Alfa Romeo Junior Veloce: Kleiner Spaßmacher

Alfa Romeo Junior Veloce: Kleiner Spaßmacher
Der Alfa Romeo Veloce ist mit 280 PS Leistung unterwegs. © Alfa Romeo/Dani Heyne

Der Alfa Romeo Junior hat bereits vor seinem Marktstart für Schlagzeilen gesorgt. Doch das lag weniger an den Fahrleistungen des Modells, als an seinem Modellnamen. Wir waren mit dem Topmodell Veloce unterwegs.

Eigentlich hätte der Alfa Romeo Junior einen anderen Modellnamen bekommen sollen. So jedenfalls hatten es sich die Verantwortlichen des italienischen Autobauers gedacht: sie wollten das erste Elektroauto der Marke Milano nennen, als Hommage an die italienische Metropole Mailand.

Doch daraus wurde nichts: die italienische Regierung hatte dagegen interveniert. Laut Gesetz müssen italienisch klingende Produkte auch im Land hergestellt werden. Doch das trifft auf den Milano nicht zu. Er wird im polnischen Werk in Tychy gefertigt. Dort läuft auch der Jeep Avenger vom Band. Statt Milano als Junior. Ob die verniedlichende Alternative Junior passend ist, sei dahin gestellt.

Veloce mit 280 PS

Wie es bei einem Vielmarkenkonzern wie Stellantis üblich ist, muss sich auch der Junior seine Plattform mit anderen Marken teilen. So basiert er auf der gleichen Architektur wie beispielsweise der Jeep Avenger oder der Fiat 600e. Den Italienern ist es aber gelungen, sich von den Schwestermarken zu differenzieren – gerade mit Blick auf das Topmodell Veloce. Während die genannten elektrischen Schwestermodelle Fiat ihren Kundinnen und Kunden nur eine Leistung von 156 PS liefern, sind es beim Veloce satte 280 PS.

280 PS? Ja, 280 PS. Ursprünglich war eine Leistung von 240 PS avisiert, doch dann wurden es doch 40 PS mehr. Das ist für ein Auto mit einem Leergewicht von knapp unter 1,6 Tonnen eine Ansage – und das maximale Drehmoment von 345 Nm lässt sich ebenso sehen.

Der Alfa Romeo Veloce hat eine Länge von 4,17 Meter. Foto: Alfa/Dani Heyne

Wer nun meint, dass diese 280 PS den mindestens 48.500 Euro teuren Veloce zu einem reinrassigen Sportler machen, täuscht sich. Gut, die Sprintzeit von 0 auf 100 km/h von 5,9 Sekunden geht in Ordnung. Wer indes beim Kick-Down erwartet, dass man vehement in die Sitze gedrückt wird, irrt. Die Beschleunigung ist zwar kraftvoll, aber nicht brachial. Der Veloce entfaltet seine Kraft bis zur Spitzengeschwindigkeit von 200 km/h eher harmonisch, geradezu kultiviert.

Glänzendes Fahrwerk

Ein großes Kompliment verdienen die Fahrwerksspezialisten von Alfa. Sie haben das Fahrzeug ideal abgestimmt, wie wir bei den Fahrten auf dem Testgelände in Rodgau-Dudenhofen erfahren haben. Der 4,17 Meter lange Junior liegt mit seinem um 2,5 Zentimeter abgesenkten Sportfahrwerk satt auf der Straße. Bei den Fahrten durch Steilkurven und kurvenreiche Strecken auf dem 280 Hektar großen Areal lässt sich der per Vorderradantrieb angetriebene Junior auch dank des Torsen-Sperrdifferenzials souverän bewegen. An Vorder- und Hinterachse kommen Sportstabilisatoren zum Einsatz. Der Junior zeigt keine Blöße, erweist sich als richtiger Spaßmacher.

Die Lenkung reagiert übrigens ausgesprochen direkt, gerade im Dynamik-Modus, passt damit hervorragend zum Charakter des Fahrzeugs. Gleiches trifft auf die Sportbremsanlage zu. Sie soll dafür sorgen, dass der Junior bei einer Vollbremsung von Tempo 100 nach 35 Metern zum Stehen kommt. Wir haben es nicht ausgemessen, verlassen uns da auf die Aussage des Produktmanagers. Die Bremsen jedenfalls packen kräftig zu.

Und wie schaut der Verbrauch aus? Dazu liegen noch keine Daten vor, da der Junior Veloce noch nicht abschließend homologiert wurde. Die Batterie jedenfalls hat eine Nettokapazität von 51 kWh und dürfte für bis zu 400 Kilometer reichen, beim Veloce wohl eher weniger. Was wenig zufriedenstellend ist, ist indes die Ladeleistung. Sie liegt bei gerade einmal 100 kW- Doch diese Schwäche teilt sich der Junior – der mit seinem schicken Design ein richtiger Hingucker ist – mit anderen Stellantis-Schwestermodellen.

Innenraum mit viel Hartplastik

Das Zentralsdisplay im alfa Romeo Junior ist 10,25 Zoll groß. Foto: Alfa Romeo/Dani Heyne

Unser Testwagen, der mit optionalen Sportsitzen ausgestattet war, kann im Innenraum indes nicht voll und ganz überzeugen: dafür wurde sowohl auf dem Armaturenbrett und an den Türverkleidungen zu viel Hartplastik verbaut. Bei einem Auto für ein Preis von fast 50.000 Euro kann man hier deutlich wertige Materialien erwarten – gerade auch bei einer Marke mit einem Premiumanspruch wie Alfa Romeo.

Ansonsten präsentiert sich das Cockpit fahrerorientiert mit Rundinstrumenten und einem zum Fahrer geneigten 10,25 Touchscreen. Der Sprachassistent lässt sich über den Befehl „Hey Alfa“ aufrufen. Ein Auto mit einer Länge von 4,17 Meter ist natürlich kein Raumwunder, doch selbst mit meiner Länger von 1,91 Metern konnte ich mehr oder minder bequem auf der Rückbank Platz nehmen. Voraussetzung dafür ist aber, dass vor mir niemand sitzt, der größer als 1,75 Meter ist. Die Kopffreiheit ist übrigens ausreichend: So gibt es bei Modellen mit Glasdach für die links und rechts sitzenden Mitreisenden auf der Rückbank Ausbuchtungen im Dachhimmel.

Auch Mildhybrid im Angebot

Der Alfa Romeo Junior schaut in der rot-schwarzen Lackierung besonders gut aus. Foto: Alfa Romeo/Dani Heyne

Beim Kofferraumvolumen braucht sich der Junior nicht verstecken: hier lassen sich 400 Liter Gepäck verstauen – ein sehr guter Wert. Einen Frunk unter der Motorhaube gibt es zwar nicht, in einer optionalen Box lässt sich aber das Ladekabel verstauen.

Wer nicht nicht nach ganz so viel Leistung wie beim Veloce verlangt und auch nicht gleich so tief in die Tasche greifen möchte, für den beginnt der Spaß einen Alfa Romeo Junior zu fahren, übrigens bei 29.500 Euro, Dafür bekommt man einen 136 PS starken Mildhybrid. Der Junior Elettrica mit dem besagten156 PS starken E-Motor steht mit mindestens 39.500 Euro in der Preisliste. Der Bestellstart für den Veloce soll im vierten Quartal erfolgen.

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