Skoda Octavia Combi RS Diesel: Kleine Prise Unvernunft

Kräftiger, sparsamer Motor

Skoda Octavia Combi RS Diesel: Kleine Prise Unvernunft
Der Skoda Octavia Combi RS Diesel verfügt über 170 PS © Skoda

170 PS verhelfen dem Dieselmotor im Skoda Octavia Combi zum Kürzel RS. Die sportlichen Zutaten sind allerdings vornehmlich optischer Natur.

Von Peter Eck

So könnte ein automobiler Cocktail für Familienväter aussehen, die ab und zu sehnsüchtig an ihren Junggesellen-Porsche zurückdenken: ein geräumiger Kombi der Kompaktklasse zum fairen Preis, ein kräftiger, aber sparsamer Motor und quasi als Reminiszenz eine sportliche Optik – fertig ist der Skoda Octavia Combi RS, wobei RS sozusagen für die Prise Unvernunft an diesem Vernunftfahrzeug steht.

Kein "GTI-Gefühl" im Skoda Octavia Combi RS Diesel

Allzu ernst darf man das sportive Kürzel also nicht nehmen. Der RS-Kombi des Octavia verfügt über den Vierzylinder-Konzerndiesel mit 170 PS, ein Aggregat, das auch z.B. im Golf (als GTD) oder im Seat Leon zum Einsatz kommt. An diesem Motor gibt es natürlich rein gar nichts auszusetzen: Er ist einigermaßen leise, hat ein mächtiges Drehmoment und ist mit einem offiziellen Verbrauch von sechs Litern auch ausreichend sparsam.

Soviel sei allerdings gleich gesagt: Wir benötigten während unserer Testwochen im Schnitt 7,2 Liter, also 20 Prozent mehr als angegeben. Und eines ist der Motor natürlich nicht - sportlich. Wer ein "GTI-Gefühl" haben will, sollte zur RS-Benzinversion greifen, in der Skoda den ebenfalls bekannten 2,0-Liter mit 200 PS zum Einsatz bringt.

Allradantrieb wird beim Skoda Octavia Combi RS Diesel nicht vermisst

Gute Kurvenlage mit dem Skoda Octavia Combi RS Diesel Skoda

Der starke Diesel in unserem Octavia macht nach einer kleinen Denkpause im unteren Drehzahlbereich mächtig Dampf. In Verbindung mit dem relativ sportlich abgestimmten Fahrwerk des Fronttrieblers sorgt dies für eher weniger Fahrkomfort, verleitet aber dazu, dessen Möglichkeiten in schnellen Kurven bis an die Grenzen auszutesten. Dabei liegt der Kombi stets wie auf Schienen, auch ganz ohne Allradantrieb. Den gibt es ja auch nur für den kleineren Diesel mit 140 PS, der aber wiederum ohne die RS-Optik auskommen muss. Sei´s drum: Den 4x4-Antrieb haben wir nicht vermisst, Spaß macht die Antriebskombination auch so.

Viel mehr an Sportlichkeit, außer vielleicht einigen optischen Merkmalen wie Spoiler, gelochte Pedale oder 18-Zoll-Räder, darf man von diesem Fahrzeug dann aber auch nicht mehr erwarten. Der Rest ist zwar nicht schweigen, aber zumindest mehr Kopf- als Bauchsache. So bietet der Tscheche viel Platz, einen großen Kofferraum und eine narrensichere Bedienung im Stil des Mutterhauses VW.

Fairer Preis für Skoda Octavia Combi RS Diesel

Der Skoda Octavia Combi RS Diesel zeigt sich "Simply Clever" Skoda

Und er ist – anders als viele Produkte aus Wolfsburg – zu einem fairen Preis erhältlich. Unser Testwagen kostet mit dem Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe DSG an Bord 31.890 Euro. Da ist dann schon fast alles inklusive: Xenon-Licht zum Beispiel, aber auch Leder-Stoff-Sitze, Klimaautomatik, Parksensoren vorne oder eine Reifendrucküberwachung. Eigentlich fehlt nur noch ein Navi, das bei Skoda ab 790 Euro erhältlich ist. Und wer auf das DSG verzichtet, erhält den Skoda Octavia Combi RS schon für 30.000 Euro - und bekommt sogar noch einen Zehner raus.

Mängel gab es an unserem Testwagen keine, für echte Kritik muss man schon sehr genau hinschauen. So könnte die Zuladung (465 Kilo) ruhig noch ein wenig höher ausfallen. Und die sauber verarbeiteten Kunststoffe im Innenraum wirken etwas weniger wertig als in einem Golf. Außerdem ist das Design, zieht man die RS-Optik ab, letztlich doch sehr zurückhaltend und nicht mehr ganz taufrisch. Das wird der Käufer angesichts des gebotenen Preis-/Leistungsverhältnisse jedoch gerne in Kauf nehmen. "Simply Clever", der Skoda-Slogan hat hier seine volle Berechtigung.

Kürzel RS im Skoda Octavia Combi RS Diesel nicht zu ernst nehmen

Abstriche müssen bei der Sportlichkeit des Skoda Octavia Combi RS Diesel gemacht werden Skoda

Wenn man das Kürzel RS also nicht allzu ernst nimmt, etwa im Sinne eines Audi RS auffasst, dann bietet der Skoda Octavia Combi in dieser Version vieles von dem, was man als Autofahrer von seinem Fahrzeug erwartet. Und dazu noch eben diese kleine Prise (vorwiegend optischer) Unvernunft, die man im Familienrat gerade noch durchsetzen kann. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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