Alfa Romeo Giulia Veloce: Liebeserklärung an die schnelle Julia

Sportliche Mittelklasse

Alfa Romeo Giulia Veloce: Liebeserklärung an die schnelle Julia
Die Giulia von Alfa Romeo. © Alfa

Alfa Romeo macht der Giulia Feuer. Als Veloce-Variante nimmt der neue Hoffnungsträger der Marke die Premium-Rivalen der Mittelklasse aus Deutschlands südlichen Bundesländern ins Visier.

Schon der Name ist klangvoll. „Giulia Veloce“, eine Liebeserklärung an die schnelle Julia, vielleicht in höchsten Tönen dargebracht in der Mailänder Scala von einem schmachtenden Tenor. Und schnell ist er wirklich, der sportlichste und gleichzeitig gerade noch bezahlbare Spross der neuen Alfa-Familie, die zum ernsthaften Rivalen des deutschen Dreigestirns von BMW, Mercedes und Audi aufsteigen will.

Natürlich gibt es da noch den Alfa Giulia mit Beinamen Quadrifoglio Verde (vierblättriges Kleeblatt). Der allerdings kostet gut 72.000 Euro und ist mit seinen 375 kW/510 PS ein Extremsportler. Die Veloce dagegen ist ab knapp 47.000 Euro zu haben, hat ebenfalls Allradantrieb und ist mit 154 kW/210 PS auch nicht von schlechten Eltern – und ebenso attraktiv für den deutschen Markt.

Giulia Veloce sprintet als Benziner schneller

„Gerade für das Heimatland sportlicher Mittelklasse-Limousinen ist unser Giulia Veloce besonders wichtig“, sagt Alfas Europa-Chef Fabricio Curci und hebt besonders die Dieselversion hervor. „In Kombination mit dem serienmäßigen Allradantrieb bietet unser neuer Diesel eine Mischung aus Dynamik und Sicherheit ohne dabei den Komfort zu vernachlässigen“.

Die Einschätzung des smarten Alfa-Chefs stimmt. Das 2,2-Liter-Triebwerk hat mit dem 1,6-Tonner keine Mühe, solange man die Drehzahl nicht zu tief in den Keller fallen lässt. Beim Spurt auf Tempo 100 gönnt sich der Selbstzünder eine zwar kurze, aber doch spürbare Denkpause, bevor er die 210 Pferde zum Galopp inspiriert. Mit 6,8 Sekunden auf 100 km/h ist der Diesel-Alfa dennoch recht gut dabei, auch wenn er dem anderen Veloce (2-Liter-Benziner, 206 kW/280 PS) deutlich den Vortritt lassen muss.

Alfa Romeo Giulia Veloce immer mit Allradantrieb

Die Giulia von Alfa Romeo greift als Veloce auf 210 oder 280 PS zurück
Auch ein schöner Rücken kann entzücken Alfa Romeo

Bei der möglichen Spitze liegen beide dagegen nah beieinander (235 km/h bzw. 240 km/h). Vor der Hatz sollte man den runden Drehknopf in der Mittelkonsole in der Rasanz-Stufe einrasten lassen. Dann dreht der Veloce die Gänge der Acht-Stufen-Automatik höher aus und verhärtet Lenkung und Federung um einige Nuancen. Auf den Sound hat das keinen Einfluss. Alfa verzichtet auf künstlich erzeugtes Geräuschniveau. So klingt der Motor echt und natürlich, zwar kernig, aber nicht aufdringlich.

Der serienmäßige Allradantrieb sorgt rechnergesteuert ohne Zutun des Fahrers immer für die richtige Kraftverteilung. Außer im erwähnten teuren Spitzenmodell kommt der Q4 genannte Antrieb derzeit nur dem Veloce zu Gute. Normalerweise wird der recht leichte Viertürer von den Hinterrädern geschoben. Verlieren diese oder auch ihre Frontkollegen die nötige Haftung, wandert bis zur Hälfte der Kraft gen Bug. Je nach Straßenoberfläche oder Kurvengeschwindigkeit funktioniert das in Bruchteilen von Sekunden. Der Fahrer merkt die Veränderung nicht, sondern wundert sich nur, wie treu seine schöne Italienerin die Spur hält.

Verschmerzbarer Verzicht bei der Giulia Veloce

Die Giulia von Alfa Romeo greift als Veloce auf 210 oder 280 PS zurück
Auch im Cockpit der Giulia fühlen sich die Insassen wohl Alfa Romeo

Dabei muss die Giulia auf Manches verzichten, was die direkten Rivalen in ihrer Preisliste bieten. Aktives Spurhalten oder automatisches Weglenken, wenn im toten Winkel ein Auto zu nahekommt, hat Alfa derzeit noch nicht zu bieten. Ähnliches gilt für die Lichtquelle in den schmalen Scheinwerfer-Gehäusen. Sind andere längst von LED-Power erleuchtet, strahlt der Veloce mit Bi-Xenon. Chef Curci wiegelt ab: „Der Unterschied von LED zu unserer neuen Xenon-Technik ist nur gering. Warum also das Auto teurer machen als nötig“. Er kündigt aber an, dass Alfa in diesem Bereich durchaus nachlegen wird, wenn die Kunden es denn wollen.

Was dann wiederum die Preisliste weiter anschwellen lassen wird. Da sich Alfa inzwischen zu Recht als Premium-Marke sieht, locken viele Extras zum Einkaufsbummel beim Händler. Zwar ist der Veloce recht komplett ausgestattet, doch Luxus- oder Sportpakete werden manche Kunden schwach werden lassen. So wird der Grundpreis von 46.800 Euro so schnell die 50.000-Euro-Marke hinter sich lassen, wie der Name Veloce übersetzt verheißt. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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