Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio: Temporärer Spitzenreiter

SUV mit 510 PS

Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio: Temporärer Spitzenreiter
Mit 510 PS saust der Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio nicht nur über Passstraßen. © Foto: Alfa Romeo

Alfa Romeo fährt mit der Topversion des Stelvio in die Riege der hochgepimpten Premium-SUV. Der Geländewagen mit dem Beinamen Quadrifoglio macht nicht nur in der Grünen Hölle auf sich aufmerksam.

Auch wenn Ruhm vergänglich ist: Zumindest für eine Weile kann sich der Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio damit schmücken, das schnellste SUV auf der Nordschleife des Nürburgrings zu sein. Der neue Rundenrekord für diese Fahrzeugkategorie liegt nach der wilden Hatz des bärenstarken Italieners durch die grüne Hölle jetzt bei 7.51,7 Minuten. Eine Zeit, die für die enorme Leistungsstärke des neuen, ab 89.000 Euro erhältlichen Top-Modells der Baureihe spricht.

Sicher ist die Frage erlaubt, ob es denn wirklich ein Triebwerk mit 375 kW/510 PS sein muss, um ein Auto anzutreiben, das nicht wirklich ein Sportwagen sein kann. Die Antwort dazu ist einfach: Nein, muss es nicht. Doch der Bestelleingang für die Variante mit dem 2,9-Liter-V6-Biturbo, der auch schon in der Alfa Giulia Quadrifoglio sein Werk verrichtet, zeigt, dass ein solches Fahrzeug auf Interesse stößt. Immerhin lag der Anteil des PS-Boliden in den vergangenen zwei Monaten bei 20 Prozent. Für 2018 gehen die Verantwortlichen in Deutschland davon aus, dass sich etwa zehn Prozent aller Stelvio-Kunden, in diesem Jahr werden das um die 5000 sein, für das umfangreich ausgestattete Spitzenmodell entscheiden.

Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio in 3,8 Sekunden auf 100

Wer das tut, der darf sich auf ein ungemein dynamisches Auto freuen, das eine Menge zu bieten hat. Da ist zunächst einmal das bereits angesprochene Triebwerk, das sich schon beim Druck auf den Startknopf im Lenkrad röhrend bemerkbar macht. Vom Start weg geht es mit mächtigem Schub los. Der Standardsprint auf Tempo 100 wird in 3,8 Sekunden absolviert. Ohne jede noch so kleine Atempause geht es bei Bedarf dann weiter bis zur Höchstgeschwindigkeit, die bei 283 Kilometern pro Stunde liegt.

Ein solch vehementer Antritt gelingt allerdings nur, wenn der vier Möglichkeiten bietende Fahrdynamikregler auf Race-Modus geschaltet ist. Dann gibt es auch keinen Raum für ein Turboloch und das Achtstufen-Automatikgetriebe wechselt blitzschnell die Gänge. So schnell können die Finger an den riesig dimensionierten Schaltwippen hinter dem Lenkrad niemals tippen.

14 Liter Verbrauch sind nicht abwegig

In der auf Sparsamkeit ausgelegten Stellung Advanced Efficiency hingegen gönnt sich der Motor zwischen 1500 und 1800 Touren ein kleines Luftholen, um dann aber wieder giftig zuzupacken. In diesem „Sparmodus“ greift zudem die elektronisch gesteuerte Zylinderabschaltung mit zusätzlicher Segelfunktion, um den Kraftstoffverbrauch zu reduzieren.

Als Normwert gibt Alfa zwar neun Liter an. Die sind aber weitab jeglicher Realität. Mindestens 13, eher 14 Liter genehmigt sich das Aggregat – und das auch nur, wenn es nicht gar zu sportlich vorangeht. Malträtiert der rechte Fuß aber dauerhaft das Gaspedal, dann kann auch schnell eine 20 vor dem Verbrauchskomma stehen.

Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio mit brüllendem Sound

Der Stelvio Quadrofoglio verfügt über vier Endrohre. Foto: Alfa Romeo
Aus vier Rohren kommt der Sound. Foto: Alfa Romeo

Und die Gefahr, sich der Dynamik des mit 1,8 Tonnen relativ leichten Stelvio Quadrifoglio nicht verschließen zu können, ist groß. Schuld daran ist jedoch nicht nur das leistungsstarke Triebwerk mit seinem brüllenden Sound. Auch bei der Abstimmung des Fahrwerks und der Lenkung haben die Entwickler ganze Arbeit geleistet. Federung und Dämpfung sind richtig straff, doch keineswegs so hart, dass die Rückenwirbel bei jedem kleinen Schlagloch zusammengestaucht werden.

Das Einlenkverhalten ist ebenfalls bestens. Der serienmäßig mit Allradantrieb ausgestattete Wagen reagiert präzise auf die Anweisungen des Fahrers, bleibt brav in der Spur und kündigt bei allzu schneller Kurvenfahrt rechtzeitig und vor allem sanft ein mögliches Ausbrechen des Hecks an. Die gesamte Kraft des Motors wird bei normalen Fahrbedingungen zu 100 Prozent an die Hinterachse geleitet. Kommen die hinteren Reifen an ihre Haftgrenze, können bis zu 50 Prozent des Drehmoments an die Vorderachse übertragen werden. Für entsprechende Verzögerungswerte sorgen fest zupackende Bremsen, mit rot lackierten Bremssätteln.

Edler Innenraum des Alfa Romeo Stelvio Quadrifoglio

Der Alfa Romeo Stelvio Quadrofoglio. Foto: Alfa Romeo
Edel geht es im Innenraum des Stelvio Quadrifoglio zu. Foto: Alfa Romeo

Montiert auf 20-Zoll-Aluräder sind vorne 255/45er- und hinten 285/40er-Reifen von Pirelli. Die verursachten bei den ersten Fahrten auf einer abgesperrten Strecke mit vielen Kurven sehr früh zu viele und vor allem laute Quietschgeräusche. Das nervt. Gewöhnen muss man sich zudem an den engen Abstand zwischen den Schaltwippen und den Hebeln für Licht sowie Blinker. Kleinere Wippen wären da von Vorteil.

Ansonsten gibt es im mit edlen Materialien ausgestatteten Innenraum nichts zu bemängeln. Der mit Leder bezogene Armaturenträger ist übersichtlich, die Sportsitze (Leder mit Alcantara) sind bequem und geben ausgezeichneten Halt. Auf der Rückbank haben auch groß gewachsene Personen keine Probleme mit Knie- oder Kopffreiheit. Und der Kofferraum fasst 525 Liter, er kann bei umgelegten Rückenlehnen auf 1600 Liter vergrößert werden. Für beste Unterhaltung sorgt zudem ein hochwertiges Harman/Kardon-Audiosystem.

Außen unterscheidet sich der Quadrifoglio vom normalen Stelvio unter anderem durch die markanten Lufteinlässe in der Motorhaube, Seitenschürzen, in Wagenfarbe lackierte Kotflügelverbreiterungen sowie eine vierflutige Abgasanlage. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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