Ssangyong Torres: Er liebt die Show

Ssangyong Torres: Er liebt die Show
Der Ssangyong Torres ist mit einem ausdrucksstarken Design unterwegs. © Ssangyong

Sein Design kommt etwas martialisch daher. Davon sollte man sich aber beim Ssangyong Torres nicht täuschen lassen. Er gehört zu den eher sanften Vertretern seiner Zunft.

Der Ssangyong Torres sieht aus wie ein echter Abenteurer für Outback und Urwald. Sein wilder Auftritt ist aber vor allem Show: Der Südkoreaner zählt eher zu den soften Vertretern der Crossover-Zunft und verfügt dabei über außergewöhnlich harmonische Umgangsformen. Die versöhnen auch mit ein paar Ecken und Kanten an anderer Stelle.

Zunächst einmal ist der Torres ein echter Hingucker. Die wuchtige Front erinnert an martialische Offroader vom Schlage eines Hummer, die Zurrösen auf der Motorhaube und die Heckklappe mit ihrem stilisierten Ersatzrad strahlen klassisches Offroad-Flair aus. Dazu kommen ungewöhnliche Elemente wie ein Knick in der Dachlinie oder eine farblich abgesetzte C-Säulenverkleidung. Richtig stimmig ist das nicht immer, vom skurrilen Stil früherer Ssangyong-Modelle setzt sich der Torres trotzdem deutlich ab.

Crossover mit 4,70 Meter Länge

Mit 4,70 Metern Länge sortiert sich der Crossover unterhalb des Flaggschiffs Rexton ein, bietet aber nicht viel schlechtere Platzverhältnisse. Vor allem der riesige Kofferraum mit bis zu 1663 Litern Volumen dürfte Heimwerker, Freizeitsportler und anderen Transportinteressierten gefallen.

Weil unter dem doppelten Boden Platz für Kleinkram ist und die Heckklappe so steil steht, dass auch eine Waschmaschine dahinter passt, stimmt auch die Nutzbarkeit. Überraschenderweise verzichten die Koreaner aber darauf, eine dritte Sitzreihe als Option anzubieten, wie es in dieser Klasse eigentlich Standard ist. Platz genug wäre auf jeden Fall. Einschränkungen müssen auch Gespannfahrer hinnehmen: Mit 1.500 Kilogramm maximaler Anhängelast bleibt der Koreaner unter dem üblichen Niveau in dieser Klasse.

Ein Hauch von Premium im Innenraum

Das Cockpit des Ssangyong Torres ist modern gestaltet – und qualitativ gut verarbeitet. Foto: Ssangyong

Geräumig geht es auch im Passagierabteil zu, das auf den ersten Blick fast schon Premium-Flair ausstrahlt. Erst aus der Nähe fallen die großen Kunststoffflächen auf, die den wertigen Eindruck etwas dämpfen.

Und auch die etwa aus Audi-SUVs bekannte Doppelbildschirmeinheit in der Mittelkonsole entzaubert sich bei eingeschalteter Zündung ein wenig, zeigt eine eher dunkle und pixelige Grafik. Allerdings ist der Torres mit seinem Startpreis von knapp 40.000 Euro auch deutlich günstiger als ein ähnlich großes Modell aus Ingolstadt.

Infotainment-System mit Schwächen

An Ergonomie und Bedienung gibt es nichts auszusetzen. Trotz des Doppel-Bildschirms bleibt der Torres ein analoges Auto, das vor allem über klassische Schalter und Tasten bedient wird. Wer das Geblinke, Gepiepse und Geklingel moderner Cockpits nicht leiden kann, ist hier eh an der richtigen Adresse. Auch, weil die Koreaner ihren Assistenzsystemen einen geradezu wohlklingenden Warnton komponiert haben. Die dezente und harmonische Tonfolge hat gar nichts von den schrillen und alarmistischen Signalen anderer asiatischer Hersteller. Selbst europäische Premiummarken könnten sich hier noch inspirieren lassen.

Nicht ganz auf der Höhe ist allerdings das Infotainmentsystem, das bei Grafik und Geschwindigkeit Schwächen zeigt. Android Auto und Apple Car Play sind zudem nur per Kabel nutzbar.

Gut abgestimmtes Fahrwerk

So entspannt wie die elektronischen Helfer arbeiten, agiert der Ssangyong auf der Straße. Beim Fahrwerk haben die Koreaner einen ordentlichen Kompromiss aus Verbindlichkeit und Komfort gefunden, der das große Auto zwar weder zu einer Sänfte noch zum Dynamiker macht, ihm aber Stabilität und Langstreckenqualitäten verleiht. Der 1,5-Liter-Turbobenziner mit überschaubaren 163 PS PS erledigt seine Aufgabe in Zusammenarbeit mit der Sechsgangautomatik überraschend souverän, zieht den Torres über die Vorderräder kräftig nach vorn, ohne dabei zu häufig seine Stimme erheben zu müssen.

Lediglich an der Tankstelle wünscht man sich den in dieser Klasse ansonsten üblichen Diesel: Mit knapp 8 Litern muss man selbst bei zurückhaltender Fahrweise rechnen. Auf der Autobahn oder im Stadtverkehr geht es auch Richtung Zweistelligkeit.

Auch Allrad im Angebot

Das Heck des Ssangyong Torres lässt sich sehen. Foto: Ssangyong

An Alternativen zum Vierzylinderbenziner mit Frontantrieb, der ab knapp 40.000 Euro zu haben ist, hat Ssangyong lediglich noch eine Allradvariante sowie das rein elektrische Modell Torres EVX im Angebot. Echte Preisbrecher sind sie alle nicht, dank ordentlicher Ausstattung müssen sie sich aber vor Konkurrenten wie Kia Sorento, Hyundai Santa Fe oder Nissan X-Trail nicht verstecken. Während das Basismodell „Amber“ noch relativ mager daher kommt, bietet „Quartz“ für 42.000 Euro bereits ein gutes Niveau bei Optik- und Komfort-Extras. Zum Lieferumfang zählen etwa 17-Zoll-Leichtmetallfelgen, Navigation und ansehnliche Kunstledersitze. Wer noch einmal 5.500 bis 6.500 Euro drauf legt, erhält eine Quasi-Komplettausstattung.

Der Ssangyong Torres sieht nach Abenteuer aus, ist aber ein sanfter und komfortabler Geselle, der sowohl bei Transportaufgaben als auch auf der Langstrecke ein guter Begleiter ist. Ein paar Design-Schrullen und das betagte Infotainment muss man dann allerdings akzeptieren. Das faire Preisniveau und vor allem die fünfjährige Garantie erleichtern das aber wiederum. (SP-X)

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