Der neue Alfa Romeo Crosswagon hebt sich äußerlich kaum vom Audi Allroad ab. Die Erfolgsgeschichte des Italieners soll allerdings eine andere sein.
Stefan Grundhoff
Da steht er nun, der neue Alfa Romeo Crosswagon: Sportlich und selbstbewusst anmutend. Man scheint auf den ersten Blick einen Vertreter aus Ingolstadt vor Augen zu haben. Der italienische Crosswagon sieht dem Audi Allroad sehr ähnlich. Während die Bayern vor Jahren mit dem geländetauglichen Allroad gegenüber M-Klasse und X 5 auf das falsche Pferd setzten, sind die Alfa-Chancen eine Klasse darunter deutlich besser.
Der Alfa Romeo Crosswagon Q4 basiert auf dem erfolgreichen 156er Sportwagon. Die Karosserie wurde um 6,5 Zentimeter angehoben, macht eine Bodenfreiheit von 16,5 Zentimeter. Zudem gab es ein paar All-Terrain-Reifen, schmucke Planken und einen intelligenten Allradantrieb.
Variabler Allradantrieb
Auch hier wandelt die sportliche Fiat-Tochter auf den Spuren von Audi. Während der Alfa 156 SW zum Leidwesen vieler Fahrdynamiker bislang nur über die Vorderachse angetrieben wurde, gibt es beim Q4 einen variablen Allradantrieb. Im normalen Fahrbetrieb - die Sportwagenfans wird es freuen - wird die Motorleistung zu 58 Prozent auf die Hinterachse und zu 42 Prozent auf die Vorderachse verteilt.
Beim Beschleunigen sind es durch das Torsendiffential mit drei Sperren sogar bis zu 70 Prozent. Droht das Heck auszubrechen oder verlieren die hinteren Antriebsräder Haftung, geht mehr Kraft an die Vorderachse. So fährt sich der schicke Romeo selbst im Grenzbereich lammfromm und erfreut mit überraschend hohen Kurvengeschwindigkeiten. Das elektronische Stabilitätsprogramm VSC ist nahezu arbeitslos. Die kräftige Bremsanlage stammt aus dem Power-Alfa GTA.
Getreu dem Motto die Masse machts ist der Crosswagon allein mit einem 1,9 Liter großen Commonrail-Diesel mit Multijeteinspritzung zu bekommen. Der unspektakulär klingende Motor leistet 110 KW / 150 PS und ein maximales Drehmoment von 305 Nm bei 2.000 U/min. Die Fahrleistungen lassen nicht nur für sportliche Alfa-Fans einige Wünsche offen. 0 auf 100 km/h in 10,5 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 192 km/h lassen einen 105 PS starken Golf TDI auf der Autobahn gefährlich nah herankommen.
Dynamik geht verloren
Zudem sind die Gänge fünf und sechs lang übersetzt. Das kostet Dynamik. Etwas mehr dürfte es für einen derart positionierten Allradkombi durchaus sein. Das vermeintliche Hightech-Aggregat lässt auch in Sachen Umweltschutz Wünsche offen. Im Gegensatz zu den bauähnlichen Opel-Aggregaten (Gemeinschaftsprojekt Fiat-GM-Powertrain) schafft der Alfa nur die wenig zeitgemäße Schadstoffklasse Euro 3. Ein Partikelfilter ist ebenfalls nicht lieferbar. Immerhin hält sich der Verbrauch mit 7,1 Litern Diesel auf 100 Kilometer im Rahmen.
Die rustikal-sportliche Optik des 1,6 Tonnen schweren Crosswagon unterstützt die Fähigkeiten auf und abseits der Straßen. Der Alfa Romeo Crosswagon Q4 ist nichts für das Gelände. Vielmehr ist er ein sportlicher Lifestyle-Kombi mit einem sehr gelungenen Antriebskonzept. Im Winter oder auf engen Passstraßen spielt der Q4 seine Allradstärken kompromisslos aus.
Stilvoller Innenraum
Der Innenraum muss sich vor der eleganten Außenhaut nicht verstecken und zeigt sich im bekannten Alfa-Styling. Die Sitze könnten nach wie vor mehr Seitenhalt vertragen und das Platzangebot ist für einen Familienkombi nicht üppig. Das Kofferraumvolumen liegt gerade einmal bei 360 bis 1.180 Litern. Wer es nicht ganz so rustikal möchte: Den Alfa Romeo 156 Sportwagon gibt es zukünftig auch als zahme Q4-Variante. Ganz ohne Schutzplanken, Fahrzeuganhebung und unkomfortable All-Terrain-Bereifung - für viele wohl die bessere Wahl. Ein günstiges Vergnügen sind weder Crosswagon Q4 noch 156 SW Q4. Der Alfa Crosswagon ist ab 31.700 Euro zu bekommen. Der allradgetriebene Sportwagon kostet 29.900 Euro.
Pro Jahr möchte Alfa Romeo in Deutschland rund 800 Fahrzeuge an die zumeist männlichen Kunden bringen. Das macht einen Allradanteil von immerhin 15 Prozent. Schade, dass die Allradversion erst so spät auf den Markt. Im Herbst nächsten Jahres kommt bereits der Nachfolger des aktuellen 156ers.