Skoda Octavia Combi LPG: Rechnen lohnt sich

1300 Euro Aufpreis

Skoda Octavia Combi LPG: Rechnen lohnt sich
Der Skoda Octavia kommt bei chinesischen Kunden gut an. © Skoda

Skoda hat dem Octavia Combi eine Autogas-Variante zur Seite gestellt. Die Mehrkosten für den LPG-Skoda können sich schnell amortisieren, allerdings hat die tschechische VW-Tochter auch ein wenig geschummelt.

Von Holger Holzer

Elektroautos sind zu teuer, Erdgasautos kann man kaum irgendwo auftanken und Wasserstofffahrzeuge gibt es für Privatleute nicht zu kaufen. Wer also eine Alternative zu Benzin und Diesel sucht, landet fast automatisch beim Autogas (LPG). Im wachsenden Modellangebot gehört der Skoda Octavia Combi zu den praktischsten.

Gastank in Reserveradmulde des Skoda Octavia LPG

Nicht nur der vom konventionellen Modell bekannte große Laderaum macht den Tschechen zu einer besonders komfortablen Wahl, auch das gut integrierte Gas-System. Anders als viele andere Hersteller lässt Skoda seinen kompakten Kombi nicht nachträglich bei einem Spezialisten nachrüsten, sondern baut ihn komplett selbst.

Das hat Vorteile. So gibt es im Cockpit eine vollwertige analoge Tankanzeige inklusive digitaler Restweitenanzeige über den Bordcomputer. Bei anderen Modellen muss der Fahrer mit einer wenig präzisen Lämpchen-Skala auskommen, die eigentlich nur die Zustände "voll", "halbvoll" und "fast leer" kennt. Wer die Tankstelle anfährt, kann sich zudem über das hinter der normalen Tankklappe befindliche Füllventil freuen. Bei vielen Nachrüstmodellen garantieren Ventile am hinteren Stoßfänger schmutzige Hände beim Gasnachfüllen. Nicht zuletzt ist der Gastank beim Octavia platzsparend in der Reserveradmulde untergebracht. Das gibt es zwar auch beim nachträglichen Einbau, in einigen Fällen muss die LPG-Flasche aber auch im Kofferraum untergebracht werden.

Skoda setzt auf alten 1,6 Liter Benziner

Beim Skoda Octavia Combi LPG tritt die Amortisation schnell ein.
Skoda hat den Gastank in der Reserveradmulde verbaut Skoda

Ansonsten unterscheidet sich der Autogas-Skoda jedoch nicht von anderen LPG-Modellen: Der 55 Liter große Benzintank bleibt erhalten und dient einerseits als Reserve, wenn der Hauptkraftstoff ausgeht, andererseits zum Anfahren. Die ersten paar hundert Meter legt der Octavia nämlich konventionell zurück, bis das Ventil im Heck metallisch schnappend die Spritversorgung umschaltet. Der Motor läuft dann hörbar rauer und entwickelt weniger Leistung.

Der Unterschied von 75 kW/102 PS im Benzinbetrieb und 72 kW/98 PS bei der Gasverbrennung ist allerdings im Alltag kaum zu merken. Denn besonders beeindruckend ist die Kraftentfaltung in beiden Fällen nicht. Womit wir bei den schwächeren Eigenschaften des LPG-Mobils angekommen wären. Skoda setzt hier den trägen und schluckfreudigen 1,6-Liter-Benziner ein, der nicht ohne Grund aus den konventionellen Modellen längst verschwunden ist. Der Vierzylinder geht eher rau und ohne besonderes Temperament an die Arbeit, so dass fleißiges Rühren im Fünfganggetriebe gefragt ist, um vor allem bei voller Beladung nicht zum Verkehrshindernis zu werden. Apropos: Ein sechster Gang hätte gut getan, denn bei Autobahntempo zerrt das hohe Drehzahlniveau akustisch an den Nerven.

Skoda Octavia Combi LPG benötigt zehn Liter Autogas

Beim Skoda Octavia Combi LPG tritt die Amortisation schnell ein.
Der Tankvorgang beim Skoda Octavia Combi LPG geht recht einfach Skoda

Aber Geräuschkomfort und Durchzugskraft erwartet man von einem Autogasauto in der Regel nicht. Viel wichtiger sind finanzielle Aspekte. Mit einer Gastankfüllung von 44 Litern, die rund 31 Euro kostet, kommt man bei gemäßigter Fahrweise rund 440 Kilometer weit (Testverbrauch: 10 Liter/ bei 0,70 Euro/Liter). Das entspricht 100-Kilometerkosten von rund sieben Euro. Wer den Skoda im Benzinbetrieb fährt, zahlt für die gleiche Strecke rund 12 Euro (Testverbrauch: acht Liter bei 1,50 Euro/Liter).

Da es den Motor aber nicht mehr als reinen Benzinverbrenner gibt, hilft das bei der Kostenfrage nicht viel weiter. Wir ziehen als Vergleichsmotor den moderneren 1,2-Liter-Turbobenziner mit 77 kW/105 PS heran, der in der Praxis rund 6,5 Liter benötigt. 100 Kilometer Fahrt kosten rund 9,75 Euro. Der Aufpreis für das LPG-Modell von 1300 Euro amortisiert sich dann nach knapp 47.000 Kilometern. Allerdings können weiter steigende Spritpreise die Rechnung günstiger machen – ein nicht ganz unwahrscheinliches Szenario. Autogas ist zunächst bis 2018 steuerbegünstig, Preiserhöhungen von Seiten der Mineralölkonzerne fallen somit nicht so stark ins Gewicht.

Höhere Steuern beim Skoda Octavia Combi LPG

Beim Skoda Octavia Combi LPG tritt die Amortisation schnell ein.
Eine gesonderte Tankanzeige befindet sich im Skoda Octavia Combi LPG Skoda

Gegengerechnet werden muss aber die Kfz-Steuer. Da der Autogas-Octavia mit einem recht alten und großen Motor ausgerüstet ist und LPG bei der CO2-Bilanz nur wenig besser abschneidet als Benzin, werden jährlich 110 Euro fällig. Für den Octavia 1.2 TSI zahlt man lediglich 72 Euro.

Unterm Strich kann sich der Umstieg auf Autogas also durchaus lohnen. Absolute Vielfahrer sollten aber auch den Diesel nicht von ihrer Optionsliste streichen. Auch den gibt es im Ocatavia Combi, und zwar nur knapp 1000 Euro teurer als das LPG-Modell. Aber egal, ob reiner Benziner, Diesel oder Autogas: Die ausgeprägten Tugenden des tschechischen Kombis sind überall gleich – viel Platz, gute Verarbeitung und durchdachte Bedienung. (SP-X)

Vorheriger ArtikelGünstige Autogasanlage für Lada Niva
Nächster ArtikelAudi Abt AS1 Sportback: Auf Golf GTI-Niveau
Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

Keine Beiträge vorhanden