Audi A8: Der Anfang vom Ende

Audi A8: Der Anfang vom Ende
Den überarbeiteten A8 gibt es auch als S 8 mit 571 PS. © Audi

Audi hat sein Flaggschiff noch einmal überarbeitet. Der A8 zeigt sich nach der Modellüberarbeitung in Höchstform,vor allem dann, wenn man im S8 unterwegs ist.

Ein Auto wie ein Fünf-Sterne-Restaurant, in dem der Speiseplan nur Erlesenes bietet. Das perfekte Ambiente ist in Wohlfühl-Leder und feinste Materialien gehüllt. Vor allem in der Version mit langem Radstand sorgen 3,12 Meter für Entspannung auf den hinteren Ausstreck-Sesseln.

Der diensthabende Chauffeur auf dem Kommando-Stand des Audi A8 ist Herr über ausgefeilte Technik, kann sich auf bis zu 40 elektronische Assistenten verlassen, die allesamt auf dem neuesten Stand sind. Luxus pur eben, das Flaggschiff aus Ingolstadt betritt in der neuesten Ausführung Regionen, in denen schon ein Rolls Royce in Sichtweite kommt. Allerdings noch nicht preislich, der A8 startet bei knapp 98.000 Euro.

Audi unter Zugzwang

Natürlich haben auch die beiden anderen Riesen des deutschen Nobel-Trios, die Mercedes S-Klasse und der Siebener von BMW, viel zu bieten. Nach dem rundum neuen großen Schwaben und der Münchner Frischzellenkur gab es für Audi daher Handlungsbedarf. Das Aluminium-Kleid des A8 wurde so dezent auf Höhe der Zeit gebracht, die Designer widmeten ihre Feinarbeit vor allem dem Kühlergesicht und dem berühmten Grill.

Das perfekte Ambiente des A8 ist in Wohlfühl-Leder und feinste Materialien gehüllt. Foto: Audi

Der sogenannte Single-Frame, neben den vier Ringen das Audi-Erkennungszeichen, ist breiter geworden. Das Gitter zieren verchromte Winkel, die nach oben hin immer breiter werden. Die Luftschlitze an den Seiten stehen aufrechter, die Scheinwerfer wurden optisch markanter. Dank der neuen Grill-Architektur wirkt der frontale Auftritt wuchtiger, in manchen Augen sicher auch protziger. Die Antwort von Audi auf die immer größeren und klobigeren Kühlluft-Gitter von BMW und den asiatischen Geschmack.

Beim Rundgang offenbart die Seitenansicht einen unteren Falz zwischen den Rädern, der sich nach vorne hin leicht absenkt und so den A8 optisch in die Länge zieht. Ein gerader Chromstreifen unterhalb der Türen schließt das Gesamtbild ab. Zu guter Letzt ein ebenfalls nur leicht retuschiertes Heck mit durchgehendem Leuchten-Band, das diesmal die Breite betont.

Auch ein S8 mit Achtzylinder

Weithin Bekanntes finden wir unter der Motorhaube: Ein Diesel und drei Benziner, darunter auch wieder der Luxussportler S 8 mit seinem Vierliter-Achtzylinder, Bi-Turbo und gewaltigen 571 PS. In unserem Test-Audi Plug-in ist dagegen auch Elektrisches angesagt. Zumindest zeitweise. Zusätzlich zum vertrauten Dreiliter-Sechszylinder-Benziner mit 340 PS sorgt ein Elektromotor für eine Systemleistung von 462 PS und eine elektrische Reichweite von bis zu 60 Kilometern. Theoretisch zumindest.

Zur Probe geht es mit prall an der Steckdose geladenen 17,9-kWh-Batterie durch den Münchner Stadtverkehr entlang des berüchtigten Mittleren Rings. Der Drehzahlmesser belegt einen Benziner im Ruhestand und zuckt nur kurz beim Gasstoß, wenn eine gelbe Ampel mit baldigem „Rot“ droht. Als die Autobahn endlich den Weg aus der Stadt heraus freimacht, ist noch Strom für knapp 50 Kilometer weitere abgasfreie Fahrt übrig.

Nach einiger Zeit mit Tempolimit 80 ist das weiße Schild mit dem schwarzen Querstrich die Startflagge. Jetzt könnte der Audi galoppieren, was natürlich dem Sinn des Plug-in-Systems nicht gerecht würde. Denn bei durchgetretenem rechtem Pedal schmilzt die Reichweite wie Softeis an Strand. Bei Richtgeschwindigkeit zählt die Anzeige zwar deutlich nach unten, aber nach gut 20 Kilometern sind am Ortseingang von Starnberg noch 22 Kilometer Restreichweite übrig.

Wechselspiel der beiden Antriebe

Verantwortlich dafür ist der Bordrechner, der das Wechselspiel zwischen den beiden Herzen regelt. Dazu greift er auf die Navigationsdaten zurück, wenn eine Route aktiv ist. Die Elektronik versucht stets so zu kalkulieren, dass innerhalb von Ortschaften weitgehend elektrisch gefahren werden kann. Dazu wird die Batterie während der Fahrt durch die reichlich vorhandene Power des Verbrennungsmotor nachgeladen, auch wenn dadurch der Benzinverbrauch etwas nach oben geht.

Das Audi-System soll wie andere seiner Art dazu beitragen, die Atemluft dort zu entlasten, wo Menschen leben. Damit wird ein großes, schweres Gefährt wie ein A8 noch nicht zum Umweltauto, vor allem nicht, wenn es auf die Langstrecke geht. Aber tägliche abgasarme Touren im Stadtverkehr sind durchaus möglich, wenn der Fahrer bzw. der Eigner nicht nur auf die staatlichen Subventionen schielt, sondern die aufwendige Technik auch wirklich nutzt. Das ist letztlich bei allen Plug-in-Hybriden so. Etwa die Hälfte aller Käufer des jetzt abgelösten A8 haben sich für die nachladbare Batterie entschieden, die andere für den Diesel.

Technik blieb weitestgehend gleich

Der Audi S8 kann in 3,8 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h sprinten. Foto: Audi

Das Fahrerlebnis im neuen A8 offenbart keine Überraschungen, da die Technik weitgehend gleich blieb. Es gibt weiterhin dieses Gefühl von Souveränität in allen Bereichen, eine perfekte Bedienung, überragenden Komfort – auch durch die Segnungen der Assistenten. So bietet die neueste Version der LED-Matrix-Technik ein „Spur- und Orientierungslicht“, das vor allem auf der Langstrecke eine Art Lichtteppich produziert, der die eigene Spur zur sonnigen Seite des Autobahnlebens macht. Hilfreich gerade in unübersichtlichen Baustellen mit karger Markierung.

Gegen Aufpreis erkennt ein „vorausschauendes“ Fahrwerk zudem Straßenunebenheiten und bereitet die elektronische Federung und Dämpfung auf drohende Schläge und Stöße vor, die dann gezielt mit einem Elektromotor pro Rad bekämpft werden. Im Modus „comfort+“ tritt eine weitere Hilfe in Aktion: Bei Kurvenfahrt zwischen 80 und 130 km/h wird die kurvenäußere Seite des A8 leicht angehoben, auf der anderen Seite dagegen abgesenkt. Der Effekt bewirkt, dass bei flotter Gangart auf Landstraßen die Seitenneigung des fast 2,4 Tonnen schweren Autos kaum noch spürbar ist.

Die offizielle Preis- und Ausstattungsliste des Audi A8 ist inklusive der vielen schönen Bilder 130 Seiten stark, wobei nur einige der wirklich feinen Dinge serienmäßig sind. Unser Plug-in-Hybrid in Langversion ist ab 112.450 Euro zu haben. Ein A8 e-tron, also ein rein elektrisches Modell ist dagegen nicht (mehr) geplant. Schließlich entwickelt Audi gerade den ähnlich großen Grandsphere. Er wird wohl in etwa drei Jahren den A8 zwar nicht ablösen, könnte ihn aber durchaus ins Abseits stellen. (SP-X)

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