Der Europa-Ableger von Toyota hat den Avensis speziell für den europäischen Markt überarbeitet. Dabei hat der Mittelklässler ein dynamischeres Design erhalten, der Volumenmotor agiert souverän, aber behäbig.
Von Thomas Flehmer
Das nennt man Mündigkeit. Für die Überarbeitung des Toyota Avensis gaben die Japaner der Europazentrale in Brüssel freie Hand. "Wir bekamen grünes Licht aus Japan, sodass es bei Toyota zum ersten Mal ein rein europäisches Facelift gibt", sagt Will Fijneman, Direktor des Toyota-Design-Centers in Nizza.
Dynamischere Front des Toyota Avensis
Besonders an der Front kam die Überarbeitung zu Gute. Die Scheinwerfer wurden schmaler gestaltet, der Kühlergrill trapezförmig. Dadurch wurde ein dynamischerer Auftritt erzeugt. Dagegen wurde am Heck mit Neuerungen gespart, sodass dort die asiatische Herkunft nicht zu verleugnen ist, auch wenn die Heckleuchten neu gestaltet wurden.
Im Innenraum verleiht die neue Mittelkonsole und das Cockpit dem Avensis mehr Wertigkeit. Die Sitze wurden schärfer konturiert und neue Materialien eingesetzt. So ganz kann der Avensis den Biedermann-Eindruck nicht verscheuchen, aber der herrscht in diesem Segment ja auch bei den meisten Mitbewerbern vor.
4,6 Liter Verbrauch beim Toyota Avensis 2.0 D-4D
Vom Platz her können sich alle Insassen wohl fühlen. 2,70 Meter Radstand reichen für die Beinfreiheit in der 4,71 Meter langen Limousine und dem sieben Zentimeter längeren Kombi aus. Wie in der Mittelklasse in Deutschland üblich werden sich rund 83 Prozent der erwarteten 10.000 Käufer im kommenden Jahr für diese Version entscheiden. Sie können dann im Kofferraum Gepäck zwischen 543 und 1690 Litern verteilen.
Personen und Gepäck werden dabei zu 45 Prozent mit dem überarbeiteten 2.0 D-4D mit 91 kW/124 PS transportiert. Der Verbrauch des Selbstzünders wurde dabei um 15 Prozent gesenkt und soll nun nur 4,6 Liter als Kombi auf 100 Kilometern verbrauchen, was einem CO2-Ausstoß von 119 Gramm pro Kilometer bedeutet. Vor allem für die rund 75 Prozent der erwarteten Geschäftskunden ist ein Ausstoß von unter 120 Gramm ein wichtiges Kaufkriterium.
Direktere Lenkung im Toyota Avensis
Allerdings müssen sie ein wenig Geduld mitbringen, sollte der Verbrauch nicht allzu sehr in die Höhe schnellen. Denn trotz eines maximalen Drehmomentes von 310 Newtonmetern zwischen 1600 und 2400 Umdrehungen pro Minute agiert der zwischen 1,585 und 1,710 Tonnen schwere Avensis in den unteren Drehzahlen behäbig. So muss auch häufig die gut einlegbare Sechsgang-Schaltung bewegt werden, denn schaltfaul fahren ist im Avensis nicht drin. Bei Tempo 70 km/h ist der sechste Gang noch nicht erwünscht und der Motor quittiert das mit einem Murren.
So drückt der rechte Fuß das Gaspedal stärker herunter, um den Avensis bei Laune zu halten. Erst einmal in Fahrt machen sich die Überarbeitungen an Lenkung und Fahrwerk bemerkbar. Die Servolenkung ist direkter eingestellt, das Fahrwerk neu abgestimmt, das Geräuschniveau nicht als solches zu bezeichnen. So lässt sich der Avensis gemütlich über Land kutschieren, aber auch in höheren Geschwindigkeitsbereichen bis zur Spitze von 200 km/h agiert der Kombi souverän.
Toyota Avensis startet bei 22.700 Euro
Das erstmals beim Yaris eingesetzte Navigationssystem "Touch and Go" weist auch dem Avensis den Weg, der auf dem 6,1 Zoll großen Bildschirm gut zu erkennen ist. Diese 550 Euro sind gut angelegt. Für 400 Euro mehr gibt es das neue "Touch and Go Plus" mit Sprachsteuerung und 3D-Darstellung – allerdings nur für die höchste Ausstattungsvariante "Exekutive".
Die meisten der Käufer wählen die mittlere Linie "Life", die bereits Tempomat, Zweizonen-Klimaautomatik und Lederlenkrad, Rückfahrkamera und Bluetooth-Freisprecheinrichtung an Bord hat. Dafür werden ab dem 21. Januar dann mindestens 24.550 Euro fällig, das sind 1850 Euro mehr als bei der Einstiegsvariante mit dem 1,6 Liter großen Benziner mit 97 kW/132 PS.
Hybridantrieb mit der nächsten Toyota Avensis-Generation
Die 45 Prozent, die den 2.0 D4-D in der Variante "Life" wählen, müssen mindestens 26.800 Euro aufbringen, die Kombiversion kostet jeweils einen Tausender mehr. Wer eine Hybridversion ordern möchte, muss sich aber noch gedulden. Wahrscheinlich wird es den Hybrid beim nächsten Generationenwechsel 2014/2015 geben, heißt es. Dann allerdings kommt die Vorlage wohl wieder direkt aus Japan – trotz aller Mündigkeit der europäischen Zentrale.
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