmt, so dass sie sich nur noch um ausreichend Sonnenschutzmittel sorgen müssen.

Der weitgehende Verzicht auf Vollgas während unserer Testfahrten führte zu einem respektablen Durchschnittsverbrauch von 8,6 Litern/100 km. Die ausgewogenen Fahrwerksqualitäten kommen selbst mit grobschlächtigem Belag gut zurecht. Einzig die Übersichtlichkeit ist wegen der tiefen Sitzposition nicht die beste. Im Zweifelsfall müssen die reichlich vorhandenen Radar- und Ultraschall-Helfer einspringen, wenn Hindernisse der kostbaren Fracht zu nahe zu kommen drohen.

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Axel F. Busse
Axel F. Busse ist gelernter Redakteur, sein kommunikations-wissenschaftliches Studium absolvierte er an der FU Berlin. Nach Tätigkeiten bei Tageszeitungen, wo er sich mit Auto- und Verkehrsthemen beschäftigte, arbeitet er seit 2003 als freier Autor ausschließlich in diesem Bereich. Außer für die Autogazette schreibt er für verschiedene Online- und Printmedien.

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