356 Sammelobjekte vom Porsche Speedster

Porsche Speedster

Die Kunst der Verknappung hat die Porsche zur Meisterschaft verfeinert. Der 911er Speedster wird auf 356 Stück limitiert, der Preis von mehr als 200.000 Euro für die Kundschaft kaum ein Hindernis sein.

Von Axel F. Busse

Alles, was in der Vergangenheit bei Porsche den Namen "Speedster" führen durfte, stellte sich bald als gesuchtes Sammlerobjekt heraus. 1954 wurde ein Sondermodell des damaligen 356ers zum Speedster erklärt, der vorerst Letzte rollte 1994 zu den solventen Kunden. Jetzt, da sich der Lebenszyklus der Baureihe 997 dem Ende zuneigt, gibt Porsche nach dem Motto "das Beste zum Schluss" noch einmal kräftig Gas. Der üppig ausgestattete Speedster wird Sammler in aller Welt motivieren, ein weiteres Mal ihre Schatullen zu öffnen.

Reminiszenzen an Sportwagenromantik

Der Roadster mit dem manuellen Verdeck ist ebenso wie das letztjährige Coupé Sport Classic ein Spagat zwischen High-Tech und Nostalgie. Motortechnische Leckerbissen wie eine Resonanzsauganlage zur optimalen Befüllung der Brennräume treffen sich mit Reminiszenzen an die Sportwagenromantik früher Porsche-Modelle.

Beispiel Felgen: Die "Fuchs-Felge" ist wegen ihres speziellen Designs nicht nur jedem Porsche-Liebhaber vertraut, sondern gilt auch als Klassiker der Rad-Gestaltung. Der Speedster von heute läuft auf 19 Zoll großen Alus, die dem historischen Vorbild präzise nachempfunden sind. Weitere typische Merkmale des Speedsters sind die verkürzte Frontscheibe, die zwar nicht stärker geneigt ist als beim herkömmlichen Cabrio, durch das angepasste Stoffverdeck und die kleineren Seitenscheiben jedoch zu einer auffällig flacheren Silhouette für das ganze Auto führt.

Dickes Heck

Das Heck des Porsche Speedster ist so breit wie beim Turbo Porsche

Dafür wird hinten ordentlich dick aufgetragen: Das Heck ist so breit wie beim Turbo, die schwarz kontrastierten Steinschlag-Schutzfolien verstärken den athletischen optischen Eindruck noch. Hundert Millimeter im Durchmesser gähnen die schwarz lackierten und nano-beschichteten Endrohre unter der extra entwickelten Heckverkleidung. Die Öffnungen sind obendrein noch mit einem Gittereinsatz verziert. Die rückwärtigen Notsitze des 911er-Cabrios sind beim Speedster entfallen.

Zum Verstauen des Verdecks ist Handarbeit gefragt. Den zentralen Verschluss über dem Innenspiegel lieh sich das Sondermodell vom Boxster, zwei Hebel links und rechts oberhalb der Seitenscheiben sind für die Spannvorrichtung nötig. Ist die Haube säuberlich unter dem Verdeckkastendeckel verstaut, werden zwei charakteristische Buckel sichtbar. Sie dürften den Speedster-Fahrern vor allem deshalb wertvoll sein, weil sie vor Verwechslung mit gewöhnlichen Cabrios schützen.

Innenraum als Spielwiese von Sattlern und Dekorateuren

Leder prägt das Cockpit des Porsche 911 Speedster Porsche

Der Innenraum präsentiert sich wie eine Spielwiese von Sattlern und Dekorateuren. Sogar den Türhebeln und Lamellen der Ausströmer wurde eine Lederhaut angezogen, die Sitzpolster erhielten einen Bicolor-Einsatz, der dem Karodesign einer Zielflagge nachempfunden ist. Die geschmackvollen schwarzen Akzente der Außenlackierung wurden als Thema für den Innenraum aufgegriffen und behutsam fortgesetzt. Dabei sind die mit Leder bezogenen Dekorteile in Wagenfarbe gehalten. Eine in Schwarz lackierte Metallplakette auf dem Handschuhkastendeckel zeigt die Seriennummer des Fahrzeuges, wer am schnellsten bestellt, kann sich seine Nummer innerhalb der limitierten Gesamtauflage aussuchen.

Eine weitere Besonderheit ist die aus Aluminium gefertigte Kombination von Wähl- und Handbremshebel. Der Handbremshebel trägt zudem einen aufwendig aus schwarzer Keramik gearbeiteten "Speedster"-Schriftzug. Als Kraftquelle dient der 3,8 Liter große Sechszylinder-Boxer, der als "Kit"-Motor 300 kW/408 PS leistet. Der Speedster wird ausschließlich mit dem Porsche-Doppelkupplungsgetriebe (PDK) ausgeliefert, das die Sprintbestzeit von Null auf 100 km/h bis auf 4,4 Sekunden herunter schrauben kann.

Verschwenderische Extras

Der Porsche 911 Speedster ist auch geschlossen eine Augenweide Porsche

So puristisch das Konzept dieses Roadsters angelegt ist, so verschwenderisch ist das Paket der serienmäßigen Extras geschnürt: Keramikbremsen, elektronisches Fahrwerk, Bi-Xenonlicht, Navisystem und Sport-Chrono-Paket darf der Porschekunde für gewöhnlich extra bezahlen - im Speedster bekommt er alles gleich mit geliefert. Auch für Bose-Anlage, Hinterachs-Quersperre und Reifendruckkontrollsystem ist kein gesonderter Auftrag nötig.

Nur einen Wunsch kann der Speedster dem potenziellen Kunden nicht erfüllen - den nach der Lieblingsfarbe. Es gibt ihn in Blau, in Weiß oder gar nicht. So griffig und unmittelbar, wie sich der Speedster auf der Straße anfühlt, bietet er keine wirkliche Überraschung. Fahraktiv, souverän in Längs- und Querdynamik sind andere Porsche auch. Was auffällt am neuen Zweisitzer ist die Akustik. Auf den heiser-kehligen 911er-Sound, sonst typisch für die Baureihe, wartet man vergeblich. Der Speedster brummelt wie ein satter Bär in niedrigen Drehzahlen, faucht beim Gasstoß kurz auf, um mit kraftvoll-dunkler Geräuschkulisse den energischen Vortrieb angemessen zu untermalen.

Überschaubares Klientel

Bei 201.682 Euro startet der Porsche 911 Speedster Porsche

Der erste Speedster auf der Basis des Modells 356 war eigentlich als Volks-Sport-Wagen geplant, doch der Preis von damals 12.200 D-Mark schränkte den Kreis der in Frage kommenden Kunden auf eine überschaubare Zahl ein. So gesehen hat sich nicht viel geändert, denn angesichts von 201.682 Euro wird es sicher mehr Begeisterte als ausreichend Begüterte geben. Dass eines der 356 Exemplare keinen Käufer findet, braucht man bei Porsche dennoch nicht zu befürchten. (mid)

Vorheriger ArtikelPorsche zeigt Speedster in Los Angeles
Nächster ArtikelUngebremste SUV-Nachfrage
Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

Keine Beiträge vorhanden