Range Rover Evoque: Nur mit Diesel

Viel Auto, hoher Verbrauch

Range Rover Evoque: Nur mit Diesel
Der Range Rover Evoque hat viel zu bieten, kostet aber auch viel. © Range Rover

Der Range Rover Evoque hebt sich ab von anderen Geländewagen. Gut, auch er ist schwer und verbraucht als Benziner viel zu viel, doch ihm haftet dabei etwas Besonderes an.

Von Peter Eck

Jetzt mal unter uns: Anders als offensichtlich viele andere Autofahrer bin ich persönlich kein großer SUV-Fan. Die vermeintlichen Vorteile dieser Bauart – gute Übersicht, Allradantrieb, Platzangebot – halten einer genaueren Betrachtung kaum Stand: Je mehr SUV auf unseren Straßen fahren, desto weniger gut fällt dann auch die Übersicht aus, Allradantrieb haben viele SUVs vor allem in der Kompaktklasse sowieso nicht mehr und beim Stauraum bieten Kombis oft intelligentere Lösungen – und sind häufig auch mit Allradantrieb zu haben.

Zudem sind SUV teurer als andere Fahrzeuge der gleichen Klasse und verbrauchen meist auch mehr Sprit. Schwer wiegt meiner Meinung nach zudem der vor allem in der Stadt doch etwas albern wirkende "Abenteuer-Appeal" der Kisten.

Range Rover Evoque teuer und durstig

Der Range Rover Evoque hat meine Vorurteile jedoch zumindest partiell über den Haufen gefahren. Natürlich ist auch er (zu) groß und (zu) schwer, vor allem aber teuer und durstig – aber: was für ein Design hat Range Rover da hingezaubert. Der Evoque ist das erste SUV, das gar nicht erst einen Pseudo-Anspruch auf Gelände-, Wald- und Furtgängigkeit erhebt, sondern sich als Fahrzeug für die Großstadt offeriert. Dass ausgerechnet dieses Auto, wenn man es denn mit Allradantrieb bestellt, als echter Range Rover wahrscheinlich geländetauglicher ist als die meisten Wettbewerber, ist ein schöner Nebeneffekt und darf hier einfach mal angenommen werden. Wir haben es auf jeden Fall nicht ausprobiert.

Das Cockpit des Range Rover Evoque Range Rover

Der mächtige Bug, seine hohe Gürtellinie mit den schmalen Fenstern und die großen Räder scheinen den Evoque in der Theorie gar nicht so weit von anderen SUV zu unterscheiden. Es ist aber die Art und Weise, wie die Designer die Vorgaben umgesetzt haben, die dieses Fahrzeug so besonders machen. Der Evoque wirkt vor allem als Dreitürer eher wie eine Messe-Studie, die nie zur Serie wird, denn als ein käufliches Serienmodell. Während sich Fenster nach hinten immer mehr zu schmalen Schlitzen verjüngen, was auch dem stark abfallenden Dach zu verdanken ist, wirkt der Evoque unterhalb der Gürtellinie robust und unverwüstlich, wie man es von einem Range erwartet.

Fünftürer des Evoque praktischere Version

Wir fuhren den Fünftürer, die optisch weniger spektakuläre, dafür aber praktischere Version. Auch diese Karosserieversion reicht aus, um begehrliche Blicke anderer Verkehrsteilnehmer zu registrieren. Anders, als man es vermuten könnte, sitzt man im Evoque ausgezeichnet, vorne sowieso, hinten zwei Erwachsene immer noch ausreichend. Allerdings kostet die formale Gestaltung natürlich Kopffreiheit, wer 1,80 Meter überschreitet, wird sich auf langen Strecken im Fond weniger wohl fühlen.

Range Rover lieferte uns das Fahrzeug überraschenderweise mit dem 2,0-Liter-Benzinmotor (177 kW/240 PS) aus. Das dürfte für fast jeden Fahrer die schlechteste Wahl sein. Denn wie es bei so großen und schweren Fahrzeugen üblich ist, mutieren Benziner dann zu Spritfressern. Wir waren mit einem Durchschnittsverbrauch von über elf Litern, auf einzelnen schnellen Autobahnabschnitten waren es auch gerne mal 14, meilenweit vom versprochenen Durchschnitt (8,7 Liter) entfernt. Nein, mit den beiden 2,2-Liter-Dieselvarianten (110 kW/150 PS oder 140 kW/190 PS) dürfte man im Alltag in Sachen Durchzug und Verbrauch deutlich besser bedient sein.

Lieber Diesel statt Benziner

Das Heck des Evoque Range Rover

Der Benziner hatte mit dem Evoque seine liebe Mühe, auch das Sechsgang-Automatikgetriebe fand nicht immer auf Anhieb die passende Übersetzung. Dafür arbeitete die Lenkung einwandfrei und blieb trotz Allradpower frei von Antriebseinflüssen. Die passgenauen Ledersitze und die harmonische Federung taten ihr Übriges, um diesen Range zu begehrten Langstreckenfahrzeug zu machen – zumindest bis zum nächsten Schock-Tankstopp.

Wie aber schon gesagt: Der Evoque ist schlechthin das SUV für die Stadt. Genauer gesagt ist das mit 4,37 Metern überraschend kompakte Fahrzeug ein Angebot für den gut verdienenden Stadtmenschen. Denn bei einem Grundpreis von 40.000 Euro, der Dreitürer kostet sogar 1.000 Euro mehr, und ausgestattet mit den gängigen Extras wie einem Navisystem mit dem leider etwas pixeligen Bildschirm, sind 50.000 oder sogar 55.000 Euro schnell erreicht.

Der Evoque will eben als Skulptur und als Design-Ikone aufgefasst werden. Aber eine, mit der man bei Bedarf auch locker mal eine kleine Landflucht begehen kann. (SP-X)

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Frank Mertens
Nach dem Studium hat er in einer Nachrichtenagentur volontiert. Danach war er Sportjournalist und hat drei Olympische Spiele begleitet. Bereits damals interessierten ihn mehr die Hintergründe als das Ergebnis. Seit 2005 berichtet er über die Autobranche.

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