Peugeot RCZ 155 THP: Gelungene Abnabelung

Sportcoupé mit 156 PS

Peugeot RCZ 155 THP: Gelungene Abnabelung
Dem Peugeot RCZ sieht man nicht an, dass er vom 308 abstammt. © Peugeot

Der Peugeot RCZ ist ein schickes Sportcoupé zu einem annehmbaren Preis. Dass der kompakte Sportler dabei vom eher biederen 308 abstammt, wird in keiner Hinsicht deutlich.

Von Holger Holzer

Die Pkw von Peugeot stehen nicht unbedingt für herausragende Sportlichkeit. Dabei haben die Franzosen in ihren Regalen einige Zutaten, die in geschickter Kombination durchaus Dynamik entfalten können, wie der kompakte RCZ zeigt.

Peugeot RCZ nur als Zweisitzer nutzbar

Coupés sind schön, aber unpraktisch. Das gilt natürlich auch für Peugeot. Der vom durchaus geräumigen 308 abgeleitete RCZ ist zwar laut Papierform ein 2+2-Sitzer, die hintere Zweierbank ist aber für lebende und fühlende Wesen nicht nutzbar. Selbst kleinen Kindern reicht die Kniefreiheit nicht aus. Kindersitz oder Babyschale passen schon mal gar nicht – selbst wenn man sie erfolgreich durch die schmale Lücke zwischen Vordersitzlehne und Dachkante bugsieren könnte. Natürlich – das ist eine lässliche Sünde für ein Sportcoupé, vor allem wenn es im Ausgleich einen im Klassenvergleich geradezu verschwenderisch großen Kofferraum bietet. Bei einigen Konkurrenten ist das Platzangebot in dieser Hinsicht jedoch ausgewogener.

Etwa beim Audi TT, der zwar eine Preisklasse höher fährt, aber optisch unübersehbar zu den Inspirationen des RCZ zählt. Die Franzosen haben aber nicht bloß die Proportionen am Vorderwagen und das kuppelförmige Dach kopiert, sondern so viele eigene Zutaten beigegeben, dass ihr Modell alles andere ist als ein bloßer Abklatsch. Und das rassige Aussehen ist in diesem Fall eben die gute Seite der Coupé-Medaille. Auch im Innenraum haben sich die Franzosen nicht lumpen lassen und sorgen unter anderem mit ergonomischen Sitzen und einer durchaus geschmackvollen Analoguhr im Armaturenbrette für sportliche Anmutung. Dass der RCZ vom Peugeot 308 abstammt, ist jedenfalls weder vom Straßenrand noch vom Fahrersitz aus sofort zu erkennen.

Peugeot RCZ mit passablem Verbrauch

Der Eindruck fehlender Familienähnlichkeit hält sich auch nach dem Drehen des Zündschlüssels. Zwar hat auch der 308 mit der traditionellen französischen Vorliebe für weiche Fahrwerke nicht mehr viel am Hut, der RCZ geriert sich aber noch eine Schippe agiler. Mit verbindlichen Dämpfern, exakter und präziser Lenkung sowie knackiger Sechsgangschaltung muss sich der Fronttriebler beispielsweise vor der Ingolstädter Konkurrenz nicht verstecken. Kehrseite der Medaille ist eine gewisse Ruppigkeit bei niedrigem und mittlerem Tempo – Spurrillen und Schlaglöcher dringen dann auch aufgrund der breiten Bereifung fast ungefiltert zum Fahrer durch.

Doch ein Design-Upgrade bei einem 308 plus härtere Dämpfer machen noch kein sportliches Auto. Für ein stimmiges Gesamtpaket sorgt erst der richtige Motor – und den hat Peugeot glücklicherweise schon länger im Regal. Im Testwagen arbeitet der 1,6-Liter-Turbobenziner aus der Kooperation mit BMW, der unter anderem auch im Mini seinen virilen Dienst tut. Im RCZ hat der Vierzylinder zwar ein paar Kilogramm mehr zu schleppen, doch auch in der gefahrenen Einstiegsvariante mit 115 kW/156 PS vermag er durchaus Temperament zu entwickeln. Sein kerniges, aber nie nervendes Idiom passt sich dem druckvollen und gleichmäßigem Vorwärtsdrang an. Der Praxisverbrauch von 8,5 Litern ist angesichts des Gebotenen durchaus akzeptabel.

Geschickte Kombination des Peugeot RCZ

Auch wenn am Anfang des Textes der Audi TT als Vergleich herangezogen wird – ganz fair ist es nicht, beide Modelle in einen Topf zu schmeißen. Denn der Peugeot ist mit einem Basispreis von 27.650 Euro zwar alles andere als ein Schnäppchen (den vergleichbar motorisierten und deutlich geräumigeren 308 155 THP gibt es schon für 6100 Euro weniger), vom Ingolstädter trennen ihn jedoch immer noch fast 3000 Euro. Und das, ohne die ordentliche Ausstattung in Rechnung zu stellen. Serienmäßig an Bord sind unter anderem Zweizonen-Klimaautomatik, Parksensoren für das Heck (empfehlenswert, da das Ende von selbigem vom Fahrersitz aus nicht zu sehen ist), Lederlenkrad, 18-Zoll-Felgen und Tempomat.

Wer ein bezahlbares Sportcoupé sucht, wird beim RCZ also fündig. Der Franzose kombiniert geschickt die Brot-und-Butter-Plattform mit neuem Design und flottem Motor. Die üblichen Einschränkungen muss man zwar hinnehmen, dafür gibt der Franzose auch durchaus ein angemessenes Maß an Fahrspaß zurück. (SP-X)

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Thomas Flehmer
Der diplomierte Religionspädagoge arbeitete neben seiner Tätigkeit als Gemeindereferent einer katholischen Kirchengemeinde in Berlin in der Sportredaktion der dpa. Anfang des Jahrtausends wechselte er zur Netzeitung. Seine Spezialgebiete waren die Fußball-Nationalelf sowie der Wintersport. Ab 2004 kam das Autoressort hinzu, ehe er 2006 die Autogazette mitgründete. Seit 2018 ist er als freier Journalist unterwegs.

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