Volvo S60 D5 Polestar: Sanftes Tuning

Klein, aber fein

Volvo S60 D5 Polestar: Sanftes Tuning
Dezent ist das Tuning beim Volvo S60 D5 Polestar ausgefallen © Volvo

Ein Leistungsplus von 15 Prozent klingt nicht gerade berauschend. Spürbar sind die zusätzlichen 50 Newtonmeter im Volvo S60 D5 Polestar jedoch ganz gut.

Von Holger Holzer

Bei Design, Verarbeitung und Technik kann der Volvo S60 gegenüber seinen deutschen Premium-Konkurrenten durchaus mithalten. In Sachen Diesel-Power hat der Schwede zumindest beim Quartettspiel und am Stammtisch aber Probleme: Die PS-Skala endet aktuell bei 158 kW/215 PS und damit deutlich unterhalb der Werte von Audi A4, Mercedes C-Klasse und BMW 3er. Zur Nachbesserung hat Volvo den Tuner Polestar bestellt, der dem S60 D5 per Chiptuning zu immerhin 230 PS verhilft.

Tuning-Aufpreis für Volvo S60 D5 bei 1200 Euro

Mit dem Software-Update rückt der Fünfzylinder-Selbstzünder der Mittelklasselimousine zumindest auf Schlagdistanz an die Sechszylinder-Triebwerke der Konkurrenz heran (den aktuellen Mittelklasse-Bestwert hält der Mercedes C250 CDI mit 265 PS). Auch das Drehmoment steigt von 420 Nm auf 470 Nm. Der Preis für die beim Volvo-Händler durchgeführte Aufrüstung beträgt 1200 Euro. Die Herstellergarantie bleibt dabei erhalten. Dieses Tuning ist auch für andere Volvo-Modelle und -Motoren möglich; selbst bei einigen älteren Fahrzeugen kann die Leistungssteigerung nachgerüstet werden.

Doch lohnt sich die Diesel-Top-Version? Äußerlich betrachtet kaum. Denn dokumentiert wird das Motor-Upgrade lediglich durch eine kleine blaue Polestar-Plakette am Heck. Nur Kennern dürfte sie überhaupt auffallen. Wer zusätzlich dezenten sportlichen Schick wünscht, kann das optionale R-Design-Paket mit Tieferlegung, Heckspoilerlippe und matt verchromten Außenspiegeln wählen (4600 Euro). Die Anbauteile sind aber für alle Motorisierungen zu haben, so dass die Polestar-Version auch dann nicht mit äußerlicher Exklusivität glänzen kann. Aber Volvo ist ja sowieso nicht die klassische Marke für Leute, die unbedingt auf dicke Hose machen wollen.

Leichte Anfahrschwäche beim Volvo S60 D5 Polestar

Dezent ist das Tuning beim Volvo S60 D5 Polestar ausgefallen
Auch der Innenraum des Volvo S60 ist dezent gestaltet Volvo

Die wahren Werte liegen beim Polestar-S60 innen: 15 PS Mehrleistung sind zwar nicht die Welt, die 50 Nm mehr Drehmoment aber durchaus spürbar. Das Plus an Durchzugskraft sorgt vor allem bei kurzen Zwischensprints und beim Überholen für einen Zusatzschuss Souveränität. In Erscheinung tritt es aber erst bei rund 2000 Touren; vorher entspricht der Drehmomentverlauf dem des Standardmodells. Und so zeigt auch der Polstar-Volvo zumindest in Verbindung mit dem manuellen Sechsganggetriebe eine leichte Anfahrschwäche.

Beim Normverbrauch von 4,5 Litern ändert sich durch den Eingriff in die Motorsteuerung nichts. Erreichbar ist er aber – so wie bereits in der nicht-getunten Version – kaum. In der Praxis werden eher sechs bis sieben Liter durch die Einspritzdüsen der fünf Zylinder gepresst. Angesichts der guten Fahrleistungen – 7,2 Sekunden von null auf 100 km/h, 230 km/h Höchstgeschwindigkeit – ist das zwar kein Top-Wert, aber durchaus noch im Rahmen. Auch dank der serienmäßigen Start-Stopp-Automatik. Ebenfalls unverändert bleibt der Klang des Fünfzylinders, der zwar akustisch präsenter ist als die meisten Sechszylinder, aber mit kernigem Charakter überzeugt.

Lohnenswertes Tuning für den Volvo S60 D5

Dezent ist das Tuning beim Volvo S60 D5 Polestar ausgefallen
Der Volvo S60 beginnt bei 34.800 Euro Volvo

Überzeugen kann unter dem Strich auch das Tuning. Rund 1200 Euro Aufpreis (plus Montage und TÜV) sind bei einem Auto, das mindestens 34.800 Euro kostet, nicht die Welt. Im Gegenzug könnte man etwa an der gleich teuren Standheizung sparen. Und der Effekt des Chip-Tunings ist nicht nur im Winter, sondern zu jeder Jahreszeit spürbar. Da zudem die Herstellergarantie unbeeinflusst bleibt, kann man mit dem Eingriff wenig falsch machen. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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