Aston Martin hat dem Vantage ein umfangreiches Update gegönnt. Neben mehr Leistung wartet das Sportcoupé vor allem mit Neuerungem in Innenraum auf.
Sechs Jahre nach Marktstart hat Aston Martin sein Sportcoupé Vantage gründlich überarbeitet. Unter anderem steigt die Leistung des V8-Benziners auf 665 PS, was – nebenbei gesagt – eine Maximalgeschwindigkeit von 325 km/h und einen Spurt auf 100 km/h in 3,5 Sekunden ermöglicht. Wichtiger für den ab 198.000 Euro erhältlichen Zweisitzer ist aber wahrscheinlich die umfassende Renovierung des Innenraums.
Doch beginnen wir bei der für einen Aston Martin immer allerwichtigsten Disziplin: dem Fahren. In einer Zeit, in dem uns zumindest antriebsseitig weit überwiegend kaum zu unterscheidende Elektroantriebe oder übertrieben leistungsstarke Dreizylinder vorgesetzt werden, ist ein Ausflug mit dem Vantage und seinem formidablen Achtzylinder eine reine Freude. Dabei geht es weniger um Vmax oder Brachialbeschleunigung, sondern um Fahrspaß im eigentlichen Sinn mit einer engen Verbindung zwischen Auto und Fahrer.
Eingriffe in Karosseriestruktur
Nachdem das 2018 auf dem Markt erschienene Coupé zuletzt im Vergleich zu Wettbewerbern doch ein wenig in die Jahre gekommen war, entschlossen sich die Briten zu Maßnahmen, die weit über eine normale Überarbeitung hinausgehen. So wurde die Karosseriestruktur vorn wie hinten versteift, was sich vor allem bei zügigen Kurvenfahrten sehr positiv auswirkt, denn hier neigte der Brite bislang manchmal zum Versetzen.
Aber auch beim Antrieb selbst macht sich die Arbeit der Ingenieure bemerkbar. Der Leistungszuwachs um 155 PS ist beachtlich, auch das maximale Drehmoment stieg um 115 auf gewaltige 800 Newtonmeter, die stets nur auf die Hinterachse geleitet werden. So ist der Vantage für jede Art Fortbewegung gerüstet – ob sehr schnell oder im viel passenderen Gentlement-Modus. Denn die Höchstgeschwindigkeit spielt ja kaum eine Rolle mehr, es sei denn, mal will unbedingt des Nachts auf einer unlimitierten Autobahn die Leistungsfähigkeit des Achtzylinders erproben. Aber wo ansonsten kann man heute auch nur mal 200 km/h fahren, von den theoretisch möglichen 325 km/h ganz zu schweigen?
27 Kilogramm Gewicht reduziert
So rückt das Drehmoment und die schnelle Ansprechbarkeit des Antriebs in den Vordergrund. Nicht zu vergessen die exakte Lenkung und die schnell arbeitende Achtgang-Automatik von ZF, die lediglich beim Zurückschalten etwa aus engen Kehren noch eine Spur schneller reagieren könnte, sowie das Hinterachs-Sperrdifferential, das für mehr Stabilität sorgt. Wer noch etwas Geld übrig hat, könnte noch über optionale Karbonbremsen nachdenken, die zudem das Gewicht an ungefederten Massen um 27 Kilogramm reduzieren.
Alles sinnvolle Dinge, aber so richtig schlecht war die Antriebseinheit des Vantage ja vorher auch nicht. Von daher erfreuten wir uns bei der Testfahrt vor allem am neuen, sehr geschmackvollen Interieur. Hier hat Aston Martin die bisher allzu frugale Art der Innenraumeinrichtung komplett aufgegeben und setzt nun auf hochwertige Materialien, bessere Bedienbarkeit und ein moderneres Infotainment. Serienmäßig ist ein Audio-System mit elf Lautsprechern an Bord. Aber auch hier gilt: Mehr geht immer. Für Musikenthusiasten hält die Aufpreisliste eine maßgefertigte Anlage von Bowers & Wilkins bereit, die in Sachen Klanggenuss kaum Wünsche offenlässt.
Unterwegs auf 21 Zoll Rädern
Touchscreen mit 10m25 Zoll Gott sei Dank haben es die Briten aber mit der Modernität auch nicht übertrieben. Der Touchscreen ist mit 10,25 Zoll zum Beispiel erfreulich kompakt dimensioniert. Dadurch sind manche Flächen zwar für die heutige Zeit ungewohnt klein, aber wir schreiben hier immerhin über ein Fahrzeug, das in erster Linie Sportwagen sein will. Zudem können wichtige Eingaben, etwa zum Klima, immer noch per mechanischem Schalter eingegeben werden.
Auch von Außen betrachtet gefällt uns der Vantage auf seinen 21-Zoll-Rädern nach der großen Überarbeitung jetzt (noch) besser. Die Frontpartie ist neu und erhielt einen um fast 40 Prozent größeren Kühlergrill. Keine rein optische Sache, denn durch ihn kann jetzt fast 30 Prozent mehr Luft einfließen, was angesichts der deutlich erhöhten Leistungsfähigkeit des Antriebs nötig wurde. Auch die Matrix-LED-Scheinwerfer sind neu. Rein der Optik dienen dagegen die nun wieder an den Lufteinlässen angebrachten Zierleisten und die schönen rahmenlosen Außenspiegel sowie die Türgriffe.
Nicht zuletzt durch die Veränderungen bei der Materialqualität, der Innenraumgestaltung und der Außenoptik kommt der Vantage nun dem Ideal eines sportlichen Traumcoupés deutlich näher. Aber auch der Antrieb fährt nur eine Liga höher. Mit nun 198.000 Euro ist der Aston Martin allerdings auch ziemlich teuer geworden. Was die reine Sportlichkeit angeht, fährt der Vantage etwa einem Roma ein wenig hinterher. Dafür aber bringt er aber als Gentlemen-Sportler jede Menge britisches Flair mit. Und dafür zahlen die Fans sicher weiterhin gerne. (SP-X)